Federn sind für Vögel von unschätzbarem Wert. Sie schützen vor Kälte und Nässe, tarnen vor Fressfeinden, schüchtern Rivalen ein und imponieren potenziellen Partnerinnen. Und sie sind unerlässlich für die Flugfähigkeit. Wie Horn, Fingernägel und Haare bestehen sie aus Keratin, einem toten Material, das nicht repariert werden kann. Also müssen die Federn, die durch ihre zahlreichen Funktionen mit der Zeit abnutzen, regelmäßig erneuert werden.
Das passiert bei verschiedenen Vogelarten zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Kleinere Singvögel mausern sich meist einmal im Jahr nach der Jungenaufzucht. Das ist ein Grund, warum es im Spätsommer plötzlich still in Parks und Gärten wird, in denen zuvor noch reges Treiben und lautes Gezwitscher herrschte. Denn Vögel, die sich in der Vollmauser befinden, also ihr gesamtes Gefieder auf einmal erneuern, sind besonders gefährdet. Sie können schlechter oder gar nicht fliegen und ziehen sich in ruhige Verstecke zurück.
Manche Arten mausern sich in großen Gruppen, um besser vor Fressfeinden geschützt zu sein. Am Wattenmeer kann man dann Tausende Brandgänse und Eiderenten beobachten – zum Beispiel vor der unbewohnten Nordseeinsel Trischen, wo die Vögel ideale Rückzugsorte vorfinden.
Nicht überall herrscht eine derartige Ruhe. Viele Wasservögel leben im besiedelten Raum, etwa Stockenten, Haubentaucher und Rallen. Ohne Störungen durch den Menschen wären die Bedingungen in Seen und Flüssen gut: Im Spätsommer ist es warm, und Nahrung gibt es im Wasser und am Ufer reichlich. Das kommt zum Beispiel den Erpeln der Stockente zugute, denn während der Mauser des Großgefieders sind sie nicht flugfähig. Sie wechseln jetzt vom Prachtkleid in das schlichte Ruhekleid, welches sie bis zur Balzzeit im nächsten Frühling tragen.

Verhaltenstipps: So helfen Sie den Vögeln
Wildvögel sollte man während der Mauserzeit nicht aufscheuchen, denn jeder Fluchtversuch kostet die Tiere wertvolle Energie. Laut Carina Mendel von der Deutschen Wildtierstiftung ist der Druck durch den Menschen auf die Wildvögel enorm. Hunde sollten deshalb angeleint werden und nicht an Uferrandzonen, im hohen Gras oder im Gehölz stöbern, denn genau dort suchen die Vögel Schutz. Wer mit Tretboot, Kanu oder SUP-Board unterwegs ist, sollte sich ruhig und rücksichtsvoll verhalten und nicht in der Nähe von Schilfgürteln und anderen natürlichen Verstecken anlegen.
Auch das Sammeln von Federn sollte man unterlassen. In Deutschland gilt dafür ein Verbot. So möchte man Schwarzmarkthändler stoppen, die Vögel illegal fangen und einzelne Federn teuer verkaufen. Sie sollen nicht behaupten können, die Federn in der Natur gefunden zu haben. Hier lesen Sie mehr zum illegalen Vogelfang in Deutschland.
Im Garten helfen dichtwachsende Gehölze und Sträucher, besonders viel Schutz finden sich mausernde Vögel in Dornenhecken.
Mit diesen Pflanzen schaffen Sie vogelgerechte Rückzugsorte im Garten

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Mauser ist nicht gleich Mauser
Die Mauser dauert bei Singvögeln acht bis zwölf Wochen. Schlechte Bedingungen können allerdings zu einer Stockmauser führen, bei der die Federn verzögert nachwachsen. Außerdem kann es unplanmäßig zu einer Schreckmauser kommen: Erleidet ein Vogel durch eine unmittelbare Bedrohung einen Schock, können die Federn ganzer Gefiederpartien auf einen Schlag ausfallen. Beobachten ließ sich das zum Beispiel bei Tauben, die an den Schwanzfedern gegriffen wurden.
Nicht alle Vögel erneuern ihr Gefieder auf einmal. Manche Arten mausern sich mehrere Monate und beginnen damit schon während der Brutzeit. Bei Greifvögeln finden eine Teilmauser statt, bei der einzelne Federn nach und nach erneuert werden – ein Vorgang, der mehrere Jahre dauern kann und den Vorteil hat, dass die Tiere flugfähig bleiben. Eine Teilmauser lässt sich auch bei Jungvögeln beobachten: Auf das Dunenkleid, das erste Federkleid, folgen in der Regel mehrere Jugendkleider und schließlich das Alterskleid. So kommen junge Rotkehlchen zunächst in einem unscheinbaren Braun daher, bis sich nach der Jugendmauser die kennzeichnende rötliche Brust entwickelt.