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Meerenge von Gibraltar Rätselhafte Orca-Angriffe: "Als das Ruder kaputt war, verloren sie das Interesse"

  • von Manuel Meyer
Seit vier Jahren greifen Schwertwale in der Meerenge von Gibraltar immer wieder Segelboote an. Was treibt sie zu diesem untypischen Verhalten? Experten glauben eine Erklärung gefunden zu haben 
Vicente Cancho von der Walschutzorganisation WeWhale zeigt von Orcas beschädigte Segelboote in der Werft von Barbate
Meeresbiologe Vicente Cancho von der Walschutzorganisation WeWhale zeigt von Orcas beschädigte Segelboote in der Werft von Barbate
© Manuel Meyer

Zwei Seemeilen vor Punta Camarinal in der Meerenge von Gibraltar. Als die spanische Seenotrettung um 23:30 Uhr die "Bonhomme William" erreicht, ist die Segelyacht schon halb gesunken. Die Crewmitglieder treiben neben dem Boot in einer Rettungsinsel, machen mit Leuchtraketen auf sich aufmerksam. Bereits dreieinhalb Stunden zuvor hat der Skipper die Retter in Tarifa an der Südspitze Spaniens per Funk alarmiert. Fünf Orcas haben sein Boot angegriffen und zum Kentern gebracht. Fast 20 Minuten dauerte die Attacke.  

Iberische Orcas in der Straße von Gibraltar
Die Iberischen Orcas sind die erste Population, die in der Gruppe koordiniert Boote an der Weiterfahrt hindert, sagt Meeresbiologe López
© foundation firmm

Der Zwischenfall ereignete sich Ende Juli und ist nicht die erste tragische Begegnung von Orcas mit einer Segelyacht in den Gewässern zwischen Spanien und Marokko. Ende Mai überführte der deutsche Segler Helmut Adelmann eine Yacht aus der Karibik nach Mallorca. Rund 13 Seemeilen südwestlich von Barbate an der andalusischen Atlantikküste näherten sich plötzlich vier Orcas. "Wir sahen die großen Rückenflossen schon von Weitem, zogen uns schnell Rettungswesten an, starteten den Motor und nahmen Kurs auf flachere Küstengewässer, so wie es die spanischen Seefahrtbehörden empfehlen".  

Doch die Orcas verfolgten das Boot.