Haben auch Sie eine heimliche Orchideenstelle, einen Ort, an den Sie im Mai zurückkehren, um zu prüfen, ob das Leben dieses Jahr noch da ist, um Sie mit seinen Blüten zu empfangen?
Meine Stelle liegt am Rande eines Wirtschaftsforstes im Hamburger Norden. Der Wald ist unspektakulär: Hohe Buchenhallen in flaschengrünem Dämmer, abwechselnd mit Fichtenschlägen. Erst am Waldrand ändert sich die Atmosphäre. Hier strecken Erlen ihre schlanken Stämme in den Himmel, helle Stellen leuchten auf dem sumpfigen Boden. Ein Gewässer tastet sich mit zahlreichen Armen durch die Niederung.
Rund 25.000 Arten von Orchideen gibt es weltweit
Hier stehen sie. Wenn ich aus dem Wald komme, muss ich mich erst ans Licht gewöhnen. Allmählich tritt alles schärfer hervor: Gräser, Kräuter, das frische Grün der Zweige. Und dann sehe ich einen rosafarbenen Tupfer, noch einen, und einen weiteren. Auf einmal kippt das Bild. Ich stehe vor einem ganzen Feld von rosa und violett blühenden Orchideen.