
Großes Geheimnis: das Nashorn im Markusdom
San Marco, die wohl berühmteste Basilika der Welt bezirzt die Menschen bis heute mit ihrer Mosaikkunst. Wände, Fußböden und die gesamte Decke sind mit den winzigen Steinchen gepflastert. Im Laufe der Zeit überzogen die Mosaizisten mit ihrer filigranen Kunst eine Fläche von unfassbaren 8000 Quadratmetern. Sie zeigen die Apostel, Szenen der Schöpfungsgeschichte, die Schutzpatrone der Stadt – und erstaunlicherweise auch ein Nashorn. Experten bereitet das Tier auf dem Boden gegenüber der St. Isidor-Kapelle bis heute Kopfzerbrechen: Wann wurde es angefertigt? Im 13. Jahrhundert, wie die meisten Mosaike hier? Wobei niemand in Europa damals Nashörner kannte. Das erste Rhinozeros reiste erst Anfang des 16. Jahrhundert als Gastgeschenk eines indischen Sultans nach Portugal. Das Tier wurde anschließend an Papst Leo X. weitergereicht, was zu reichlich Besuch im Vatikan führte. Wie auch immer. Auf jeden Fall hielt der Aberglaube mit dem Nashorn Einzug in das berühmte venezianische Gotteshaus. Das Mosaiktier soll vor Krankheiten schützen. Wer’s glaubt…
© Thomas Jonglez