Von Nepal bis Ecuador Vom Regen in die Dürre: Wetterextreme im Treibhaus Erde

Eine Drohnenaufnahme zeigt das Ausmaß der Überschwemmungen des Nakhu-Fluss in Lalitpur im Kathmandu-Tal in Nepal
Der Nakhu-Fluss im Kathmandu-Tal setzt große Teile von Lalitpur unter Wasser. Die Stadt grenzt direkt an Nepals Hauptstadt Kathmandu
© NurPhoto / imago images
Ob in Nepal, Ecuador oder Äthiopien: Die Wetterextreme erreichen neue Rekorde – mit dramatischen Folgen für die Bewohner 

Seit Tagen stehen Teile von Nepals Hauptstadt Kathmandu unter Wasser, Dörfer, Straßen und Wasserkraftwerke wurden von Erdrutschen zerstört, zahlreiche Menschen sind gestorben. In 24 Stunden sind bis zu 300 Millimeter Regen pro Quadratmeter gefallen, fast ein Sechstel des durchschnittlichen Jahresniederschlags. Solche Wetterextreme werden uns leider immer vertrauter, zuletzt auch aus Süddeutschland und osteuropäischen Nachbarländern. In Nepal sind die Auswirkungen jedoch noch dramatischer als in den meisten anderen Weltregionen: Im UN-Ranking steht das ärmste Land Südasiens auf Platz vier der am stärksten durch den Klimawandel bedrohten Länder. Dabei trägt es selbst nicht nennenswert zur Erderwärmung bei: Der CO2-Ausstoß pro Kopf beträgt nur eine halbe Tonne - in Deutschland ist er gut 15-mal so hoch.

Der größte Wasserspeicher der Welt  

Auch wenn Nepal derzeit unter Rekordregenfällen leidet: Die größte Sorge ist Wasserknappheit. Schon jetzt stehen zunehmend extremen Regenfällen Phasen ungewöhnlicher Trockenheit gegenüber. Und die werden sich verstärken.

Die Himalaya-Region erwärmt sich noch stärker als der globale Durchschnitt. Der Permafrost taut, Grundwasservorräte sinken, Gletscher schrumpfen dreimal schneller als noch vor 25 Jahren. Wenn es nicht gelingt, die Erwärmung zu stoppen, werden wissenschaftlichen Prognosen zufolge bis zum Ende dieses Jahrhunderts zwei Drittel aller Gletscher verschwunden sein – mit dramatischen Auswirkungen:

Das Himalaya-Gebirge ist nach den Polregionen der wichtigste Wasserspeicher der Welt. Die dort entspringenden Flüsse speisen Wasserkraftwerke, versorgen mehr als eine Milliarde Menschen und sind unentbehrlich für die Landwirtschaft in den fruchtbaren Tiefebenen. Doch in der Trockenzeit führen sie immer weniger Wasser, während sich in den Bergen vermehrt Gletscherseen bilden, die überzulaufen oder durchzubrechen drohen.

Nepalesen beim Bau eines Wasserspeichers
Mit Wasserspeichern können sich einige Dörfer in Nepal über die Trockenzeit retten
© Siddhartha B. Bajracharya / GEOsdR

Erst Waldbrände, dann Wassermassen

Wer wie wir bei GEO seit Jahrzehnten über die klimatischen und ökologischen Veränderungen der Welt berichtet, möchte irgendwann auch etwas verändern. So ist vor 35 Jahren unser gemeinnütziger Verein "GEO schützt den Regenwald" entstanden. In Nepal haben wir zusammen mit den Menschen vor Ort zwei Mikro-Wasserkraftwerke und mehr als 1.500 Biogasanlagen gebaut. Aktuell forsten wir im Mittelgebirge erodierte Berghänge mit Hunderttausenden Bäumen auf, legen Wasserzisternen an, verbessern Landwirtschaft und Bewässerungssysteme.  

Gestern kam die Nachricht, dass unser Projektgebiet rund um das Dorf Danda Basaha durch Erdrutsche von der Außenwelt abgeschnitten ist. In unserem Projekt "Gaidahawa" im Tiefland stehen Aufforstungsflächen und die neue Baumschule unter Wasser. Vor wenigen Monaten kämpften die Menschen noch gegen Waldbrände, jetzt sind es Wassermassen.  

Waldbrände erreichen Ecuadors Hauptstadt Quito
Waldbrände erreichen Ecuadors Hauptstadt Quito
© Agencia Prensa-Independiente / imago images

In unseren anderen Projektgebieten ist die Situation ähnlich dramatisch. In Ostafrika wurde die schwerste Dürre seit 40 Jahren von einer extremen Regenzeit abgelöst. Im Südwesten Äthiopiens, wo wir uns für den Erhalt der letzten Kaffeewälder einsetzen, kam es in den letzten Wochen zu Erdrutschen und zahlreichen Toten. Begünstigt durch das feuchte, kühle Wetter grassiert Malaria. Laut einer Studie der Organisation World Weather Attribution (WWA) sind die Regenfälle doppelt so heftig, als sie ohne Einflüsse des Klimawandels gewesen wären.

Ecuador dagegen leidet unter der schwersten Dürre seit mehr als einem halben Jahrhundert, Waldbrände bedrohen die Hauptstadt Quito. Die von uns eingerichteten Nebelwald-Schutzgebiete liegen nur 80 Kilometer entfernt. In Sambia schließlich wird sogar von einer Jahrhundertdürre gesprochen. Sie hat große Teile der letzten Ernte zerstört, Millionen von Menschen hungern.  

Ein vertrocknetes Maisfeld in Sambia
Die letzte Regenzeit in Sambia war viel zu kurz, fast die gesamte Maisernte ist verdorrt
© Ines Possemeyer

Dort wollen wir nun unter anderem die Landwirtschaft verbessern: mit klimaresistenten Sorten, Obstbäumen und Tröpfchenbewässerung. Denn wir wissen: Auch wenn unsere Maßnahmen nur kleine Tropfen sind – wo sie hinfallen, gedeiht Neues.  

Mehr zu unserem Engagement unter www.regenwald.de