Weihnachten 2011 lag bei mir und meinen fünf besten Freunden das gleiche Geschenk unter dem Tannenbaum: das Interrail-Ticket! Damit war klar, im Sommer 2012 würden wir zu sechst auf die erste lange Reise ohne Eltern gehen. Das restliche Geld für den Trip haben wir uns zwischen Weihnachten und Sommerferien mit Nebenjobs und netten Verwandten-Gesprächen verdient.
Kaum drei Monate später war es dann so weit, und ich packte meinen Rucksack für vier Wochen Europa. Während Socken und Shirts nach und nach verstaut wurden, kamen plötzlich doch Fragen auf: Rund 31 Tage, 24 Stunden mit meinen besten fünf Freunden, ob das gut gehen würde, ob wir uns danach immer noch verstehen würden? Am Abreisetag waren die Fragezeichen weg und ich einfach nur noch gespannt – ich konnte es kaum erwarten loszufahren.

Der Süden Europas sollte es werden. Von Hamburg ging es über Amsterdam, Brüssel und Paris nach Arcachon. Für mich das Highlight der gesamten Tour. Zwar waren die ganzen Städte, die wir gesehen hatten, sehr beeindruckend und spannend, aber in Arcachon auf der Dune du Pilat – Europas größter Sanddüne – zu sitzen, ein Bierchen zu trinken und den Sonnenuntergang anzuschauen, war einzigartig und ein Moment, den ich so schnell nicht vergessen werde.
Leider erlebten wir zwei Tage später den Tiefpunkt der Reise, als zwei Rucksäcke mit den gesamten Klamotten, Kreditkarten und Interrailtickets geklaut wurden. Da war es doch von Vorteil, dass wir zu sechst waren und Klamotten tauschen konnten.
Obwohl wir schon eine eingeschworene Gruppe waren, haben wir auf den verschiedenen Zugreisen immer schnell Anschluss gefunden. Wir haben viele Menschen kennengelernt und gemerkt, dass wir mit unseren 17 Jahren noch deutlich auf der Seite der jüngeren Traveller standen.
Abwechslungsreich waren auch die Gespräche mit den Einheimischen - in Arcachon konnten wir so richtig Profit aus einer Reisebekanntschaft schlagen: Ein Freund von mir lernte ein Mädchen kennen, das uns spontan in ein Poolhaus nach Bordeaux einlud. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und verbrachten auf dem Rückweg fünf sehr entspannte und witzige Tage in Bordeaux. Zwischen Arcachon und Bordeaux entdeckten wir dann noch die Côte d'Azur, Barcelona und Málaga.
Ich war wirklich begeistert von Interrail und kann es nur jedem empfehlen, der Spaß am Reisen hat. Es ist unglaublich interessant und ein nicht zu vergessender Lebensabschnitt, in dem man so viele Menschen, Kulturen und Länder Europas kennenlernen kann.