Wer sich von einem der vielen Touristenboote nach Koh Ped schippern lässt, tut das meist aus zwei Gründen. Erstens, um sich am traumhaften Sandstrand der kleinen thailändischen Insel nahe der Stadt Pattaya zu räkeln. Und, zweitens, um die Langschwanzmakaken (Macaca fascicularis fascicularis) zu bewundern, die auf den Palmen herumtollen.
Hunderte davon leben auf Koh Ped, die auch Koh Ling oder Affeninsel genannt wird. Ihre Nahrung beziehen die Makaken normalerweise von den Besucherinnen und Besuchern: Wer mit den Tieren eine Fotosession machen möchte, soll ihnen einen Snack anbieten.
Ingesamt 17 Makaken knackten Austern mit kleinen Steinchen
Im April 2020 jedoch blieben die Fremden plötzlich aus. Als sich SARS-CoV-2 auf der ganzen Welt ausbreitete, schloss Thailand seine Grenzen für Ausländer. Auch die Forscherinnen und Forscher der Universität Chulalongkorn in Bangkok, die das Verhalten der Makaken seit über einem Jahrzehnt etliche Male beobachtet hatten, durften die Insel nicht mehr betreten.
Als sie im Sommer 2022 zurückkehrten, hatten die Primaten längst eigene Strategien entwickelt, um an Futter zu kommen. Das Forscherteam beobachtete zwei Männchen, die mit kleinen Steinen versuchten, Austern zu öffnen. Es sei das erste Mal, schreiben die Wissenschaftler*innen in ihrer im Fachmagazin "American Journal of Primatology" erschienenen Studie, dass die thailändischen Langschwanzmakaken dabei gesehen wurden, wie sie Steine als Werkzeuge einsetzen.
Im Folgejahr machten die Forschenden erneut Station auf Koh Ped. Dieses Mal dokumentierten sie insgesamt 17 Tiere, die ein solches Verhalten an den Tag legten. Für die Wissenschaft eine kleine Sensation: Nur sehr selten gelingt es, einzelne Populationen dabei zu beobachten, wie sie sich neue Fähigkeiten aneignen.
Das Verhalten der Langschwanzmakaken lasse sich durch die plötzliche Nahrungsmittelknappheit erklären, schreibt das Team um die Biologin Suchinda Malaivijitnond. Und ergänzt: "Weil es längst keine Reisebeschränkungen mehr gibt, kehren viele Touristen auf die Insel zurück." Es sei also gut möglich, dass die Langschwanzmakaken die neuen Fähigkeiten schnell wieder verlernen.