
Verbotene Spiele: das Casino Venier
Ein Casino, ein "kleines Haus“, war ursprünglich ein Rückzugsort, um Musik zu hören, Karten zu spielen, sich der Heimlichtuerei und manch nächtlichen Gelüsten hinzugeben. Die Stadt versuchte immer mal wieder Kasinos zu verbieten, die Strafen waren drakonisch: ein abgeschnittenes Ohr, ein Jahrzehnt Verbannung. Den Venezianern war’s egal, sie spielten in ihren mehr als hundert Spielhöllen einfach heimlich weiter. Unter anderem im Casino Venier, einem Stadtpalast aus dem Jahr 1750, in dem zwar irgendwann der Spielbetrieb eingestellt wurde, dessen aufwändige Einrichtung aber die Jahrhunderte fast unbeschadet überdauerte: florale Stuckdecken, ein Bacchus-Fresko, farbenfrohe Mosaikböden, mondäner Speisesaal und ein Musikerzimmer hinter vergoldeten Gittern. Sogar ein Guckloch im Fußboden gibt es, das den Blick auf die einlassbegehrenden Gäste erlaubte. Heute sitzt die französische Kulturinstitution Alliance Française im Haus, sie ließ das alte Casino renovieren, zeigt Filme, gibt Sprachkurse. Und machte die Räume für die Öffentlichkeit wieder zugänglich.
© Thomas Jonglez