Fliegen galten im Mittelalter als Symbol des Wahnsinns — wie irr die Insekten doch umherschwirrten! Und Zeichen des Wahns zeigten sich auch bei all den unvorsichtigen Zeitgenossen, die von dem roten Pilz mit den weißen Punkten kosteten: Sie fühlten sich beschwipst, torkelten wenig später orientierungslos (wahnsinnig wie Fliegen) umher, halluzinierten und fielen schlimmstenfalls ins Koma.
Kein Wunder, dass der Fliegenpilz auch "Narrenschwamm" genannt wurde — und, behutsam getrocknet, schon den Germanen, den Maya und sibirischen Schamanen als Rauschmittel diente.
Auf wundersame Weise, so schien es, entfalteten sich bei den Menschen nach dem Genuss der Pilze hellseherische Kräfte, konnte sich das Bewusstsein bis in die Welt der Geister und Toten erweitern.
Heute wissen wir: Fliegenpilze enthalten diverse Nervengifte wie beispielsweise Ibotensäure, Muscimol und Muscazon, die einen berauschen, aber auch Übelkeit, Erbrechen oder Herzrasen hervorrufen können.
Meist ist der Verzehr der Pilze nicht tödlich – für Fliegen schon gar nicht
Außerdem kann es zu Hautrötungen und einer Erweiterung der Pupillen kommen — risikofreien Verzehr gibt es nicht. Tödlich sind diese Pilze allerdings meist nicht, selbst einer Fliege tun sie nichts zuleide.
Das kam heraus, als Forscher einer anderen Theorie der Namensgebung auf den Grund gingen: Sie überprüften, ob der Name daher stammt, dass unsere Vorfahren den Fliegenpilz einst womöglich (in Stücke geschnitten und in gezuckerte Milch eingelegt) als Insektenfänger eingesetzt hatten.
Das Ergebnis des Experiments: Zwar ließen sich die Fliegen von der tückischen Milch anlocken, und sie tunkten ihre Rüssel auch begeistert in die für uns Menschen giftige Süße.
Aber nach kurzer Betäubung flogen sie weiter. Und waren anschließend geradezu euphorisiert.