I. Die Ahrtal-Sucht
Es sieht aus, als habe das Wasser dem Dorf die Farben ausgewaschen. Von der Traufe eines Hauses in der Rotweinstraße baumeln die Fetzen angespülter Pflanzen, vertrocknet und grau wie die Fassade. Die Straße ist nur noch ein staubiger Weg, der zum Versorgungszelt des Dorfes Laach führt. Davor stehen Bierbänke auf blassen Kieseln. Es knirscht, als Nadine Eßer in Richtung Zelteingang geht. Drinnen schneidet die Köchin am frühen Vormittag Paprika, die Frau verschwindet fast hinter den großen Kochtöpfen. Eßer geht schnell auf sie zu. Die beiden umarmen sich lange. "Du siehst nicht gut aus", sagt Eßer. Die Köchin lächelt müde. Jeden Tag kocht sie bis zu 130 Portionen.