Interrail Die beliebtesten Bahnstrecken

Wer mit dem Interrail-Ticket fährt, will vor allem spontan sein und aussteigen können, wo es schön ist. GEO.de stellt fünf beliebte Bahnstrecken in Europa vor, die das perfekte Fensterpanorama bieten

Bergenbahn - Skandinaviens Superlative

Zwischen Oslo und der Hafenstadt Bergen schlängelt sich die Bergenbahn durch die größte Hochebene Europas, die Hardangervidda. Passiert werden auf der siebenstündigen Fahrt nicht nur 182 Tunnel, sondern mit Finse auch der höchstgelegene Bahnhof des Landes auf 1222 Metern. Es geht vorbei an nicht enden wollenden Waldgebieten, besonders reizvoll in den Herbstmonaten, bis die Bahn auf rund 1250 Metern Höhe angelangt ist und einen ungestörten Blick auf Norwegens Bergwelt bietet. In dem kleinen Ort Myrdal, in dem es außer dem Bahnhof nur ein paar Holzhäuser gibt, lohnt es sich in die sogenannte Flåmsbahn umzusteigen.

Die nur 20 kilometerlange Strecke hat es in sich: Sie zählt zu den steilsten Bahnstrecken der Welt und überwindet auf ihren 20 Kilometern Länge einen Höhenunterschied von 864 Metern. Verwunschene Wälder, rauschende Wasserfälle und tiefe Schluchten bilden die Kulisse, bis man am Ende der Fahrt am Ufer des Aurlandfjordes steht.

Interrail: Die Bergenbahn schlängelt sich durch die größte Hochebene Europas, die Hardangervidda
Die Bergenbahn schlängelt sich durch die größte Hochebene Europas, die Hardangervidda
© Rolf M. Sørensen

Pinienzapfzug - gemächlich durch die Provence

Interrail: An Pinienwäldern, Lavendelfeldern und fünfzig verschlafenen Bahnhöfen fährt der Pinienzapfzug entlang
An Pinienwäldern, Lavendelfeldern und fünfzig verschlafenen Bahnhöfen fährt der Pinienzapfzug entlang
© CFSF

Die Reise beginnt mit Entschleunigung: In dem kleinen Bahnhof von Digne-les-Bains passiert außer den vier Abfahrten der Pinienzapfbahn nicht viel, und man hat das dringende Bedürfnis, sich diesem gemächlichen Lebensstil anzupassen. Während der Schienenbus auf der einspurigen Strecke durch die Hoch-Provence zuckelt, haben die Passagiere viel Zeit, sich von der Schönheit der vorbeiziehenden Landschaft zu überzeugen: Pinienwälder, Lavendelfelder und fünfzig verschlafene Bahnhöfe, die eher Bushaltestellen ähneln, erscheinen hinter dem Zugfenster.

Rund zwanzig Jahre haben die Bauarbeiten gedauert, bis 1911 der erste Zug die Strecke befahren konnte. Damals wurde er mit Pinienzapfen geheizt, diesem Antriebsstoff hat er auch seinen Namen zu verdanken. Täglich nutzen Schulkinder und Marktbesucher den Zug, um in den nächsten Ort zu gelangen. Während sich der Pinienzapfzug Kurve um Kurve durch das Tal des Flusses Var der Metropole Nizza nähert, leuchtet am Horizont schon das Mittelmeer.

Tirrenica Meridionale - das Meer als ständiger Begleiter

Die traditionsreiche Bahnstrecke ist die Verbindung zwischen Rom und der sizilianischen Hauptstadt Palermo parallel zur antiken Via Appia. Vorbei an der italienischen Westküste gleitet der Zug entlang der mondänen Orte der Amalfiküste. Das Meer kommt bereits kurz hinter Rom in Sicht und ist bis Palermo ständiger Begleiter am Fenster. Die Strecke bietet sich geradezu dafür an, sie aufzuteilen und sich einige Orte genauer anzusehen.

Kurz vor dem Ziel erwartet Reisende dann nochmal eine Besonderheit, der Zug ist einer der wenigen in Europa, der mit einer Fähre vom Festland übersetzt. Nach der Ankunft wird er in Messina aufgeteilt. Die eine Hälfte setzt die Reise fort bis nach Palermo, die andere Hälfte fährt bis zur Endstation in Siracusa.

Zeitzeugen

40 Jahre Interrail: 1990: Rom in vier Stunden

40 Jahre Interrail 1990: Rom in vier Stunden

Im Alter von 17 Jahren wollte Daniel Eberhard das große Abenteuer finden. Mit dem Interrail fuhr er nach Paris und ließ sich fortan von spontanen Ideen über Lyon und Genf bis nach Rom treiben

West Highland Line - die ewige Nummer eins

Bereits zum zweiten Mal wurde die pittoreske Strecke, die durch die schottischen Highlands führt, zur weltweit schönsten Bahnroute gekürt. Abstreiten lässt es sich nicht: Eine Zugfahrt mit der West Highland Line ist ein Muss für jeden Bahnbegeisterten. Zwischen Glasgow und dem malerischen Hafen von Mallaig führen unzählige Kilometer durch moosbewachsene Täler, schroffe Felslandschaften und schneebestäubte Highland-Gipfel. Es ist eine Fahrt für Genießer, die etwas Zeit mitgebracht haben und sich an den Baukonstruktionen vergangener Jahrhunderte erfreuen können. Die einspurige Strecke führt durch einsame Landschaften und passiert auch den abgeschiedensten Bahnhof in ganz Großbritannien. Umrandet vom Rannoch Moor ist Corrour ein Bahnhof im Niemandsland - dennoch eröffnete 2012 hier ein Restaurant, und rund eine Meile entfernt steht nun auch eine Jugendherberge, die meistens von Wanderern genutzt wird.

Die gesamte Fahrt dauert trotz des Müßigganges des Zuges weniger als drei Stunden, es empfiehlt sich aber, unterwegs Stopps einzulegen, um die beruhigende Wirkung der Highlands voll und ganz aufnehmen zu können. In Mallaig angekommen, lässt sich per Fähre dann noch die Isle of Skye entdecken.

Interrail: Die weltweit schönste Bahnroute ist die pittoreske Strecke, die durch die schottischen Highlands führt
Die weltweit schönste Bahnroute ist die pittoreske Strecke, die durch die schottischen Highlands führt
© VisitScotland

Golden Pass Bahn - der Gipfelstürmer

Interrail: Von Montreaux nach Luzern führt die Golden Pass Bahn an zahlreichen Wäldern und traumhaft schönen Alpenpanoramen entlang
Von Montreaux nach Luzern führt die Golden Pass Bahn an zahlreichen Wäldern und traumhaft schönen Alpenpanoramen entlang
© goldenpass.ch

In drei Etappen fährt der Zug von Montreux nach Luzern. Während zu Beginn der Fahrt das Panorama von Palmen und dem Genfer See geprägt ist, ändert sich die Kulisse abrupt nach der Durchfahrt des Tunnels bei Jaman. Am anderen Ende warten Tannenwälder, wilde Bäche und das typische Alpenpanorama. Nicht nur die Natur verändert sich, sondern auch das Flair und die Sprache. Aus französisch anmutenden Dörfern werden idyllische Bergorte mit deutschen Namen. In Zweisimmen ist die erste Etappe geschafft, von hier aus fährt ein zweiter Zug durch das urige Berner Oberland, vorbei an prächtigen Holzhäusern und Chalets sowie dem Thunersee, an dessen Ufer sich die schneebedeckten Gipfel von Eiger, Mönch und Jungfrau schmiegen.

In Interlaken steigt man ein letztes Mal um auf dem Weg nach Luzern. Dann fährt der Zug am türkis-strahlenden Brienzersee vorbei und schlängelt sich seinem Ziel entgegen, durch die von Kühen besiedelten Weiden der Zentralschweiz und über den Brünigpass.