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Kluge Krähen: Fabel mit wahrem Kern

Saatkrähen sind erstaunlich trickreich, wenn es darum geht, an Futter zu gelangen

Schon der griechische Dichter Äsop spielte in seiner Fabel "Die Krähe und der Wasserkrug" auf die Intelligenz der Rabenvögel an. Jetzt konnten britische Forscher nachweisen, dass Saatkrähen (Corvus frugilegus) den Wasserpegel eines Gefäßes durch das Hineinwerfen von Steinen tatsächlich erhöhen, um an Futter zu gelangen.

In vier Experimenten untersuchten Wissenschaftler um Christopher Bird der Cambridge Universität den Einfallsreichtum der Tiere.

Zunächst setzten die Wissenschaftler den vier Saatkrähen Gefäße vor, die unterschiedlich hoch mit Wasser gefüllt waren. Immer befand sich auf der Wasseroberfläche ein Wurm, den die Rabenvögel nicht ohne weiteres erreichen konnten. Als den Tieren zusätzlich Steine zur Verfügung gestellt wurden, begannen sie, diese ins Wasser zu werfen, um den Wasserspiegel zu erhöhen, bis sie den Wurm erreichen konnten.

Die Krähen warfen jedoch nicht wahllos Steine in das Gefäß, sondern fügten exakt die Anzahl Steine hinzu, die nötig war, um den Leckerbissen in Reichweite zu bringen. Sie versuchten also gar nicht erst, nach jedem Stein den Wurm zu erreichen, sondern meist erst dann, wenn er weit genug nach oben gelangt war.

Auch den nächsten Versuch meisterten die Tiere mit bemerkenswerter Voraussicht. Die Wissenschaftler stellten den Krähen nun Steine verschiedener Größe zur Verfügung. Bei fast allen Experimenten entschieden sich die Krähen für die größten Steine. Offensichtlich war ihnen klar, dass diese mehr Wasser verdrängten und sie so schneller ans Ziel gelangten.

Die Krähen "greifen" sofort zu den richtigen Steinen

Im dritten Versuch wollten die Forscher schließlich ergründen, ob die Krähen bei einem Gefäß, das mit Sägemehl gefüllt war, die gleiche Strategie anwenden würden. Doch auch hier ließen sich die Tiere nicht hinters Licht führen. Sie versuchten erst gar nicht, mit Steinen das Sägemehl zu verdrängen, sondern hielten sich an die flüssigkeitsgefüllten Behälter.

Bislang ist ein derartiger Gebrauch von Werkzeug im Tierreich nur bei Orang-Utans bekannt. Und obwohl Saatkrähen offensichtlich dazu im Stande sind, wurde ein solches Vorgehen in freier Wildbahn noch nicht beobachtet.

Die britischen Forscher erklären es sich damit, dass in der Natur genug Nahrung frei zur Verfügung steht. Die Tiere verwenden nur darum keine Werkzeuge, weil es nicht nötig ist.

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