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"Digitaler Grüner Nachweis" Wie viel Freiheiten das Zertifikat Reisenden bringt

Digitaler Impfnachweis auf dem Koffer
Wie viele Freiheiten der "Digitale Grüne Nachweis" Reisenden bringt, ist noch unklar (Symbolbild)
© IMAGO / Arnulf Hettrich
Der EU-weite "Digitale Grüne Nachweis" soll die Reisefreiheit zurück in die Europäische Union bringen. Bereits Ende Juni – also pünktlich zum Sommerurlaub – soll das Zertifikat verfügbar sein. Doch welche Vorteile es genau bringt, ist noch offen

Durch die Straßen einer unbekannten Stadt flanieren, am Strand liegen oder Abenteuer in der atemberaubenden Natur des Urlaubslandes genießen – nach Monaten des Lockdowns stimmt der Ausblick auf einen möglichen Sommerurlaub fröhlich. Die kürzlichen Lockerungen in den Niederlanden, die geöffnete Außengastronomie in der Schweiz oder dass Italien in Regionen mit moderaten Corona-Zahlen Theater, Kinos oder Konzerthallen mit begrenzter Besucherzahl öffnet, lässt auf Urlaub im Sommer hoffen. Auch Österreich plant ab dem 19. Mai die meisten Beschränkungen für Touristen aufzuheben.

Erleichtern und möglich machen soll der "Digitale Grüne Nachweis" das Reisen innerhalb der Europäischen Union. Der Nachweis soll bestätigen, dass Reisende gegen Covid-19 geimpft, von einer Infektion mit dem Virus genesen oder zumindest negativ auf Corona getestet wurden. Angelehnt ist das Dokument an den "Grünen Pass" in Israel. Noch sind nicht alle Details geklärt. Doch was sollen Reisende mit den "Green Certificates" dürfen? Wann kommt der Pass? Und wie bekommen Reisewillige so ein Zertifikat?

Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wann werden die Zertifikate in der EU eingeführt?

Nach dem Willen der EU-Kommission soll das "Grüne Zertifikat" Ende Juni einsatzbereit sein – pünktlich zum Start in den Sommerurlaub. In einer Verordnung soll geregelt werden, welche Daten genau in den Zertifikaten gespeichert werden oder welche Freiheiten Reisende erhalten. Nach den Plänen der Europäischen Union sollen "notwendige zentrale Informationen wie Name, Geburts- und Ausstellungsdatum sowie Angaben zu Impfstoff/Test/Genesung und ein individuelles Erkennungsmerkmal enthalten sein." Wie genau das aussehen wird, ist noch nicht klar, weil die abschließenden Verhandlungen zwischen dem EU-Parlament und dem Ministerrat erst begonnen haben. Der Ministerrat vertritt die Regierungen der Mitgliedsstaaten. Die Verhandlungen könnten bis Mitte Juni abgeschlossen sein. Die Regeln sollen vorerst für zwölf Monate gelten, wie der "Deutschlandfunk" berichtet.

In welcher Form wird es den Nachweis geben?

Die Informationen zu Impfung, Test oder Genesung sollen mittels QR-Code gespeichert werden. Durch ein digitales Echtheitssiegel soll der "Digitale Grüne Nachweis" fälschungssicher sein. Es soll die Zertifikate in einer digitalen Fassung geben, die man auf dem Smartphone nutzen kann, doch auch wer kein Smartphone hat, soll den Nachweis nutzen können – in Papierform.

Wie erhalten Reisende das "Grüne Zertifikat"?

Die Zertifikate sollen in den Mitgliedsländern in Krankenhäusern, Testzentren oder Gesundheitsbehörden ausgestellt werden.

Wie viel kostet es?

Wenn es die Zertifikate gibt, sollen sie für Bürgerinnen und Bürger kostenfrei sein – egal, ob in digitaler oder Papierform.

Wie funktionieren die Impfnachweise?

Wird der "Digitale Grüne Nachweis" kontrolliert, werden die Daten über den QR-Code und eine digitale Signatur übermittelt. Dies wird bei einer Kontrolle überprüft. Jede Stelle, die einen Impfnachweis ausstellt, habe einen eigenen Signaturschlüssel, informiert de Europäische Union. Diese Signaturschlüssel werden EU-weit in einer Datenbank gespeichert. Über die EU-Kommission wird eine Schnittstelle eingerichtet – darüber sollen die Signaturschlüssel in allen Mitgliedsstaaten abgerufen werden können.

In Deutschland sollen Menschen bei der Impfung direkt einen QR-Code als Impfbeleg erhalten, wenn die Zertifikate zur Verfügung stehen. Wer schon geimpft ist, könne sich diesen Nachweis noch nachträglich beschaffen. Wie diese Nachweise zu den schon Geimpften gelangen sollen, ist noch nicht klar. In Deutschland sollen sie möglicherweise über die Gesundheitsämter versendet werden, berichtet die "Wirtschaftswoche".

Gilt der gelbe Impfausweis weiter?

Die Zertifikate ersetzen nicht das klassische Impfbuch der Weltgesundheitsorganisation. Einen Zwang, den "Digitalen Grünen Nachweis" zu nutzen, werde es nicht geben. Das Zertifikat enthält aber mehr Informationen als der klassische Impfpass, nämlich negative Testergebnisse, oder dass eine Covid-19-Infektion schon überstanden ist.

Haben Reisende mit dem Nachweis mehr Freiheiten?

Die "Green Certificates" sollen die Reisefreiheit innerhalb der EU wieder möglich machen. Welche Vorteile das Dokument speziell schon Geimpften Menschen bringen wird, ist noch nicht klar. Als relativ sicher gilt, dass Test- und Quarantänepflicht bei Ein- und Ausreise bei einem Urlaub in der EU wegfallen dürften. Diskutiert wird aber auch, dass Geimpften der Besuch von Geschäften oder Restaurants mit dem "Grünen Nachweis" erleichtert werden soll. Das wird allerdings nicht auf EU-Ebene entschieden. Es liegt in den Händen der Mitgliedsstaaten, über zusätzliche Freiheiten für Geimpfte zu entscheiden. Geimpfte Reisende werden also sehr wahrscheinlich die Regelungen ihres Urlaubslandes studieren müssen.

In allen EU-Mitgliedsstaaten müssen alle Impfstoffe, die EU-weit zugelassen sind, von allen Ländern anerkannt werden – auch wenn sie vor Ort nicht verimpft werden. Anders sieht es mit Vakzinen aus, die noch keine Zulassung in der EU haben – wie die Impfstoffe aus Russland oder China – Menschen, die mit diesen Vakzinen geimpft sind, können in der EU weiter als nicht geimpft gelten.

mit Material der dpa

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