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Hochwasserkatastrophe Ein Jahr nach der Flut: Im Ahrtal zeigt sich die Macht des Mitgefühls – aber auch, wie Helfen zur Sucht werden kann

Meterhoch steht das Wasser am Tag nach der Flut in den Straßen von Ahrweiler. Etliche Anwohner verlieren ihr Hab und Gut
Meterhoch steht das Wasser am Tag nach der Flut in den Straßen von Ahrweiler. Etliche Anwohner verlieren ihr Hab und Gut
© Docks Collective
Seit Tag eins nach der Flutkatastrophe schippen sie Schlamm, verlegen Böden, schmieren Brote und trösten: Freiwillige von nah und fern helfen den Menschen im Ahrtal. Ihre Hilfsbereitschaft kennt keine Grenzen. Doch da liegt das Problem

I. Die Ahrtal-Sucht

Es sieht aus, als habe das Wasser dem Dorf die Farben ausgewaschen. Von der Traufe eines Hauses in der Rotweinstraße baumeln die Fetzen angespülter Pflanzen, vertrocknet und grau wie die Fassade. Die Straße ist nur noch ein staubiger Weg, der zum Versorgungszelt des Dorfes Laach führt. Davor stehen Bierbänke auf blassen Kieseln. Es knirscht, als Nadine Eßer in Richtung Zelteingang geht. Drinnen schneidet die Köchin am frühen Vormittag Paprika, die Frau verschwindet fast hinter den großen Kochtöpfen. Eßer geht schnell auf sie zu. Die beiden umarmen sich lange. "Du siehst nicht gut aus", sagt Eßer. Die Köchin lächelt müde. Jeden Tag kocht sie bis zu 130 Portionen.

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