Kleinen Kindern wird die Geschichte noch erzählt: "Wenn du die Punkte eines Marienkäfers zählst, weißt du, wie alt er ist." Wäre das wahr, hätte fast jeder der Käfer nur einen Punkt, denn länger als ein Jahr lebt kaum einer.
Tatsächlich aber haben Marienkäfer mitunter mehr als 20 runde Flecken. Manche der weltweit rund 4000 Arten werden sogar nach der Zahl ihrer Verfärbungen benannt: der Zweipunkt-Marienkäfer, der Siebenpunkt- Marienkäfer, der Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfer.
Vermutlich signalisieren die Punkte Fressfeinden: "Ich bin giftig!"
Auch sind längst nicht alle Exemplare rot-schwarz gepunktet, es gibt schwarze mit roten Tupfern, gelbe mit schwarzen Flecken oder auch hellbraun gefärbte mit schwarzen Punkten. Biologen vermuten, dass die Farben Fressfeinden wie etwa Vögeln, Mäusen und Fröschen signalisieren sollen: "Vorsicht, ich bin giftig!"
Das ist alles andere als eine leere Drohung. Wenn ein Marienkäfer attackiert wird, sondert er aus Drüsen an den Beingelenken gelbliche Tröpfchen mit toxischen Substanzen ab. Dieses "Reflexbluten" schreckt Angreifer durch unangenehmen Geruch und Geschmack ab. Am giftigsten sind die besonders intensiv gefärbten Marienkäfer, wie Forscher erst kürzlich festgestellt haben — allerdings nicht für Menschen.
Womöglich ließe sich die Körperflüssigkeit künftig medizinisch nutzen. Denn das Gift des Asiatischen Marienkäfers enthält eine Substanz, die gerade gegen den Erreger von Tuberkulose und Malaria getestet wird.
Seinen Namen hat der Krabbler vermutlich einst bekommen, weil der Siebenpunkt-Marienkäfer Menschen in früheren Zeiten an die sieben Schmerzen der Jungfrau Maria erinnert hat. Auch gab es den Glauben, dass Maria ihn geschickt habe, um Schädlinge zu vertilgen und die Ernte zu schützen. Und tatsächlich sind Marienkäfer fleißige Vernichter von Blattläusen. Deshalb gelten sie bis heute als Glücksbringer.