Fasten liegt im Trend, insbesondere auch bei jungen Menschen in Deutschland. Das ergab jüngst eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK. Demnach finden zwei Drittel der unter 30-Jährigen einen Verzicht vor allem auf Alkohol, Süßigkeiten und Fleisch sinnvoll – mehr als in jeder anderen Altersgruppe. Ein neues Argument für das Fasten liefert jetzt eine Studie der Universität Cambridge. Demnach kann Fasten Entzündungsprozesse im Körper verhindern.
Die Rolle des Inflammosoms
Forschende wissen schon seit einiger Zeit, dass insbesondere eine kalorienreiche westliche Ernährung das Risiko für Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Herzleiden erhöht – also für Krankheiten, die mit chronischen Entzündungsprozessen im Körper verbunden sind. Diese sind normalerweise eine natürliche Reaktion des Körpers auf Verletzungen oder Infektionen. Ein entzündlicher Prozess kann jedoch auch durch andere Mechanismen ausgelöst werden, unter anderem durch das sogenannte Inflammasom. Es ist Teil der angeborenen Immunreaktion und führt zur Aktivierung von Interleukinen, die über eine Entzündungsreaktion das Immunsystem ankurbeln.
Das Inflammasom kann jedoch auch auf unbeabsichtigte Weise eine Entzündung auslösen: Eine seiner Funktionen besteht darin, unerwünschte Zellen zu zerstören, was dazu führen kann, dass Zellinhalte in den Körper freigesetzt werden, wo sie eine Entzündung auslösen. "Insbesondere das NLRP3-Inflammasom spielt bei einer Reihe von Krankheiten wie Fettleibigkeit und Arteriosklerose, aber auch bei Alzheimer und Parkinson eine wichtige Rolle", sagt Professorin Clare Bryant vom Fachbereich Medizin der Universität Cambridge.
Was die Arachidonsäure bewirkt
Dass Fasten zu einer Verringerung von Entzündungen beitragen kann, ist schon länger bekannt. Aber der Grund dafür war bisher nicht genau erforscht. Um dies näher aufzuklären, untersuchte ein Team der Universität Cambridge und des National Institute for Health in den USA Blutproben von Freiwilligen, die eine 500-Kalorien-Mahlzeit zu sich nahmen und dann 24 Stunden lang fasteten. Daraufhin nahmen sie eine zweite 500-Kalorien-Mahlzeit zu sich.
Es stellte sich heraus, dass sich mit der stark verminderten Kalorienzufuhr die Konzentration an Arachidonsäure erhöhte, eines Lipids. Nachdem die Probandinnen und Probanden wieder eine Mahlzeit verzehrt hatten, sank der Arachidonsäure-Spiegel. Als die Forschenden die Wirkung von Arachidonsäure an im Labor kultivierten Immunzellen untersuchten, stellten sie fest, dass sie die Aktivität des NLRP3-Inflammasoms verringert. Das war überraschend, denn bisher hatte man angenommen, dass Arachidonsäure mit erhöhten Entzündungswerten in Verbindung steht und nicht mit einer Verringerung.
Ein Schutz vor Alzheimer und Parkinson?
"Dieser neu entdeckte Mechanismus ist eine mögliche Erklärung dafür, wie eine Umstellung der Ernährung – insbesondere durch Fasten – vor Entzündungen schützt, vor allem vor der schädlichen Form, die vielen Krankheiten im Zusammenhang mit einer kalorienreichen Ernährung zugrunde liegt", so Professorin Clare Bryant. Es sei aber noch zu früh, daraus zu schließen, dass Fasten vor Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson schütze. Denn die positiven Auswirkungen der Arachidonsäure sind nur von kurzer Dauer. Nichtsdestotrotz ergänzt die Studie die wachsende Zahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen, die auf einen gesundheitlichen Nutzen einer Kalorienbeschränkung hinweisen.

Eine Erklärung für die Wirkung von Acetylsalicylsäure
Den Forschenden zufolge könnte die neue Entdeckung auch Hinweise auf eine unerwartete Wirkungsweise sogenannter nichtsteroidaler Entzündungshemmer wie Acetylsalicylsäure (zum Beispiel Aspirin) liefern. Normalerweise wird Arachidonsäure im Körper schnell abgebaut, aber Acetylsalicylsäure stoppt diesen Prozess. Das kann zu einem Anstieg des Arachidonsäurespiegels führen, der dann wiederum die Aktivität des Inflammasoms und damit Entzündungsprozesse verringert. "Allerdings sollte Acetylsalicylsäure keinesfalls ohne ärztliche Beratung eingenommen werden", betont Clare Bryant, "da es bei längerer Einnahme zu Nebenwirkungen wie Magenblutungen kommen kann."