Klimakonferenz COP28 Ja zur Abkehr von Öl und Gas – Freude und Frust auf dem Klimagipfel

Demonstrierende, mehr als 100 Staaten und Umweltorganisationen hatten einen Ausstieg ("phase out") aus der fossilen Energie gefordert. Doch der ist in der Abschlusserklärung der Klimakonferenz nicht festgehalten
Demonstrierende, mehr als 100 Staaten und Umweltorganisationen hatten einen Ausstieg ("phase out") aus der fossilen Energie gefordert. Doch der ist in der Abschlusserklärung der Klimakonferenz nicht festgehalten
© Peter Dejong/AP/dpa
Die wichtigsten News zur Klimakonferenz COP28 in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) vom 30. November bis 12. Dezember 2023 im GEO.de-Ticker

13.12.: Ja zur Abkehr von Öl und Gas – Freude und Frust auf dem Klimagipfel

Die Menschheit steuert auf eine drei Grad heißere Welt zu. Hauptgrund ist die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, bei der Treibhausgase freigesetzt werden. Damit soll es nun zu Ende gehen – das hat die UN-Klimakonferenz erstmals beschlossen. Nicht alle sind zufrieden

14.46 Uhr: Nach jahrzehntelanger Diskussion hat sich die Weltgemeinschaft auf der UN-Klimakonferenz in Dubai erstmals auf die Abkehr von Kohle, Öl und Gas geeinigt. Außenministerin Annalena Baerbock sprach am Mittwoch von einem "Tag der großen Freude". "Diese Klimakonferenz besiegelt de facto das Ende des fossilen Zeitalters", sagte die Grünen-Politikerin. Umweltorganisationen und Wissenschaftler bemängelten allerdings, dass der von mehr als 100 Staaten geforderte klare Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen nicht festgeschrieben wurde. Auch reiche das Ergebnis nicht, um die Erderwärmung wie 2015 in Paris vereinbart auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Vereinbart wurde auch das Ziel, die Kapazität der erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen und das Tempo bei der Energieeffizienz in diesem Zeitraum zu verdoppeln. Schon zu Konferenzbeginn wurde ein neuer Fonds zum Ausgleich von Klimaschäden in besonders verletzlichen Staaten auf den Weg gebracht und mit fast 800 Millionen US-Dollar gefüllt (etwa 740 Mio. Euro).

UN-Generalsekretär António Gutteres lobte den Beschluss zur Abkehr von fossilen Brennstoffen - und rügte den Widerstand etlicher Staaten gegen mehr Ehrgeiz dabei. Der Ausstieg sei unumgänglich, betonte er. "Lasst uns hoffen, dass er nicht zu spät kommt." Unter anderem Saudi-Arabien, Indien und Russland hatten während des zweiwöchigen Treffens mit Zehntausenden Teilnehmern Blockadeversuche unternommen.

Konferenzpräsident Sultan Al-Dschaber aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, zugleich Chef des staatlichen Ölkonzerns, sprach strahlend und applaudierend von einem "historischen Paket". Es sei ein robuster Aktionsplan, um das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten. Alle Verhandlungsteams hätten ihre Komfortzone verlassen, dafür sei ihnen der Dank künftiger Generationen gewiss.

Nach rund 24-stündiger Verlängerung und nächtlichen Verhandlungen hatte Al-Dschaber das Treffen am Vormittag überraschend plötzlich zum entscheidenden Punkt gelenkt: Direkt zu Beginn der Plenarsitzung verabschiedete er den erst kurz zuvor veröffentlichten Textentwurf mit einem Hammerschlag - so wie auf Klimakonferenzen üblich, wo das Prinzip der Einstimmigkeit gilt.

Doch die besonders von der Klimakrise bedrohten Inselstaaten waren zu diesem Zeitpunkt gar nicht im Plenum: Eine Vertreterin Samoas, Anne Rasmussen, sagte, die Inselstaaten hätten sich noch koordinieren müssen. Sie äußerte sich irritiert: "Wir können nicht auf unsere Inseln zurückkehren mit der Botschaft, dass dieser Prozess uns betrogen hat." Die nötige Kurskorrektur in der Klimapolitik sei nicht erreicht worden. Für Änderungen war es aber da schon zu spät.

In dem nun beschlossenen 21-Seiten-Papier werden die Staaten aufgefordert, sich von fossilen Brennstoffen in ihren Energiesystemen abzuwenden. Mehr als Hundert Staaten aus der EU, Afrika sowie karibischen und pazifischen Staaten hatten zuvor eine weitergehende Formulierung gefordert: nämlich einen Ausstieg ("Phase out"). Auch lässt der Text Hintertüren offen - wie für die weitere Nutzung von Gas sowie den Einsatz umstrittener Technologien zur Speicherung und Abscheidung von CO2.

Luisa Neubauer von Fridays for Future sagte, die Klimabewegung habe für diese globale Abkehr von fossilen Energien hart gekämpft. Gemessen am Widerstand der Lobby für Kohle, Öl und Gas, die mit hunderten Vertretern angereist war, sei das ein großer Schritt, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Die Konferenz habe jedoch auch gezeigt, "dass die Profite der Öl-Firmen bis heute erfolgreicher beschützt werden als die betroffensten Regionen der Welt".

Auch der deutsche Greenpeace-Chef Martin Kaiser kritisierte: "Die Dominanz und das destruktive Vorgehen der ölexportierenden Länder, der einflussreichen Öl- und Gaslobby sowie der kohleabhängigen Länder wurden auf der Weltklimakonferenz überdeutlich und verhinderten weitergehende und verbindliche Beschlüsse." Dennoch sei das Ergebnis der Beginn des Endes der Öl-, Gas- und Kohleindustrie - "nicht mehr, auch nicht weniger".

Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, sagte, die Beschlüsse von Dubai könnten ein historischer Schritt werden - "aber nur, wenn in den nächsten Jahren tatsächlich weltweit ein massives Herunterfahren von Kohle, Öl und Gas erfolgt". Der Oxfam-Experte Jan Kowalzig sagte dazu, das Ergebnis habe bedenkliche Schattenseiten und Schlupflöcher, darunter die Betonung der Rolle von Erdgas als Übergangslösung. "Das werden Förderländer und die fossile Industrie als Freifahrtschein für die Ausweitung der Gasförderung werten."

Der Ko-Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Johan Rockström, erklärte, der Beschluss mache allen Finanzinstituten, Unternehmen und Gesellschaften klar, dass man nun endlich - acht Jahre nach dem Zeitplan von Paris - am wahren "Anfang vom Ende" der von fossilen Brennstoffen angetriebenen Weltwirtschaft stehe. Nun gelte es, die Emissionen bis 2030 um mehr als 40 Prozent zu senken und bis 2050 eine Netto-Null zu erreichen.

EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra, der führend für die Europäische Union in Dubai verhandelte, lobte das Ende der Konferenz als Tag, an dem man sich darüber freuen könne, dass "die Menschheit endlich getan hat, was lange, lange überfällig war".

Die Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder erklärte, in dem Abschlusstext werde der Bedarf von "Billionen von Dollar" anerkannt, die zur Bekämpfung des Klimawandels in ihren Ländern erforderlich seien. Doch gebe es eine enorme Kluft zwischen den Bedürfnissen der Entwicklungsländer und den verfügbaren Finanzmitteln.

Von Torsten Holtz, Martina Herzog, Larissa Schwedes dpa

13.12. Abkehr, aber kein Ausstieg aus fossiler Energie: Konferenz einigt sich auf Abschlusserklärung

8:45 Uhr: Erstmals ruft die Weltgemeinschaft bei einer UN-Klimakonferenz zur Abkehr von fossilen Brennstoffen auf. Der zuvor von mehr als 100 Staaten geforderte klare Ausstieg ("Phase out") kommt in dem in Dubai verabschiedeten Abschlusstext nicht vor. Der Konferenzpräsident Sultan Al-Dschaber erhob sich vor dem Plenum strahlend, applaudierte und sprach von einem "historischen Paket". Es sei ein robuster Aktionsplan, um das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten. Gemeint ist das 2015 international vereinbarte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dies hatten viele Klima-Experten und Umweltschützer zuvor in Zweifel gezogen.

Der Text der Konferenz-Präsidentschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde am Mittwochmorgen veröffentlicht und bereits wenige Stunden später im Plenum angenommen. In dem 21-Seiten-Papier werden die Staaten aufgefordert, sich von fossilen Brennstoffen in ihren Energiesystemen abzuwenden. Mehr als hundert Staaten hatten zuvor eine weitergehende Formulierung gefordert, nämlich einen Ausstieg ("Phase out"). Allerdings ließ der Text auch Hintertüren offen - wie die weitere Nutzung von Gas sowie den Einsatz umstrittener Technologien zur Speicherung und Abscheidung von CO2.

Enthalten ist zudem das Ziel, die Kapazität der erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen und das Tempo bei der Energieeffizienz in diesem Zeitraum zu verdoppeln. Die G20-Staaten hatten sich dies bereits vorgenommen.

12.12.: "Für unser Überleben kämpfen" – Klimakonferenz wird verlängert

Die Weltgemeinschaft diskutiert in Dubai über den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas. Zum Entsetzen vieler Staaten fand dieser Punkt im aktuellen Textentwurf keine Erwähnung. Schafft er es noch in die Abschlusserklärung?

15:04 Uhr: Die Weltklimakonferenz ist nach einem Proteststurm gegen einen Entwurf für den Abschlusstext in die Verlängerung gegangen. Eine nachgebesserte Version soll nun den vielen Kritikern entgegenkommen, wie der Generaldirektor des UN-Treffens, Madschid Al-Suwaidi, am Dienstag sagte. Aufreger ist, dass der von mehr als 100 Ländern in Dubai eingeforderte Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas im Entwurf gar nicht mehr erwähnt wird - anders als in vorherigen Fassungen. Außenministerin Annalena Baerbock nannte dies inakzeptabel. Umweltverbände äußerten sich fassungslos und warnten vor einem Scheitern.

Die Bundesregierung will nun zusammen mit der EU und Dutzenden weiteren Staaten erreichen, dass der Text ehrgeiziger formuliert wird. Gegen einen Beschluss zum Ausstieg aus den fossilen Energien hatten zuletzt etliche Länder Bedenken geäußert, darunter das ölreiche Saudi-Arabien, aber auch China, der Irak, Indien und Russland.

Baerbock schrieb auf Instagram, es gebe auf dem Treffen von knapp 200 Staaten aber eine starke und über Kontinente reichende Allianz für den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen. Beispiele seien Norwegen und Kolumbien, aber auch Inselstaaten wie Palau, die Marshallinseln oder Fidschi. Sie sind vom steigenden Meeresspiegel akut bedroht.

Die Grünen-Politikerin reagierte damit auch auf Kommentare, die den Sinn der großen Klimakonferenzen, die seit 1995 jährlich tagen, an sich in Frage stellten. Es gebe Menschen, "die hier um ihr wortwörtliches Überleben verhandeln", betonte sie.

Das Treffen mit Zehntausenden Teilnehmern hatte am 30. November begonnen und sollte nach den Plänen von Konferenzpräsident Sultan al-Dschaber aus den Vereinigten Arabischen Emiraten um 11.00 Uhr vormittags enden. Al-Dschaber ist zugleich Chef des staatlichen Ölkonzerns - was die Kritik an seinem Textentwurf verschärfte. So schrieb der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore auf X, der "unterwürfige Entwurf" lese sich, als hätte ihn das Ölkartell Opec Wort für Wort diktiert.

Auch Klimaaktivistin Luisa Neubauer und Mitstreiterinnen und Mitstreiter von Fridays for Future Deutschland warnten bei einer Protestaktion vor einem Scheitern. "Dies ist eine Konferenz, auf der wir für unsere Leben kämpfen", rief Neubauer. "Beendet die fossile Ära", skandierten die unter anderem aus Deutschland angereisten Aktivisten.

Zum geplanten Abschluss der Konferenz machte Oxfam auf die aktuellen, fatalen Folgen der Klimakrise aufmerksam. Sechs Monate nach den historischen Dürren in Ostafrika hätten massive Überschwemmungen weite Teile des Ackerlandes in Kenia, Äthiopien und Somalia überflutet und Ernten zerstört. Mehr als vier Millionen Menschen seien nun dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Auch viele andere Aktivisten und Staatengruppen wollen im Schlussspurt Druck auf die Konferenzleitung ausüben. Generaldirektor Al-Suwaidi sagte dazu, die Kritik habe man erwartet. "Tatsächlich wollten wir, dass der Text Gespräche anregt - und genau das ist passiert." Über Nacht habe man bis in den frühen Dienstagmorgen Feedback eingesammelt. Nun wolle man "nach Möglichkeit" auch Formulierungen zu fossilen Brennstoffen in den Text aufnehmen. "Das wäre historisch." Doch liege die Verantwortung am Ende bei den Regierungsdelegationen, die Einstimmigkeit herstellen müssen.

Der Umweltverband WWF forderte, klar festgeschrieben werden müsse nicht nur der Ausstieg für Kohle, Öl und Gas, sondern auch das Ende der Subventionen für die fossilen Energieträger. Auch sollte das Ziel verankert werden, bis 2030 die Emissionen des besonders aggressiven Treibhausgases Methan um 30 Prozent zu senken - so wie es schon Dutzende Staaten freiwillig zugesagt haben.

Außenministerin Baerbock sagte zu der erwarteten Verlängerung, für die europäische Delegation das kein Problem. "Wir haben Zeit. Und wir sind darauf eingestellt, auch noch ein bisschen länger zu bleiben."

Vanessa Nakate, ugandische Aktivistin für Klimagerechtigkeit, sagte, der Text müsse umgearbeitet werden: "Wir müssen für die Menschheit und für unser Überleben kämpfen." In den letzten Stunden der COP28 gelte es, die Macht der Öl- und Gasindustrie über den COP-Prozess abzubauen.

Der politische Geschäftsführer von Germanwatch, Christoph Bals, sagte, es gebe weiter eine gute Chance für eine politische Wende und eine Abkehr von der fossilen Industrie - aber nur, wenn die COP-Präsidentschaft das auch wolle. "Und das ist nach dem Vorgehen des letzten Tages deutlich infrage gestellt." Ein neuer Textentwurf wird im Laufe des Abends erwartet.

Von Torsten Holtz, Larissa Schwedes und Martina Herzog, dpa

12.12. Nach Kritik: Neuer Textentwurf wird ausgearbeitet

10.20 Uhr: Nach einem Proteststurm auf der Weltklimakonferenz gegen einen Entwurf für den Abschlusstext will die Präsidentschaft der COP28 eine nachgebesserte Version vorlegen. Dies kündigte der Generaldirektor des UN-Treffens, Madschid Al-Suwaidi, an - kurz nachdem die Verhandlungen in Dubai wegen tiefer Gräben zwischen den knapp 200 Staaten verlängert werden mussten.

Die Kritik habe man erwartet, sagte er. "Tatsächlich wollten wir, dass der Text Gespräche anregt - und genau das ist passiert." Es gebe sehr verschiedene Ansichten, insbesondere in Bezug auf die Sprache rund fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas.

Der von mehr als 100 Staaten eingeforderte Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas wurde in dem Entwurf von Montagabend nicht mehr erwähnt - anders als in vorherigen Versionen. Die EU, die Bundesregierung und Dutzende andere Staaten stuften ihn als enttäuschend und unzureichend ein. Auch Umweltverbände forderten Nachbesserungen.

Al Suwaidi sagte, vor Montag habe man nicht gewusst, wo genau die roten Linien eines jeden Landes verlaufen. Bis in den frühen Dienstagmorgen habe man nun Feedback eingesammelt. "Und das versetzt uns in die Lage, einen neuen Textentwurf zu veröffentlichen", sagte er. "Dazu gehört, nach Möglichkeit auch Formulierungen zu fossilen Brennstoffen in den Text aufzunehmen. Das wäre historisch." Doch liege die Verantwortung am Ende bei den Regierungsdelegationen und daran, wie ehrgeizig diese beim Klimaschutz wirklich seien.

11.12. Umweltverbände "fassungslos": Fossiler Ausstieg fehlt im Entwurf für Abschlusstext

16:11 Uhr: Ein neuer Entwurf für den Abschlusstext der Weltklimakonferenz in Dubai sieht keinen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas mehr vor. In dem 21-Seiten-Papier, das am Montag veröffentlicht wurde, ist nur noch von einer Reduzierung beim Verbrauch und der Produktion fossiler Brennstoffe die Rede. In einer vorherigen Version war der Ausstieg noch als eine von mehreren Optionen erwähnt worden. Umweltorganisationen reagierten enttäuscht - ebenso wie Staaten, die besonders von der Klimakrise bedroht sind.

Man sei nicht nach Dubai gekommen, "um unser Todesurteil zu unterschreiben", sagte der Chef-Verhandler der vom steigenden Meerespiegel bedrohten Marshall-Inseln, John Silk. "Wir werden nicht stillschweigend in unsere wässrigen Gräber gehen."

Der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, sagte, er sei "wirklich fassungslos", dass die Präsidentschaft der Vereinigten Arabischen Emirate einen Text vorlege, "der die Wünsche und Interessen der Öl und Gasindustrie bedient, aber nicht der Menschen, die jetzt schon unter den Überschwemmungen und Dürren am meisten leiden." Gerade beim Ausstieg aus den fossilen Energieträgern, die über 100 Staaten eingefordert haben, sei der Entwurf sehr unverbindlich. "Er kann, wenn er so verabschiedet wird, diese Konferenz zum Scheitern bringen", warnte Kaiser. Jetzt liege es an Außenministerin Annalena Baerbock und ihren EU-Kollegen, gemeinsam mit den Inselstaaten und den am meisten verwundeten Staaten dafür zu sorgen, "dass diese Unverbindlichkeit aus dem Dokument wegkommt und wir einen verbindlichen Ausstieg bekommen aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas."

Jan Kowalzig, Experte der Organisation Oxfam, sprach von einer "sehr schwachen Formulierung" zur Abkehr von fossilen Energien. Und sogar die anderen angestrebten Ziele - eine Verdreifachung der erneuerbaren Energien und die Verdoppelung der Energieeffizienz - fänden sich nicht als Ziel wieder, sondern nur als eine mögliche Maßnahme. "So darf die COP28 nicht enden", warnte er.

Das 2015 in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Ziel werde mit diesem Entwurf "trotz gegenteiliger Beteuerungen an anderer Stelle im Text wohl aus dem Fenster geworfen". Kowalzig forderte, die Europäische Union dürfe der Erklärung in keinem Fall zustimmen und müsse diesen Text mit ihren Verbündeten unter den Entwicklungsländern lautstark ablehnen und erhebliche Nachbesserungen einfordern.

Der Grünen-EU-Abgeordente Michael Bloss sagte, die schlimmsten Erwartungen würden bestätigt. "Die fossilen Interessen ersticken jede Hoffnung auf die Einhaltung von 1,5 Grad im Keim." Die Aussicht, das fossile Zeitalter zu beenden, werde in Dubai gerade in den Sand gesetzt. Europa und seine Regierungen müssten ohne ein klares Bekenntnis zum Ende von Kohle, Öl und Gas diese Konferenz platzen lassen.

11.12. Klimaschützende: Keine Schlupflöcher bei Klimakonferenz zulassen

11:23 Uhr: Naturschützer und Klimaaktivisten haben im Endspurt der Weltklimakonferenz vor einem abgeschwächten Ergebnis gewarnt. Die Klimachefin von WWF Deutschland, Viviane Raddatz, sagte, es dürfe im Abschlusstext "keine Schlupflöcher" geben - etwa mit Formulierungen, die die Tür für eine große Rolle von Technologien zur CO2-Speicherung und -Abscheidung öffneten. Stattdessen müsse ein Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas erreicht werden, gekoppelt mit einem rapiden Aufbau der Erneuerbaren.

Caroline Brouillette vom Climate Action Network Kanada sagte, der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen könne nicht ohne eine deutliche Ausweitung der internationalen öffentlichen Unterstützung für eine schnelle und gerechte Energiewende geschafft werden, einschließlich einer Finanzierung zum Aufbau erneuerbarer Energien. "Für ärmere Länder, deren Volkswirtschaften stark von fossilen Brennstoffe abhängen, ist ein Ausstieg ohne diese Unterstützung undenkbar."

Weiter kritisierte sie westliche Industriestaaten als heuchlerisch, die ihre Öl- und Gasproduktion trotz Klimakrise ausweiten wollten. "Die USA, Kanada, Norwegen, Australien und das Vereinigte Königreich sind große Produzenten und Exporteure fossiler Brennstoffe, die für 50 Prozent der Ausbaupläne für die weltweite Öl- und Gasförderung verantwortlich sind. Diese großen fünf Länder müssen vorangehen."

11.12. Weltnaturschutzunion fordert mehr Einsatz für Natur auf COP28

Zum Klimaschutz Treibhausgase vermeiden ist überlebenswichtig. Aber bei Verhandlungen wie auf der Weltklimakonferenz COP28 wird eines oft übersehen: die Natur. Dort gibt es Gefahren und Lösungen zugleich

5:00 Uhr Die Rolle der Natur beim Schutz des Planeten wird nach Überzeugung der Weltnaturschutzunion (IUCN) nicht genügend gewürdigt. "Wir wissen, dass der Planet in kritischem Zustand ist", sagte die IUCN-Generaldirektorin Grethel Aguilar der Deutschen Presse-Agentur. "Was oft übersehen wird, ist, wie eng die Biodiversitätskrise mit der Klimakrise verbunden ist." Sie ist deshalb bei der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai, die Maßnahmen gegen die Klimakrise beschließen soll. "Entscheidungsträger müssen verstehen, dass der Naturschutz für eine lebenswerte Zukunft Priorität haben muss und dass dafür gerechte, naturbasierte Lösungen für die Minderung des Klimawandels nötig sind", sagte Aguilar.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) betonte bei ihrem Besuch auf der Weltklimakonferenz ebenfalls, man müsse Naturschutz bei der Bekämpfung der Klimakrise mitdenken. Sie warb auch für eine entsprechende Erwähnung im Abschlusstext der Konferenz. Ozeane, Ökosysteme und der globale Wasserkreislauf müssten stabilisiert werden.

Mehr als 12 000 Arten seien vom Klimawandel bedroht, sagte Aguilar. Der Verlust von Arten, die sich nicht schnell genug an den Klimawandel anpassen können, destabilisiere die Ökosysteme. Nahrungsketten würden unterbrochen. In geschwächten Ökosystemen breiteten sich leichter gebietsfremde Arten aus, die den Schwund heimischer Arten beschleunigen. "Die Menschen sind auf gesunde Ökosystemen angewiesen", sagte sie.

"Aber es gibt Hoffnung", sagte Aguilar. Viele Lösungen lägen oft in der Natur selbst. "Es ist kein Zufall, dass indigene Völker dort leben, wo die größte biologische Vielfalt zu finden ist. Das liegt daran, dass sie diese Gebiete seit Generationen erfolgreich geschützt und gepflegt haben", sagte Aguilar. Naturnahe Lösungen wären die Renaturierung geschädigter Landschaften, etwa Aufforstungen. Bäume könnten klimaschädliches CO2 nicht nur binden, sondern auch für gesunde Böden und damit Raum für biologische Vielfalt sorgen. Die Wiederherstellung von Mangroven - Gehölze, die in den Tropen in Küstengewässern wachsen - schütze Bewohner vor einem steigenden Meeresspiegel und baue Biotope für Fische und andere Tiere auf.

Die IUCN unterstütze Wind- und Solarenergie als nachhaltige Lösungen, sagte Aguilar. Solche Anlagen könnten aber für Meeresbewohner und Vogelarten zur Gefahr werden. Solche Effekte müssten durch kluge Standortbestimmungen minimiert werden. Die IUCN in Gland bei Genf ist ein Dachverband staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen für Naturschutz. Sie gibt die Rote Liste der bedrohten Arten heraus.

10.12. Klimakonferenz-Chef: "Welt wartet verzweifelt auf gute Nachrichten"

14:34 Uhr In der kritischen Phase der Weltklimakonferenz hat der Gastgeber die Staaten dazu aufgerufen, das Treffen zu einem Erfolg zu führen. "Die Welt ist hungrig, die Welt wartet verzweifelt auf gute Nachrichten", sagte der Konferenzpräsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Sultan al-Dschaber, am Sonntag in Dubai. Die Klimakonferenz sei die Chance, Vertrauen in die internationale Zusammenarbeit wieder herzustellen.

In Dubai streiten die Vertreter von rund 200 Staaten derzeit hitzig darüber, ob sie sich auf den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas einigen können. Einzelne Staaten stemmen sich jedoch gegen einen ehrgeizigen Beschluss. Am Dienstag soll die Klimakonferenz planmäßig enden, in der Vergangenheit gingen die Treffen aber meist in die Verlängerung.

9.12. Klimaaktivisten färben berühmten Canal Grande in Venedig grün

17:41 Uhr Klimaaktivisten haben in Italien mit einer spektakulären Aktion erneut auf sich aufmerksam gemacht: Mitglieder der Protestgruppe Extinction Rebellion haben in Venedig den berühmten Canal Grande grün gefärbt. Einige Aktivisten seilten sich am Samstagnachmittag von der Rialto-Brücke über dem zentralen Kanal der norditalienischen Lagunenstadt ab und schütteten Farbstoff in das Wasser, wie die Gruppe in den sozialen Medien mitteilte. Das Wasser in dem Kanal schimmerte daraufhin grün.

Besucher der besonders bei Touristen beliebten Stadt bemerkten, dass das Wasser in dem Canal Grande plötzlich grün leuchtete. Über ihnen hingen drei Aktivisten von Extinction Rebellion und breiteten ein großes Plakat mit dem Schriftzug "COP28: Während die Regierung redet, hängen wir am seidenen Faden" aus, wie auf Bildern zu sehen war. Schaulustige versammelten sich während der Aktion auf der Rialto-Brücke - vereinzelt waren auch vorbei rudernde Gondolieri zu sehen, die mit ihren Handys Fotos machten.

Die Aktivisten kippten nach eigenen Angaben Fluoreszin in das Wasser, eine ungiftige Substanz, die etwa bei Tests in Abwasserkanalnetzen verwendet wird. Mit der Aktion wollten sie gegen die "lächerlichen Fortschritte" der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai protestieren. "Wir sind müde, wir haben es satt, von unseren Regierungen für dumm verkauft zu werden, und zu wissen, dass unsere Zukunft in Gefahr ist, während die Politik nichts unternimmt", hieß es in einer Mitteilung.

Die Protestgruppe ging auch in anderen italienischen Städten vor. In Mailand färbte sie etwa den Naviglio Grande - den ältesten und berühmtesten der in der Metropole bekannten Navigli-Kanäle - grün. Aber auch in Rom, Turin und Bologna kam es zu Aktionen der Gruppe.

9.12. Lange Nächte auf Klimakonferenz: EU wappnet sich für heiße Phase

9:39 Uhr In der heißen Phase der Weltklimakonferenz in Dubai werden die Nächte der Verhandlungen länger: "Unsere Tür ist offen, wir haben unsere bequemen Schuhe an und eine großartige Kaffeemaschine", sagte der EU-Klimakommissar und Chefverhandler, Wopke Hoekstra, am Samstag vor dem Plenum zu den Vertretern der anderen Staaten. "Ich bin allzeit bereit, mich mit euch zusammenzusetzen, zu jeder Zeit Tag und Nacht und überall auf dem Gelände."

Alle Länder haben auf dem riesigen Expo-Gelände eigene Pavillons, die Wege zu den Verhandlungsräumen und Plenarsälen sind teilweise lang und kompliziert. Teils werden Ministerinnen und Minister zu später zurück Stunde aufs Gelände gerufen - so am Freitagabend auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die für die EU über die Minderung von CO2-Emissionen verhandelt.

Offiziell soll das UN-Treffen am kommenden Dienstag enden. In der Vergangenheit gingen Klimakonferenzen jedoch meist in die Verlängerung.

8.12. Klimawandel bedroht Wale und Delfine

16:00 Uhr: Die Folgen des Klimawandels bedrohen nach einem Bericht der Tierschutzorganisation Whale and Dolphin Conservation (WDC) zunehmend Wale und Delfine. Die Erwärmung der Meere wirke sich dramatisch auf eine Vielzahl von Arten aus, heißt es in dem Bericht "Whales in Hot Water", der am Freitag anlässlich der in Dubai tagenden UN-Klimakonferenz (COP28) veröffentlicht wurde.

Die Lebensräume von Walen und Delfinen verändern sich demnach so schnell, dass Arten miteinander konkurrierten - und sich teils bekämpften. Durch die steigenden Temperaturen träten vermehrt Algenblüten auf, die Toxine freisetzen. Sie werden laut WDC zunehmend in toten Walen und Delfinen gefunden. Die Gifte könnten etwa auch die Reaktionsfähigkeit der Meeressäuger verlangsamen. Damit liefen sie noch stärker Gefahr, mit Schiffen zusammenzustoßen.

Im Jahr 2015 starben dem Bericht zufolge in Chile mindestens 343 Bartenwale - bei mehr als zwei Drittel der Tiere (69 Prozent) wurden extrem hohe Konzentrationen der lähmenden Toxine nachgewiesen. "Das plötzliche Massensterben ist mit hoher Wahrscheinlichkeit einer Algenblüte geschuldet", schreibt die Organisation.

Auch zögen die Tiere zunehmend in neue und teils stark genutzte Gewässer, nicht zuletzt steige so das Risiko von Kollisionen mit Schiffen. Die Meeressäuger können laut WDC auch anfälliger für Krankheiten werden. Fast zwei Drittel der Krankheitsausbrüche bei Walen und Delfinen (61 Prozent) wurden in Zeiten erhöhter Meeresoberflächentemperaturen verzeichnet, die mit dem Klimawandel länger und häufiger auftreten dürften.

Teils komme es zu Kämpfen zwischen verwandten Arten. Zunehmende Hitze-Ereignisse führten dazu, dass Große Tümmler umzögen in Gebiete mit kalifornischen Schweinswalen. Vermehrt griffen Tümmler dort die kleineren Verwandten an, oft mit tödlichem Ausgang.

Ein Problem ist laut WDC auch der Rückgang von Krill als eine der wichtigsten Nahrungsquellen für Bartenwale. Er werde durch industriellen Fang und wärmere Meerestemperaturen dezimiert. Im Südlichen Ozean, wohin die Wale im Polarsommer wandern, sei das Krill-Vorkommen seit den 1980er Jahren um 30 Prozent zurückgegangen. Für den Pazifik und den Atlantik werde bis zum Jahr 2100 ein Rückgang um 16 bis 19 Prozent prognostiziert. Mit der Nahrungsknappheit könnten die Meeressäuger weniger Fett speichern und hätten nicht mehr ausreichend Energie für ihre saisonalen Wanderungen zur Verfügung. Man habe zudem beobachtet, dass viele Tiere nicht mehr in wärmere Gewässer zur Paarung wanderten. Ergebnis: weniger Jungtiere.

Das Ziel des Pariser Abkommens, den globalen Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, müsse vorangetrieben werden, so die Organisation. Es sollten zudem effektive Schutzgebiete errichtet werden, die von besonderer Bedeutung für die Tiere seien: Gebiete, in denen sie sich ernähren, fortpflanzen und wandern könnten. Eine große Bedrohung für Wale und Delfine seien auch Fischereigeräte. Regierungen und Industrie müssten destruktive Fischereipraktiken verbieten. Es müsse Fangbeschränkungen und alternative Fanggeräte geben, die den Beifang reduzierten.

8.12. Deutschland verbessert sich leicht bei Klimaschutz-Ranking

Deutschland hat sich im internationalen Vergleich beim Klimaschutz leicht verbessert. Das Land belegte im jährlichen Index, der von den Umweltorganisationen Germanwatch sowie dem NewClimate Institute auf der Weltklimakonferenz in Dubai vorgestellt wurde, Platz 14 - zwei Plätze besser als im Vorjahr. Positiv wurden die Fortschritte beim Ausbau erneuerbarer Energien hervorgehoben. Dennoch bekam die Bundesrepublik in allen Kategorien die Bewertung "mittelmäßig" und belegt unter den EU-Staaten den sechsten Platz.

"Die Gründe für die eher mäßige Bewertung der nationalen Klimapolitik Deutschlands liegen vor allem in einer klimapolitisch zu schwachen Verkehrspolitik, der Abschwächung des Klimaschutzgesetzes sowie einem am Ende verwässerten Gebäudeenergiegesetz", sagte Jan Burck, einer der Autoren. "Dies sind alles Ergebnisse der oft gegensätzlichen klimapolitischen Ambitionen innerhalb der Ampelkoalition." Der Index bewertet die Bemühungen von 63 Ländern und der EU, diese umfassen mehr als 90 Prozent aller klimaschädlichen Treibhausgasemissionen.

Wie in den Vorjahren bleiben die ersten drei Plätze leer - weil den Autoren zufolge kein Land genug für den Klimaschutz macht, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Gemeint ist das 2015 in Paris vereinbarte Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Insgesamt bekam kein Land für seine Klimapolitik eine "gute" Bewertung. "Die Regierungen setzten weniger klimapolitische Maßnahmen um und müssen viele Krisen gleichzeitig lösen", hält Co-Autor Niklas Höhne vom NewClimate Institute fest.

Dänemark führt wie in den Vorjahren das Ranking an. Auch Estland und die Philippinen belegen vordere Plätze. Brasilien hat sich nach dem Amtsantritt von Präsident Lula da Silva im Jahresvergleich von Rang 38 auf 23 katapultiert. Das liegt vor allem daran, dass die neue Regierung begonnen hat, die Abholzung des Regenwaldes einzudämmen.

Die großen Umweltverschmutzer China und die USA schneiden in den meisten Kategorien weiter schlecht ab. Allerdings gehört China bei den Erneuerbaren Energien zur Spitzengruppe und belegt in der Kategorie Platz 9, da es eigene Ziele für Wind und Solar übertrifft. Die USA werden für den sogenannten Inflation Reduction Act (IRA) von US-Präsident Joe Biden gelobt, der ebenfalls den Ausbau der Erneuerbaren und die Energieeffizienz angekurbelt habe.

8.12. UN warnt nach El Niño vor Hunger in Ostafrika

9:48 Uhr: Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) hat angesichts der schweren Überschwemmungen in Ostafrika und am Horn von Afrika vor drohendem Hunger in der Region gewarnt. "Ich fürchte, das Schlimmste kommt erst noch", sagte Michael Dunford, der WFP-Regionaldirektor für Ostafrika, angesichts der Prognosen weiterer Regenfälle, die auf das Wetterphänomen El Niño zurückzuführen sind. In Somalia, Äthiopien und Kenia kamen bisher mehr als 300 Menschen ums Leben, fast drei Millionen Menschen sind von den Fluten und ihrer zerstörerischen Wirkung betroffen.

"Ostafrika wird von den Extremen des Klimawandels gepeitscht", warnte Dunford. In der nun von den schweren Regenfällen betroffenen Gebieten hatte zuvor Dürre geherrscht, fünf Regenperioden in Folge waren ausgefallen. Nun zerstören Dunford zufolge die Fluten Infrastruktur und Landwirtschaft. Es sei besonders wichtig, dass die Industriestaaten auf der UN-Klimakonferenz COP28 in Dubai Länder wie Somalia und Äthiopien unterstützten, die einen hohen Preis für die Klimakrise zahlten, forderte Dunford.

7.12. Baerbock will bei Klimakonferenz Ausstieg aus fossilen Energien sehen

Außenministerin Annalena Baerbock erwartet von der Weltklimakonferenz in Dubai ein "globales Bekenntnis, dass wir alle schrittweise aus den fossilen Energien aussteigen". Das erklärte die Grünen-Politikerin laut Mitteilung am Donnerstagmorgen vor ihrem Abflug nach Dubai

9:06 Uhr Außenministerin Annalena Baerbock erwartet von der Weltklimakonferenz in Dubai ein "globales Bekenntnis, dass wir alle schrittweise aus den fossilen Energien aussteigen". Das erklärte die Grünen-Politikerin laut Mitteilung am Donnerstagmorgen vor ihrem Abflug nach Dubai, wo sie für Deutschland verhandeln soll. "Dafür werden wir in Dubai hart kämpfen, in den Verhandlungen auch noch am kleinsten Schräubchen drehen, wenn nötig."

"Wir brauchen dringend eine klare Kurskorrektur", sagte Baerbock. Um das Ziel in Reichweite zu halten, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeit zu begrenzen, brauche es eine Verdreifachung der Erneuerbaren Energien bis 2030 und eine Verdopplung der Energieeffizienz.

Auf dem UN-Treffen in Dubai, das in die zweite Woche geht, bekennen sich inzwischen mehr als 100 Staaten zu einem schrittweisen Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl - so auch die EU und die USA. Nach Informationen von Umweltverbänden stemmen sich unter anderem der Ölstaat Saudi-Arabien und Indien, das stark auf Kohle setzt, allerdings gegen eine solche Verpflichtung.

"Die Ambitionierten, die durch den Umbau ihrer Wirtschaft neue Jobs, Entwicklung und Wohlstand schaffen, reichen heute von Kanada bis Kenia", betonte Baerbock. "Wenn wir noch mehr Länder in diese dynamische Gruppe holen, dann können wir die Öl- und Kohle-Welt als eine Welt von gestern hinter uns lassen. Und die alten Gräben zwischen Nord und Süd endgültig überwinden."

Umweltministerin Steffi Lemke zeigt sich zuversichtlich, dass auf der Weltklimakonferenz ein verbindlicher Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas beschlossen werden kann. "Ich fahre, was das anbetrifft, sehr optimistisch nach Dubai", sagte die Grünen-Politikerin im ARD-"Morgenmagazin". Sie wolle dort auch noch das Thema Kreislaufwirtschaft auf die Agenda bringen. Ohne den Rückgang des Ressorcenverbrauchs würden Klimawandel und Naturzerstörung nicht zu stoppen sein. "Das werden wir hinbekommen", sagte sie. Aber: "Die größte Hürde ist die Realität, die Praxis, dass alle Länder dann auch zuhause ihre Hausaufgaben machen."

Baerbock lobte, dass die sogenannte COP28 anders als alle anderen Weltklimakonferenzen "gut aus den Startblöcken" gekommen ist. Sie verwies auf erste Finanzzusagen für den im vergangenen Jahr beschlossenen Fonds zum Ausgleich von Klimaschäden. "Der Fonds für Klimaschäden und Verluste zeigt, dass wir als Weltgemeinschaft nicht in Schockstarre vor der Größe der Aufgabe verharren müssen, sondern zu großen Sprüngen in der Lage sind. Diesen Schwung will ich in die Endphase der COP28 mitnehmen."

7.12.: Forscher: "Definition der 1,5-Grad-Grenze führt zu Verwirrung"

Das 1,5-Grad-Ziel der Pariser Klimakonferenz ist allgegenwärtig. Doch wann genau ist diese Grenze erreicht? Bisher muss für eine klare Aussage ein langer Zeitraum vergehen. Für schnellere Reaktionen sei eine andere Definition nötig, betonen Forscher.

4:00 Uhr: "Die 1,5-Grad-Grenze ist überschritten" - eine solche Aussage zur Klimakrise könnten Experten nach den derzeit geltenden Kriterien erst viele Jahre verspätet treffen. Davor warnten kürzlich britische Forscher in einem Kommentar im Fachblatt "Nature". Sie machen einen Vorschlag, wie die Nichteinhaltung von Klimazielen wesentlich früher attestiert werden könnte.

Bei der Weltklimakonferenz 2015 in Paris hatten die Staaten weltweit vereinbart, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzen zu wollen. Auch bei der derzeit laufenden Weltklimakonferenz in Dubai geht es um die Einhaltung dieser Marke. Das 1,5-Grad-Ziel bezieht sich dabei auf längerfristige Werte und nicht auf einzelne Tage, Monate oder Jahre. Doch wann genau lässt sich sagen: Das Ziel wurde verfehlt?

"Es mag überraschen, dass die Pariser Erklärung keine formell vereinbarte Definition des gegenwärtigen Standes der globalen Erwärmung enthält", erläutern Richard Betts und seine Kollegen vom britischen Wetterdienst Met Office und der Universität Exeter in ihrem Kommentar.

"Ohne eine Einigung darauf, was eigentlich als Überschreiten der 1,5 Grad Celsius zählt, riskieren wir Ablenkung und Verwirrung genau zu dem Zeitpunkt, wenn Handeln zum Abwenden der schlimmsten Effekte des Klimawandels sogar noch dringlicher wird", sagte Betts. Viele Fachleute gehen mittlerweile davon aus, dass das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr zu schaffen ist.

Der Weltklimarat IPCC hat durchaus definiert, wann eine bestimmte Temperatur-Marke als überschritten gilt. Dafür schauen sich die Fachleute die globale Durchschnittstemperatur gemittelt über einen Zeitraum von 20 Jahren an. Liegt der Mittelwert beispielsweise 1,5 Grad über dem vorindustriellen Durchschnittswert, legen die Experten die Mitte des 20-Jahre-Zeitraums als den Moment fest, an dem diese Schwelle erstmals überschritten wurde. "Das bedeutet, dass wir das Überschreiten eines Schwellenwerts erst 10 Jahre nach diesem Datum feststellen können", erklärte Chris Hewitt, Direktor für Klimadienstleistungen bei der Weltwetterorganisation (WMO), auf Anfrage.

Das Problem wird am Beispiel der 1-Grad-Schwelle deutlich: Der Zeitraum von 2002 bis 2021 war der erste, in der die globale Durschnitttemperatur im Mittel ein Grad über der vorindustriellen Zeit lag. Es wurde - und das eben erst am Ende dieses langen Zeitraums - festgelegt, dass die 1-Grad-Schwelle um das Jahr 2012 überschritten wurde.

Die WMO erwäge, ein internationales Expertenteam mit der Prüfung alternativer Methoden zu beauftragen, um eine zeitnähere Bewertung zu ermöglichen, sagte Hewitt.

Die Gruppe um Betts schlägt vor, den Stand der globalen Erwärmung aus Beobachtungsdaten der vergangenen zehn Jahre sowie Modellprojektionen für die kommenden zehn Jahre zu berechnen. Dadurch sei weiter sichergestellt, dass auf den Durchschnittswert einer Periode von 20 Jahren geschaut werde. Das Überschreiten der 1,5-Grad-Schwelle könnte aber rechtzeitig erkannt und eine Verschärfung von Maßnahmen eingeleitet werden, so die Wissenschaftler. Mit der vorgeschlagenen Methode berechneten die Forscher, dass die globale Erderwärmung Ende 2022 bei etwa 1,26 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau lag. 

6.12.: 2023 war das bisher heißeste Jahr – UN-Klimachef rügt Entwurf für Abschlusserklärung

Schneemassen in Deutschland ändern nichts daran: Global gesehen war 2023 das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Das sind ernüchternde Nachrichten für die UN-Klimakonferenz, für die die zweite und entscheidende Woche anbricht

16:13 Uhr: Es sind alarmierende Fakten für die Weltklimakonferenz: Das Jahr 2023 war global gesehen das heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen. Es ist laut dem EU-Klimawandeldienst Copernicus praktisch ausgeschlossen, dass der Dezember daran noch etwas ändert. Auf dem UN-Treffen in Dubai, das in die zweite Woche geht, bekennen sich inzwischen mehr als 100 Staaten zu einem schrittweisen Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl - so auch die EU und die USA. Der US-Klimabeauftragte John Kerry sagte, es gebe keinen anderen Weg, um bis 2050 die klimaschädlichen Treibhausgase auf nahe null zu drücken. "Diese Emissionen töten Menschen - schon heute!"

Laut Copernicus lagen die globalen Durchschnittstemperaturen 1,46 Grad über dem vorindustriellen Referenzzeitraum von 1850 bis 1900. Das abgelaufene Jahr sei bislang 0,13 Grad wärmer gewesen als die ersten elf Monate des bisherigen Rekordjahrs 2016.

Auch Deutschland streitet nach den Worten von Klimastaatssekretärin Jennifer Morgan weiter für ein "ambitioniertes Gesamtpaket". Dazu gehöre auch der schrittweise Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl. Doch gibt es Widerstand: Nach Informationen von Umweltverbänden stemmen sich unter anderem der Ölstaat Saudi-Arabien und Indien, das stark auf Kohle setzt, gegen eine solche Verpflichtung. In Richtung der Bedenkenträger sagte Kerry: "Es ist Zeit für Erwachsene, sich wie Erwachsene zu benehmen."

Erst am Dienstag hatte ein neuer Bericht gezeigt, dass die CO2-Emissionen 2023 mit wohl 36,8 Milliarden Tonnen einen Rekord erreichen. Das sind 1,1 Prozent mehr als 2022. Laut Weltklimarat muss aber der weltweite Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase schnell sinken - um 43 Prozent bis 2030, um die Erderhitzung wie 2015 in Paris beschlossen möglichst unter 1,5 Grad zu halten. Stattdessen steuert unser Planet nach Angaben der Vereinten Nationen bis zum Ende des Jahrhunderts aber auf fast 3 Grad zu - wenn denn alle Zusagen der Staaten eingehalten werden, woran viele Experten zweifeln.

UN-Klimachef Simon Stiell spornte die knapp 200 Staaten auf der Klimakonferenz mit deutlichen Worten zu mehr Ehrgeiz an. "Lasst uns ehrlich sein: Gute Absichten allein halbieren nicht die Emissionen in diesem Jahrzehnt, und sie retten jetzt und hier auch keine Leben", sagte er. Der vorliegende Entwurf für das Abschlussdokument, im UN-Jargon globale Bestandsaufnahme genannt, sei eine "Grabbeltüte von Wunschzetteln", rügte er. "Das müssen die Verhandlungsparteien jetzt sortieren - und dann mit einem klaren Statement das Ende des fossilen Zeitalters einläuten, so wie wir es kennen."

Der US-Beauftragte Kerry verwies auf Klimaforscher, die ihr Leben lang an dem Thema arbeiteten und inzwischen alarmiert und verängstigt seien. Manche sprächen davon, man befinde sich nun auf "unbekanntem Terrain". Kerry zählte fatale Folgen der Erderhitzung auf wie das rapide schmelzende Eis an den Polen, Hitzerekorde und verheerende Waldbrände auf verschiedenen Kontinenten - und schloss mit den Worten: "Also Leute, was mehr müsst ihr wissen?"

Zum Verhältnis zu China, dem mit Abstand weltgrößten Emittenten von Treibhausgasen, sagte Kerry, man wolle auf der COP28 möglichst zusammenarbeiten. Die größte Differenz seien aber Pläne der Volksrepublik, trotz Klimakrise viele neue Kohlekraftwerke zu bauen.

Auch EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra sagte, es sei noch viel zu tun auf dem UN-Treffen, das am Dienstag enden soll - aber wie in den vergangenen Jahren in die Verlängerung gehen könnte. Spätestens 2025 müsse die Welt den Höhepunkt bei den Emissionen erreichen. Er wolle noch einmal klarstellen, wofür die EU stehe: "Ich möchte, dass diese COP den Anfang vom Ende für fossile Brennstoffe markiert."

Die ugandische Klimaaktivistin Vanessa Nakate sagte, niemand solle sich von glitzernden Ankündigungen auf der Konferenz mit ihren rund 97 000 Teilnehmern ablenken lassen. Um Schäden und Verluste gerade in armen Staaten zu begrenzen, müssten alle neuen Projekte zur Produktion von Kohle, Gas und Öl gestoppt werden. Der Erfolg der COP28 zeige sich genau darin - und nicht an Reden auf großen Bühnen.

Zum Ende des weltweit heißesten Jahres beschloss die Bundesregierung eine umfassende Strategie für ihre Klimaaußenpolitik. In dem 74-Seiten-Papier wird die Bekämpfung der Klimakrise und ihrer fatalen Folgen als eine "zentrale Menschheitsaufgabe dieses Jahrhunderts" beschrieben. Bereits jetzt gefährde die Erderwärmung vielerorts Menschenleben, heißt es in der vom Kabinett gebilligten Strategie. Ungleichheiten und Verteilungskonflikte würden verschärft, Menschen zur Flucht gezwungen und Konflikte angeheizt.

Mit einer derart breit formulierten Klimastrategie ist Deutschland Vorreiter - es sei "die umfassendste Strategie weltweit", sagte Klimastaatssekretärin Morgan. In dem Papier heißt es, Deutschland wolle die globale Energiewende beschleunigen, um "schrittweise" aus Kohle, Öl und Gas auszusteigen - sofern die Emissionen nicht abgeschieden und gespeichert werden können.

In dem Strategiepapier bekennt sich Deutschland auch zur Unterstützung armer Staaten, die unter den Folgen der Erderhitzung besonders leiden - etwa unter häufigeren und heftigeren Dürren, Waldbränden, Überschwemmungen und Stürmen. Man bleibe "guter und verlässlicher Partner in der internationalen Klimafinanzierung", heißt es. Zurzeit wird allerdings angesichts der Haushaltskrise in der Bundesregierung über Kürzungen auch solcher Etatposten geredet.

Torsten Holtz, dpa

6.12.: Klima-Bericht: Forschende warnen vor Kipppunkten

Die Klimakrise nimmt schon jetzt dramatische Ausmaße an. Forscher warnen davor, dass selbstverstärkende Prozesse ausgelöst werden könnten. Doch es gibt auch Anlass zur Hoffnung

1.01 Uhr: Durch die bisherige Klimaerwärmung drohen Experten zufolge fünf großen Natursystemen möglicherweise unumkehrbare Umwälzungen. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten "Global Tipping Points Report" (Kipppunkte-Bericht) hervor.

Unter Kipppunkten versteht man in der Klimaforschung, wenn durch kleine Veränderungen ein Domino-Effekt ausgelöst wird, dessen Folgen unter Umständen nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Das Konzept der Kipppunkte und damit verbundene Unsicherheiten werden in der Wissenschaftsgemeinde zum Teil intensiv diskutiert.

Erstellt wurde der Bericht von einem internationalen Team aus mehr als 200 Forschenden. Die Koordination lag bei der britischen Universität von Exeter und dem Bezos Earth Fund.

"Fünf große Kippsysteme laufen bereits Gefahr, bei der derzeitigen globalen Erwärmung ihren jeweiligen Kipppunkt zu überschreiten", teilte das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mit, das an dem Bericht beteiligt war. Dabei geht es um das grönländische und das westantarktische Eisschild, die subpolare Wirbelzirkulation im Nordatlantik, Warmwasserkorallenriffe und einige Permafrost-Gebiete. "Wenn die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius ansteigt, könnten mit borealen Wäldern, Mangroven und Seegraswiesen drei weitere Systeme in den 2030er Jahren vom Kippen bedroht sein", so das PIK.

Würden mehrere Kipppunkte überschritten, bestehe zudem das Risiko eines katastrophalen Verlusts der Fähigkeit, Pflanzen für Grundnahrungsmittel anzubauen, warnen die Autoren des Berichts. "Ohne dringliches Handeln, um die klimatische und ökologische Katastrophe aufzuhalten, werden Gesellschaften überfordert sein, wenn die Natur aus den Fugen gerät", hieß es in einer Mitteilung der Universität Exeter.

Da die bisherige Antwort der Regierungen weltweit nicht ausreichend sei, legen die Forscher sechs Empfehlungen vor, um die negativen Kipppunkte zu vermeiden und sogar positive Kipppunkte einzuleiten.

Zu den sechs Empfehlungen gehört demnach, Emissionen durch fossile Brennstoffe und durch Landnutzung deutlich vor der Jahrhundertmitte zu stoppen. Zudem sollten negative Konsequenzen für besonders stark betroffene Gruppen und Länder abgemildert werden. Es brauche auch koordinierte Bemühungen, um positive Kipppunkte auszulösen und die Aufmerksamkeit für Kipppunkte zu erhöhen.

Als Beispiele für positive Kipppunkte gelten der Ausbau erneuerbarer Energien und der Umstieg auf Elektromobilität. "Eine Kaskade positiver Kipppunkte würde Millionen von Leben retten, Milliarden Menschen Leid ersparen, Billionen von Dollar an Schäden verhindern und den Anfang für eine Wiederherstellung der Natur machen, auf die wir alle angewiesen sind", hieß es dazu in der Uni-Mitteilung.

5.12.: Mehr als 2400 Öl-, Gas- und Kohlelobbyisten auf der UN-Klimakonferenz

Ein Öl-Boss als Präsident der Welklimakonferenz in Dubai - das bleibe ein "unauslöschlicher Fleck" auf der COP28, kritisieren Klimaschützer. Und: Der staatliche Ölkonzern der Vereinigten Arabischen Emirate setzt auch in Zukunft auf Profite mit Öl und Gas.

12:30 Uhr: Auf der Weltklimakonferenz in Dubai haben Klimaschützer die Expansionspläne des staatlichen Ölkonzerns des Gastgeberlandes Vereinigte Arabische Emirate angeprangert. Die Projekte seien "ein todsicheres Rezept, um den katastrophalen Klimawandel zu beschleunigen", heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Organisationen Urgewald, Lingo, Reclaim Finance und Banktrack. Tatsächlich plant der Adnoc-Konzern nach eigenen Angaben, seine Ölförderung bis 2030 um 25 Prozent zu erhöhen.

Die Organisatoren schrieben, es bleibe schockierend, dass ausgerechnet der Adnoc-Chef, Sultan al-Dschaber, nun Präsident der laufenden UN-Klimakonferenz von knapp 200 Staaten sei. Dies sei ein "atemberaubender Interessenkonflikt", der einen "unauslöschlichen Fleck" auf der COP28 hinterlasse. "Der COP-Präsident hat keine Vision von einer Zukunft ohne fossile Energien", hieß es weiter. Stattdessen treibe seine Firma Adnoc die Expansion von Öl und Gas voran, wolle aber nur einen winzigen Teil der entstehenden Treibhausgasemissionen unter der Wüste speichern.

Den Recherchen der Organisationen zufolge, plant Adnoc ganz konkret zahlreiche neue Gas- und Ölprojekte. Schon 17 Projekte seien gebilligt worden. "Adnoc hat keine Absicht, sein Geschäftsmodell umzustellen oder gar seine Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern", heißt es dazu.

Al-Dschaber hatte erst am Sonntag viel Kritik auf sich gezogen: Laut "Guardian" und "Centre for Climate Reporting" sagte er im November in einer Videoschalte unter anderem mit UN-Vertretern, es gebe "keine Wissenschaft", die belege, dass der Ausstieg aus fossilen Energieträgern notwendig sei, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Zudem habe er in der Schalte gesagt, Entwicklung ohne die Nutzung fossiler Energien sei nicht möglich, "wenn man die Welt nicht in die Steinzeit katapultieren will".

Die Internationale Energie-Agentur (IEA) hat mehrfach festgehalten, dass die Erschließung neuer Öl- und Gasfelder nicht vereinbar ist mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens. Doch noch viele andere Staaten wollen zusätzliche Ölförderungspläne trotz der Klimakrise genehmigen, darunter die USA, Norwegen und Großbritannien.

Erst diesen Monat hatte ein Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und führender Forschungsinstitute ergeben, dass die weltweit geplanten Fördermengen an Kohle, Öl und Gas weiter jedes Maß übersteigen. Die von Staaten geplante Produktion für 2030 betrage mehr als das Doppelte (110 Prozent mehr) dessen, was nach den Pariser Klimazielen zulässig wäre. Die Fördermengen von Öl und Gas weltweit werden demnach noch bis mindestens 2050 weiter steigen.

Auch die Klimaaktivistin Luisa Neubauer von Fridays for Future hatte die Aussagen des COP-Präsidenten kritisiert. "Wenn Schlüsselpersonen den wissenschaftlichen Konsens anzweifeln, zieht das den ganzen Verhandlungsprozess ins Lächerliche. Wir sind hier, um die Würde und die Integrität dieser Konferenz zu schützen", sagte sie. Leider müsse man noch immer auf simpelste Erkenntnisse der Klimaforschung hinweisen, die seit Jahrzehnten vorliegen. "Das kann jedes Schulkind verstehen. Das ist lächerlich. Und darüber sind wir wütend."

5.12.: Saudi-Arabien gegen Ausstieg aus fossilen Energien

10:17 Uhr: Saudi-Arabien stellt sich offen gegen die Forderung von mehr als 100 Staaten, auf der Weltklimakonferenz in Dubai einen globalen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas zu vereinbaren. Energieminister Abdulaziz bin Salman sagte in einem TV-Interview von "Bloomberg", das Königreich werde einem solchen Beschlusstext nicht zustimmen. "Absolut nicht", sagte er am Montagabend in Riad auf die Frage, ob sein Land dies begrüßen würde. Salman nannte Staaten, die auf einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen drängen, "heuchlerisch". Saudi-Arabien ist der größte Öl-Exporteur weltweit und der drittgrößte Ölproduzent.

Der Ausstieg aus allen fossilen Energien, deren Verbrennung klimaschädliche Treibhausgase freisetzt, ist der zentrale Streitpunkt auf dem Treffen der knapp 200 Staaten. In einem neuen Entwurf für das Abschlussdokument, der in der Nacht zum Dienstag veröffentlicht wurde, ist diese Option zwar enthalten, aber als umstritten markiert.

Der Text muss einstimmig angenommen werden. Geplantes Ende der Verhandlungen ist der 12. Dezember.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatte zu Beginn der Klimakonferenz COP28 betont: "Die Wissenschaft ist eindeutig. Das 1,5-Grad-Ziel ist nur möglich, wenn wir endgültig damit aufhören, fossile Brennstoffe zu verbrennen." Gemeint ist das 2015 in Paris vereinbarte Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

Im wärmsten Jahrzehnt der Messgeschichte von 2011 bis 2020 hat der Klimawandel laut einem am Dienstag UN-Bericht rasant an Fahrt aufgenommen. Immer mehr Treibhausgase in der Atmosphäre sorgten für "eine turbogetriebene, dramatische Beschleunigung der Eisschmelze und des Meeresspiegel-Anstiegs", wie die Weltwetterorganisation in Dubai mitteilte.

5.12.: Kohlendioxid-Emissionen durch fossile Brennstoffe auf Höchststand

Die Auswirkungen der Klimakrise treffen die Welt immer heftiger. Doch allen Ankündigungen und Klimakonferenzen zum Trotz gehen die Emissionen nicht runter. Im Gegenteil

9:29 Uhr: Die globalen CO2-Emissionen durch fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas steigen weiter an. Sie erreichen 2023 mit voraussichtlich 36,8 Milliarden Tonnen im Jahr einen Höchstwert, wie Fachleute im Bericht zum globalen Kohlenstoffbudget ("Global Carbon Budget") schreiben. Das seien 1,1 Prozent mehr als 2022 und 1,4 Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019.

"Die Auswirkungen des Klimawandels sind überall um uns rum offensichtlich, aber die Maßnahmen zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen durch fossile Brennstoffe bleiben schmerzhaft langsam", sagte Forschungsleiter Pierre Friedlingstein von der University of Exeter (Großbritannien) laut einer Mitteilung. An dem am Dienstag im Fachjournal "Earth System Science Data" veröffentlichten Bericht waren mehr als 120 Fachleute beteiligt.
Bedrohtes Klimaziel

Der Anteil des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) in der Luft beträgt 2023 demnach durchschnittlich 419,3 ppm (parts per million, Teile pro Million), damit liegt er 51 Prozent höher als im Jahr 1750. "Es erscheint unausweichlich, dass wir das 1,5-Grad-Ziel überschreiten werden – und die letzten Jahre haben uns drastisch vor Augen geführt, wie gravierend die Folgen des Klimawandels bereits jetzt sind", sagte Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München, eine der Hauptautorinnen des Berichts. Dennoch komme es im Kampf gegen die Klimakrise auf jedes Zehntelgrad an.

Die globale Durchschnittstemperatur soll auf nicht mehr als 1,5 Grad Celsius gegenüber der Zeit vor der industriellen Revolution ansteigen – so lautet das vorrangige Ziel der Pariser Klimakonferenz von 2015. Das weltweite Budget an CO2, das noch ausgestoßen werden darf, um dieses Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent zu erreichen, wird auf dem Emissionsniveau von 2023 aber in sieben Jahren ausgeschöpft sein, wie die Experten im Bericht schreiben. Um die Erderwärmung auf 1,7 Grad zu halten, sind es noch 15 Jahre, bei zwei Grad noch 28 Jahre, jeweils beginnend mit dem Jahr 2024.

Anhand einer Vielzahl von Messwerten und sorgfältig geprüften Computermodellen haben die Forscher ermittelt, dass Indien in diesem Jahr 8,2 Prozent mehr CO2 aus fossilen Brennstoffen ausgestoßen hat als 2022. Das bevölkerungsreichste Land der Erde hat damit nun höhere Emissionen zu verzeichnen als die Europäische Union.

China, das für 31 Prozent aller weltweiten fossilen CO2-Emissionen verantwortlich ist, hat 2023 vier Prozent mehr fossiles CO2 ausgestoßen als im Vorjahr. Hingegen haben die USA diese Emissionen um 3,0 Prozent und die EU sogar um 7,4 Prozent verringert. In der übrigen Welt gab es einen Rückgang um 0,4 Prozent, also einen positiven Trend.

Zu Deutschland gibt es in dem Bericht keine Vorabberechnung für 2023. Im vergangenen Jahr hatte die Bundesrepublik den fossilen CO2-Ausstoß um 1,9 Prozent verringert. Im Vergleich zum Jahr 1990 hat Deutschland seine CO2-Emissionen um 36,8 Prozent auf jetzt 0,67 Milliarden Tonnen reduzieren können (entspricht 1,8 Prozent der globalen Emissionen). Dennoch müsste auch hierzulande mehr dafür getan werden, CO2 einzusparen.
Aufforstung kommt nicht hinterher

Ein weiterer Schwerpunkt des Berichts ist die sogenannte Landnutzungsänderung, insbesondere die Abholzung von Wäldern. Durch Landnutzungsänderungen sind demnach 2023 schätzungsweise 4,1 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre gelangt. Das ist etwas weniger als im Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2022 mit 4,7 Milliarden Tonnen. In diesem Jahrzehnt wurden jährlich 1,9 Milliarden Tonnen CO2 durch Aufforstung der Luft entzogen, was jedoch nicht ausreichte, um die Emissionen von 4,2 Milliarden Tonnen pro Jahr durch dauerhafte Abholzung, vor allem in Brasilien, Indonesien und im Kongo, auszugleichen.
Technische Lösungen in den Kinderschuhen

Erstmals weist der Bericht auch die Reduktion des atmosphärischen CO2 durch technische Maßnahmen aus. Dies macht derzeit jedoch nur 0,00001 Milliarden Tonnen CO2 aus - und damit deutlich weniger als ein Millionstel der aktuellen CO2-Emissionen. Dennoch werden Technologien wie die direkte CO2-Entnahme aus der Luft und anschließende Speicherung (Direct Air Carbon Capture and Storage – DACCS) gebraucht, betonte Jan Minx vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin. "Wenn wir die Atmosphäre irgendwann mal aufräumen wollen, weil wir nicht mit Klimaschäden von 1,5 Grad leben wollen, dann brauchen wir diese Technologien."

Hoffnung macht den Experten, dass es zahlreiche Länder gibt, die ihren CO2-Ausstoß deutlich verringert haben und deren Wirtschaft dennoch gewachsen ist.

Sogenannte Kohlenstoffsenken nehmen nach wie vor etwa die Hälfte des vom Menschen in die Luft entlassenen CO2 auf. An Land sind es vor allem die Vegetation und die Böden, im Ozean bestimmte chemische Reaktionen, die CO2 aus der Atmosphäre entfernen. Doch ohne den Klimawandel könnte die Landsenke und die Ozeansenke deutlich mehr CO2 aufnehmen. "Diese Effekte werden sich mit zunehmendem Klimawandel noch weiter verstärken", betonte Judith Hauck von Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. 

4.12.: UN: Klimakrise führt zu mehr Zwangsehen und Gewalt gegen Frauen

12:26 Uhr: Auf der Weltklimakonferenz in Dubai (COP28) haben die Vereinten Nationen auf das wachsende Leid von Frauen und Mädchen im Zuge der Erderhitzung aufmerksam gemacht. So habe sich während der Dürre 2022 am Horn von Afrika in Äthiopien die Zahl der Zwangsverheiratungen von Kindern fast vervierfacht, sagte die UN-Vertreterin für Frauenrechte, Sarah Hendriks. In Somalia seien etwa deutlich mehr Fälle von Partnergewalt und Vergewaltigungen erfasst worden - ebenfalls befeuert von Armut, Stress und unwirtlichen Lebensbedingungen infolge der Klimakrise.

Hendriks sagte, bis 2050 könne der Klimawandel bis zu 158 Millionen weitere Frauen und Mädchen in extreme Armut treiben und weitere 236 Millionen könnten von Ernährungsunsicherheit betroffen sein. "Frauen und Mädchen schultern in der Klimakrise die schwerste Last", bilanzierte sie. So hätten Frauen unverhältnismäßig mehr Arbeit in Pflege, Erziehung und Haushalt als Männer. Gleichzeitig verfügten sie aber über weniger wirtschaftliche Ressourcen und weniger Lese- und Schreibkompetenz.

Diese Ungleichheiten werden nach Hendriks Worten durch den Klimawandel noch verschärft, etwa wenn wegen Dürren die Lebensmittelpreise steigen und Wasserknappheit herrscht. In dürregefährdeten Gebieten brechen laut einem von ihr präsentierten neuen UN-Bericht Mädchen auch häufiger die Schule ab. Hendriks forderte als Konsequenz ein neues Wirtschaften, das nicht länger die Umwelt und die unbezahlte Arbeit von Frauen ausbeutet.

Auch auf den jährlich stattfindenden UN-Klimakonferenzen selbst gibt es Ungleichgewichte. Zwar ist der Frauenanteil in den knapp 200 Regierungsdelegationen von 2012 bis 2022 von 30 auf 35 Prozent gestiegen. Zugleich sank aber der Anteil der von Frauen geleiteten Delegationen leicht von 21 auf 20 Prozent.

Auch die Entwicklungsorganisation Care hatte kritisiert, dass am Freitag nur 15 der 133 in Dubai teilnehmenden Staats- und Regierungschefs Frauen waren, was einem Anteil von elf Prozent entspreche. Care-Aktivistin Helen Pankhurst aus Großbritannien sagte dazu: "Wie können wir bei den Klimaverhandlungen angesichts dieser Ungleichheit an der Spitze ein faires Ergebnis erzielen?" Frauen und Mädchen seien am stärksten vom Klimawandel betroffen, blieben aber auch in Dubai unsichtbar.

4.12.: Analyse: Kaum Öl- und Gasstaaten haben Ausstiegspläne

10:47 Uhr: Der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas wird auf der Weltklimakonferenz COP28 hitzig diskutiert - einer aktuellen Analyse zufolge hat die Mehrheit der Öl und Gas produzierenden Staaten bislang allerdings keine Ausstiegspläne. Wie aus der Auswertung des sogenannten Net Zero Trackers internationaler Forschungsteams hervorgeht, haben nur drei Prozent der ölproduzierenden Länder bislang ein festes Ziel, aus der Ölförderung auszusteigen. Das Analysewerkzeug Net Zero Tracker wurde von mehreren Organisation - unter anderem dem NewClimate Institute und Forschern der Universität Oxford - gemeinsam entwickelt. Den Ausstieg aus der Förderung von Gas haben ebenfalls nur drei Prozent der gasfördernden Länder beschlossen. Dabei wurden jene Länder in die Analyse einbezogen, die prinzipiell Klimaneutralität anstreben.

Ähnlich sieht es aus bei der Produktion von Öl und Gas: Hierfür haben ebenfalls nur jeweils drei Prozent der Öl- und Gasstaaten sich zum Ausstieg bekannt. Damit sind nur 0,8 Prozent der Öl- und Gasproduktion der Länder abgedeckt, die eigentlich in Zukunft klimaneutral wirtschaften wollen. In der Kohleförderung haben ebenfalls nur drei Prozent der Länder das Ende beschlossen, bei der Produktion sind es immerhin 13 Prozent - allerdings fehlen mit China, USA, Indonesien und Indien die größten Produzenten. Als positives Beispiel nennen die Autoren unter anderem Spanien, das seine Ausstiegsziele in nationale Gesetzgebung übertragen habe.

Der weltweite Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas ist eines der strittigsten Themen in Dubai, da er für das Erreichen der internationalen Klimaziele als elementar gilt. Die Emirate und mehrere andere Länder wollen weiter auf fossile Energien setzen und Technologien wie CO2-Speicherung oder -Abscheidung nutzen. Diese werden von Experten jedoch als wissenschaftlich umstritten, sehr teuer und nicht zeitnah im größeren Maßstab einsetzbar bewertet.

4.12.: Studie: Ukraine-Krieg verursacht mehr Emissionen als Belgien – Russland soll zahlen

5:00 Uhr: Russland hat mit seinem Angriffskrieg auf die Ukraine einer aktuellen Studie zufolge in den ersten anderthalb Jahren mehr klimaschädliche Treibhausgase verursacht als ein Land wie Belgien in einem Jahr. Für die Zeitspanne errechnete ein internationales Forscherteam rund um den Niederländer Lennard de Klerk 150 Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten. Die Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorab vorliegt, soll an diesem Montag auf der Weltklimakonferenz in Dubai vorgestellt werden. Von CO2-Äquivalenten ist die Rede, wenn die Emissionen anderer klimaschädlicher Treibhausgase - wie etwa Methan - in CO2-Emissionen umgerechnet werden, um besser vergleichen zu können.

Rund ein Viertel der 150 Millionen CO2-Äquivalente sind in dieser Zeit durch die eigentliche Kriegsführung - also etwa den Treibstoffverbrauch der Truppen oder militärische Ausrüstung und Geschosse - ausgestoßen worden. Eine weitere große Quelle klimaschädlicher Gase sind Brände (15 Prozent). 12 Prozent der Emissionen entstehen den Berechnungen zufolge dadurch, dass durch die Sperrung betroffener Lufträume für viele Airlines Flugzeuge lange Umwege fliegen.

Die mit Abstand meisten Treibhausgase, nämlich 54,7 Millionen CO2-Äquivalente oder 36 Prozent des gesamten Ausstoßes, veranschlagt das Forscherteam für den Wiederaufbau von zerstörten Gebäuden und Infrastruktur - besonders wird dabei der zerstörte Kachowka-Staudamm hervorgehoben. Der Bausektor, in dem viel Beton verarbeitet wird, gehört generell zu jenen Sektoren mit einem sehr hohen Ausstoß an Treibhausgasen. Hier rechnen die Forscher vor, wie viele Emissionen eingespart werden können, wenn man auf weniger klimaschädliche Materialien setzt.

De Klerk spricht sich dafür aus, die in gängigen Berechnungen und Prozessen oft übersehenen Emissionen von Kriegen im Blick zu behalten. "Im Fall der Emissionen, die aus Russlands Krieg in der Ukraine resultieren, ist es das erste Mal, dass solche Emissionen berechnet werden", sagte der Forscher. "Mit diesen Zahlen in der Hand kann Russland für den Schaden, den das Land für unser Klima angerichtet hat, zur Rechenschaft gezogen werden."

Um die durch Russland im Ukraine-Krieg verursachten Klimaschäden finanziell zu beziffern, legen die Forscher einen sogenannten durchschnittlichen CO2-Schattenpreis von 64 US-Dollar pro Tonne CO2-Äquivalent zugrunde, in diesem werden etwa auch soziale Kosten eingerechnet. Nach dieser Rechnung hätte Russland in der Ukraine 9,6 Milliarden US-Dollar an Klimaschäden verursacht - mit Auswirkungen in aller Welt.

Es sei sinnvoll, dies im Schadensregister unter Schirmherrschaft des Europarats zu dokumentieren, in dem die Zerstörungen in der Ukraine dokumentiert werden, um Russland dafür zur Rechenschaft ziehen zu können. Das Register gilt als erster Schritt auf dem Weg zu möglichen Entschädigungszahlungen an die Ukraine.

3.12.: Kein Ausstieg auf Öl und Gas: Gastgeber irritiert Klimakonferenz

16:05 Uhr: Auf der Weltklimakonferenz zeichnet sich ein hartes Ringen um den weltweiten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas ab. Bundeskanzler Olaf Scholz forderte diese Abkehr von fossilen Energieträgern bei seiner Stippvisite in Dubai am Wochenende ausdrücklich ein. Der Gastgeber der COP28 aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zweifelt einem Bericht zufolge aber an, dass der Ausstieg aus wissenschaftlicher Sicht notwendig ist, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Beobachter und Klimaaktivisten reagierten empört. Und vom SPD-Kanzler, der als "Klimakanzler" Wahlkampf machte, wünschen sie sich mehr Entschlossenheit im Kampf gegen die Erderwärmung.

Mehrere Umweltverbände begrüßten Scholz' Signal zum Ausstieg aus den fossilen Energien. Der Kanzler hatte am Samstag gesagt: "Wir müssen jetzt alle die feste Entschlossenheit an den Tag legen, aus den fossilen Energieträgern auszusteigen - zuallererst aus der Kohle. Dafür können wir bei dieser Klimakonferenz die Segel setzen."

Zu diesen Worten passe aber nicht, "dass die Bundesregierung mit der Errichtung neuer fossiler Infrastruktur für den Import von Flüssiggas gegen das Pariser Abkommen arbeitet und parallel dazu das Klimaschutzgesetz aushöhlt", sagte Jan Kowalzig von der Entwicklungsorganisation Oxfam. "Das hat der Bundeskanzler wohlweislich verschwiegen." WWF-Klimachefin Viviane Raddatz fügte hinzu, bei der Klimakonferenz mit rund 200 Staaten gehe es nicht nur um Signale, sondern vor allem um die Umsetzung. "Dringlichkeit und Scholz’ Gelassenheit passen hier nicht zusammen."

Die deutsche Sektion von Fridays for Future, mit mehreren Aktivistinnen und Aktivisten in Dubai, stellte es als Erfolg dar, Scholz bei einem persönlichen Treffen zur Erwähnung des fossilen Ausstiegs gedrängt zu haben. Luisa Neubauer forderte außerdem vom Kanzler "ein 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Klimaschutz und sozialgerechte Transformation".

Dass sich die Staaten der Welt jedoch in Dubai wirklich auf einen weltweiten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas einigen können, ist unwahrscheinlich - zumal der Konferenzpräsident Sultan Al-Dschaber als Chef des staatlichen Ölkonzerns eine fragwürdige Rolle spielt. Der britische "Guardian" und das "Centre for Climate Reporting" berichteten, er habe im November in einer Videoschalte unter anderem mit UN-Vertretern gesagt, es gebe "keine Wissenschaft", die belege, dass der Ausstieg aus fossilen Energieträgern notwendig sei, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Außerdem habe er behauptet, Entwicklung ohne die Nutzung fossiler Energien sei nicht möglich, "wenn man die Welt nicht in die Steinzeit katapultieren will". Klimaforscher und Aktivisten reagierten empört, einige stellten erneut seine Eignung als Gastgeber infrage.

"Diese Geschichte ist nur ein weiterer Versuch, die Agenda der Präsidentschaft zu untergraben, die klar und transparent ist" und "greifbare Erfolge" verbuche, teilte ein Sprecher der COP28 am Sonntag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. "Wir sind uns nicht sicher, was diese Meldung eigentlich aussagen soll. Nichts darin ist neu oder Breaking News." Weiter hieß es: "Der COP-Präsident ist sich darüber im Klaren, dass der schrittweise Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe unvermeidlich ist und dass wir das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite halten müssen."

In einer vorherigen Reaktion auf den Bericht des "Guardian" hieß es von der Präsidentschaft noch, Al-Dschaber habe sich darauf bezogen, dass auch der Weltklimarat in seinen Szenarien davon ausgehe, dass fossile Energien im Energiesystem der Zukunft weiter eine Rolle spielten - wenn auch eine kleinere.

Auch unter den verhandelnden Staaten zeichnet sich bereits eine Front ab, die den Ausstieg unbedingt verhindern will: Saudi-Arabien, Russland und der Irak stemmen sich als Öl- und Gasexporteure nach Angaben von Aktivisten dagegen. Die Länder hätten in ersten Verhandlungen ihre Ablehnung offen geäußert, hieß es von der Nichtregierungsorganisation Destination Zero und anderen Beobachtern. Sie wollen weiter auf fossile Energien setzenund Technologien wie CO2-Speicherung oder -Abscheidung nutzen. Diese werden von Experten jedoch als wissenschaftlich umstritten, sehr teuer und nicht zeitnah im größeren Maßstab einsetzbar bewertet.

Für pazifische Inselstaaten wie Tuvalu geht es beim fossilen Ausstieg um Existenzen: Der Premierminister des Staates mit gut 11.000 Einwohnern, Kausea Natano, forderte den sofortigen Stopp aller neuen Öl- und Gasbohrungen - gefolgt von einem zügigen Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern. Der höchste Punkt Tuvalus liege nur zwei Meter über dem Meeresspiegel, schon jetzt würden desöfteren bis zu 40 Prozent der Landesfläche überspült. Seine Bürger wünschten sich, auch in Zukunft weiter auf ihrem Land leben zu können.

Der Premierminister des karibischen Inselstaats Antigua and Barbuda, Gaston Browne, fügte hinzu: "Die Massenvernichtungswaffen von heute sind keine Bomben, sondern steigende Temperaturen, sengende Dürren und stetiger Meeresspiegelanstieg - alles Konsequenzen von Gier und Gleichgültigkeit."

3.12.: Kritik an Gesundheitserklärung auf Klimakonferenz

11.21 Uhr: Gesundheitsexperten haben eine von etlichen Staaten verabschiedete Erklärung auf der Weltklimakonferenz als zu schwach kritisiert. "Fossile Energien werden nicht einmal erwähnt, obwohl sie die Hauptschuld am Klimawandel und damit auch an den Gesundheitsauswirkungen tragen", sagte Expertin Jess Beagley von der Climate and Global Health Alliance, eines Zusammenschlusses von Gesundheitsorganisationen aus aller Welt. Auch andere Fachleute kritisierten die Verlautbarung.

Die vom Gastgeber der Klimakonferenz - den Vereinigten Arabischen Emiraten - herausgegebene Erklärung, der sich mehr als 120 Länder angeschlossen haben, will zwar Forschung und Maßnahmen stärken, die gesundheitsgefährdende Folgen des Klimawandels verhindern - doch die Worte "fossile Energieträger" oder "Ausstieg aus fossilen Energien" sucht man in dem Text vergebens. Ob sich die Klimakonferenz im Ölstaat auf den weltweiten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas einigen kann, gilt als einer der strittigsten Punkte auf der Klimakonferenz.

Die Weltgesundheitsorganisation und mehr als 40 Medizinerinnen und Mediziner aus aller Welt riefen in Dubai dazu auf, den Ausstieg aus den Fossilen zu beschleunigen. Staatliche Regierungen sollten die Ankündigungen, die sie in Sachen Klimaschutz gemacht hätten, auch in die Tat umsetzen. Die Gesundheitsexperten warnten vor "gefährlichen Ablenkungen" wie CO2-Speicherung oder Geoengineering, auf die einige Staaten ihre Hoffnung im Kampf gegen die Klimakrise setzen. Tatsächlich gelten diese Technologien jedoch als wissenschaftlich umstritten, sehr teuer und kaum im großen Maßstab skalierbar.

"Tatsache ist, dass die Klimakrise und die Gesundheitskrise ein und dasselbe sind", sagte der US-Sondergesandte John Kerry in Dubai. "Sie sind völlig miteinander verbunden."

2.12.: "Greenwashing in Reinform": Erklärung von Ölkonzernen sorgt für Empörung

17:00 Uhr:  Eine Erklärung von 50 Öl- und Gaskonzernen sorgt auf der Weltklimakonferenz für Empörung. Der Präsident der Konferenz aus den Vereinigten Emiraten verschickte eine Mitteilung, laut der die Emirate und Saudi-Arabien sich auf eine Charta zur Dekarbonisierung von Öl und Gas geeinigt hätten. Auch 50 Erdölkonzerne schlossen sich der Vereinbarung an. Nach eigenen Angaben wollen sie ihre Aktivitäten bis spätestens 2050 klimaneutral gestalten. 

Germanwatch bezeichnete die Ekrlärung als "Greenwashing in Reinform". Die Erklärung lasse die Emissionen der Lieferketten völlig außer Acht, obwohl diese 80 bis 90 Prozent der gesamten Emissionen ausmachten. Berücksichtigt werden nur die Emissionen, die bei der Förderung vön Öl und Gas entstehen - nicht aber die bei dessen Verbrennung. 

2.12.: Fast 120 Staaten wollen Energie aus Erneuerbaren verdreifachen

16:04 Uhr: Auf der Weltklimakonferenz unterstützen neben Deutschland bereits fast 120 Staaten das Ziel, die Energieerzeugung aus Erneuerbaren bis 2030 zu verdreifachen. "Ich rufe alle Staaten dazu auf, so schnell wie möglich an Bord zu kommen", sagte der Präsident der Weltklimakonferenz aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Sultan al-Dschaber. Knapp 120 Staaten hätten bereits unterschrieben.

Dazu gehören auch Deutschland und die anderen EU-Staaten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Samstagmorgen ebenfalls zu Tempo aufgerufen. Neben dem Erneuerbaren-Ziel setzen sich die Länder dafür ein, bis zum Jahr 2030 die Rate der Energieeffizienz von rund zwei Prozent auf mehr als vier Prozent zu steigern. Das bedeutet, dass zur Produktion von Gütern oder Leistungen weniger Energie notwendig werden soll. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte 2,3 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt in den nächsten zwei Jahren an, "um die Energiewende in unserer Nachbarschaft und rund um den Globus zu unterstützen".

2.12.: USA kündigen schärfere Regeln für Methan-Ausstoß an

11:21 Uhr: Im Kampf gegen die Erderwärmung wollen die USA die Senkung des Ausstoßes von klimaschädlichem Methan vorantreiben. Der Klimaberater von US-Präsident Biden, Ali Zaidi, und die US-Umweltbehörde EPA kündigten in Dubai neue Standards an, die die Öl- und Gasproduzenten dazu verpflichten sollen, Methanlecks zu schließen. Außerdem sollen Bohrlöcher besser überwacht werden, damit der ungewollte Austritt des Gases verhindert werden kann.

Das zweitwichtigste Treibhausgas Methan entweicht unter anderem bei der Förderung von Kohle, Öl und Erdgas. Es bleibt zwar kürzer in der Atmosphäre, ist dafür aber schädlicher als CO2.

Mit den Maßnahmen streben die USA an, bis 2038 den Ausstoß von geschätzten 58 Millionen Tonnen Methan zu verhindern - das entspricht den Angaben zufolge 1,5 Milliarden Tonnen Kohlendioxid.

Die USA haben gemeinsam mit der EU vor zwei Jahren eine internationale Initiative ins Leben gerufen, die das Methan-Problem gemeinsam angehen will. Mittlerweile haben sich mehr als 150 Staaten angeschlossen.

2.12.: Staatenbündnis will Atomkraft massiv ausbauen

09:53 Uhr: Gut 20 Staaten wollen zum Wohle des Klimas die Energieerzeugung aus Atomkraft deutlich hochschrauben. Bis zum Jahr 2050 sollten die Kapazitäten verdreifacht werden, hieß es in einer auf der Weltklimakonferenz veröffentlichten Erklärung, die unter anderem von Frankreich und den USA unterzeichnet wurde. Auch Kanada, Japan, Großbritannien und mehrere weitere europäische Länder haben sich dem Pakt angeschlossen.

Deutschland gehört nach seinem Atomausstieg in diesem Jahr wenig überraschend nicht zu den Unterzeichnern. In vielen anderen Staaten, darunter Frankreich oder Großbritannien, spielt Atomkraft jedoch weiterhin eine entscheidende Rolle für die Energieversorgung.

Man halte fest, dass Atomkraft eine Schlüsselrolle dabei spiele, bis Mitte des Jahrhunderts Klimaneutralität zu erreichen und das 1,5-Grad-Ziel, mit dem die Weltgemeinschaft die schlimmsten Folgen der Erderwärmung verhindern will, im Rahmen des Möglichen zu halten, heißt es in der Erklärung. Andere Länder seien aufgerufen, sich anzuschließen und Geldgeber, in den Ausbau von Atomkraft zu investieren.

2.12.: Emirate stellen größte Delegation auf COP28

8:55 Uhr: Die Vereinigten Arabischen Emirate stellen einer aktuellen Analyse zufolge bei der Weltklimakonferenz in ihrem Heimatland mit 4400 Teilnehmern die größte Delegation. Deutschland steht mit 468 Registrierten auf Platz 27 der Staaten, wie aus einer Auswertung der Klima-Fachportals Carbon Brief auf Basis von offiziellen Teilnehmerlisten hervorgeht. Davon gehören 280 Personen zur offiziellen Delegation, 188 sind weitere Teilnehmer, die als sogenannter "Party Overflow" nicht zum Kernteam gehören, sondern etwa als Beobachter akkreditiert sind.

Der Gastgeber in Dubai steht in der Kritik, weil Konferenzpräsident Sultan Al-Dschaber gleichzeitig Chef des staatlichen Ölkonzerns Adnoc ist. Außerdem werden viele fossile Lobbyisten bei dem Treffen erwartet, wo eigentlich der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas diskutiert wird.

Hinter den Emiraten belegen Brasilien (3081 Teilnehmer), China und Nigeria (jeweils 1411) Carbon Brief zufolge die vorderen Plätze mit den größten Delegationen. Aus Europa stellt Frankreich mit 800 Teilnehmern die größte Delegation. Auch Italien (533) und Großbritannien (697) schicken mehr Delegierte nach Dubai als Deutschland. Der Gastgeber hat - unter Berufung auf größtmögliche Transparenz - namentliche Listen mit allen Delegierten veröffentlicht. Insgesamt sind mehr als 97 000 .in Dubai registriert.

1.12.: Scholz steht trotz Haushaltskrise zu Klimazielen 

19:42 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat versichert, dass die aktuelle Haushaltskrise in Deutschland den Kampf gegen den Klimawandel nicht beeinträchtigen wird. "Wir werden zu unseren Klimazielen weiter stehen. Wir werden alles dafür tun, dass sie umgesetzt werden", sagte er bei der Weltklimakonferenz in Dubai auf eine Frage nach möglichen Auswirkungen des Haushaltslochs auf Maßnahmen gegen die Erderwärmung.

Deutschland habe einen ganz zentralen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel zu leisten, sagte der Kanzler. Er verwies darauf, dass die Bundesregierung unter anderem den Ausbau der erneuerbaren Energien bereits durch mehrere Gesetze forciert habe. "Das alles können wir und werden wir auch unverändert aktiv vorantreiben."

Infolge des historischen Urteils des Bundesverfassungsgerichts zur Haushaltsführung der Ampel-Regierung fehlen laut Finanzminister Christian Lindner (FDP) 17 Milliarden Euro im Haushalt 2024. Dieses Loch entsteht nicht direkt durch die Streichung der 60 Milliarden im Klima- und Transformationsfonds, sondern weil auch andere Fonds von dem Urteil betroffen sind. Deswegen soll etwa auch für das Jahr 2023 eine Notlage erklärt und die Schuldenbremse ausgesetzt werden. Die Verhandlungen darüber, wie das Loch im Haushalt 2024 gestopft werden soll, laufen derzeit zwischen Scholz, Lindner und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne).

1.12.: 97.000 Teilnehmende: Kritik an größter Klimakonferenz aller Zeiten

17.35 Uhr: Die diesjährige Weltklimakonferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist mit rund 97.000 Teilnehmern die größte aller Zeiten. Vor Ort sind 97.372 Personen registriert, darunter rund 52.000 Delegierte der Staaten sowie Beobachter und knapp 4000 Journalisten, wie aus Statistiken des UN-Klimasekretariats hervorgeht. Damit ist die Konferenz fast doppelt so groß wie der Vorgänger in Ägypten, der mit rund 50.000 Teilnehmern bis dato die größte Klimakonferenz war.

Erwartet werden neben vielen Vertretern der Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen auch etliche Lobbyisten der fossilen Industrie und vieler anderer Organisationen. Vor der Konferenz war von 70.000 erwarteten Teilnehmern die Rede gewesen.

Der führende Klimaforscher und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Johan Rockström, hatte die Dimensionen des Treffens zum Auftakt kritisiert. "Die Industrie und andere Interessengruppen kommen, um ihre vermeintlich grünen Ambitionen zu zeigen, wollen aber oft vor allem den Status quo schützen und die weitere Förderung und Nutzung fossiler Brennstoffe erreichen", sagte er der dpa.

1.12.: Krankheit Klimawandel: Guterres ruft Staaten zum Handeln auf

16:02 Uhr: Ständig sorgt die Klimakrise in vielen Teilen der Welt für Zerstörung - doch selten steht sie so im Rampenlicht wie an jenen Tagen im Jahr, wenn die Weltspitze zum Krisentreffen anreist. UN-Generalsekretär Antonio Guterres bescheinigte dem Planeten auf der Weltklimakonferenz in Dubai eine schwere Krankheit. "Eine Krankheit, die nur Sie, die Führer der Welt, heilen können", wie er den Dutzenden Staats- und Regierungschefs zurief. Kanzler Olaf Scholz (SPD) brachte eine hauseigene Medizin mit nach Dubai: seinen Klimaclub, mit dem er einen Beitrag zur Klimawende in der Industrie leisten will.

Mit Blick darauf, dass das Jahr 2023 wohl Negativrekorde in Sachen Klima aufstellen wird, sagte der ebenfalls eingeflogene britische König Charles III.: "Rekorde werden mittlerweile so häufig gebrochen, dass wir womöglich immun werden dagegen, was sie uns eigentlich sagen." Charles gilt seit Jahrzehnten als Vorreiter beim Klimaschutz. "Wir führen ein riesiges, beängstigendes Experiment durch, bei dem wir jeden ökologischen Zustand auf einmal verändern, und zwar in einem Tempo, das die Fähigkeit der Natur, damit umzugehen, bei weitem übersteigt." Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva schloss sich an: "Wir haben nicht zwei Planeten Erde."

Da die Industrie maßgeblich zum Problem beiträgt, hat der Bundeskanzler den von ihm ins Leben gerufenen Klimaclub mit inzwischen 36 Staaten für voll arbeitsfähig erklärt - eineinhalb Jahre nach seiner Gründung. "Jetzt kann es losgehen!", sagte Scholz in Dubai. Das gemeinsame Ziel sei es, industrielle Prozesse treibhausneutral umzubauen und das Wirtschaftswachstum von klimaschädlichen Emissionen zu entkoppeln.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen verschreibt ein weiteres Rezept: Sie machte sich in Dubai dafür stark, klimaschädliche Treibhausgase dadurch zu reduzieren, dass man ihren Ausstoß verteuert. "Wir alle wissen: Wenn wir die globale Erwärmung unter 1,5 Grad halten wollen, müssen wir die globalen Emissionen senken." Die CO2-Bepreisung sei dabei eines der mächtigsten Werkzeuge. Starke Umweltverschmutzer müssten dabei einen fairen Preis zahlen und die Einnahmen könnten in den Kampf gegen den Klimawandel reinvestiert werden. "Lassen Sie uns daran arbeiten, einen Preis für alle CO2-Emissionen auf der Welt festzulegen", forderte von der Leyen.

Schon heute - bei rund 1,1 Grad Erderwärmung - sind die Folgen drastisch: Das Horn von Afrika befinde sich aktuell in einer ernsthaften Klimakrise, sagte Kenias Präsident William Ruto. In der Region sind auf die schwerste Dürre seit 40 Jahren katastrophale Überschwemmungen gefolgt. "Dürren sind in Afrika heute hundertmal wahrscheinlicher als im vorindustriellen Zeitalter", sagte Ruto. Die Welt brauche eine kollektive Antwort mit ehrgeizigen Zielen. "Die Spaltung zwischen dem globalen Norden und Süden ist kontraproduktiv."

Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa forderte mehr Unterstützung für Entwicklungsländer. "Es bedarf innovativer Finanzinstrumente, um sicherzustellen, dass die Schulden von Ländern, die heute schon Schwierigkeiten haben, ihre Schuldenzahlungen zu bedienen, nicht weiter ansteigen", sagte er.

Dass das Klima alle betrifft, wird in Dubai im großen Plenarsaal Al Hairat deutlich sichtbar: Afrikanische Delegierte in seidenen, bunten Kleidern und kunstvoll bestickten Hüten sitzen neben westlichen Spitzenpolitikern in dunklen Anzügen, dazwischen huschen etliche Vertreter des Gastgeberlandes in langen weißen Gewändern hin und her. Ein Dutzend Dolmetscherinnen und Dolmetscher in kleinen Kabinen am Rande des Saals sorgt dafür, dass Einigungen bei allen inhaltlichen Differenzen zumindest nicht an der Sprache scheitern.

Doch auch wenn es ums gemeinsame Weltklima geht, sind die anderen geopolitischen Konflikte auch bei diesem Treffen präsent: Vertreter der Islamischen Republik Iran sagten ihre Teilnahme an der diesjährigen Weltklimakonferenz ab - als Protest gegen Israels Teilnahme und dessen Angriffe auf den Gazastreifen. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und mehrere Vertreter aus Lateinamerika und Afrika äußerten sich im Plenum extrem kritisch über Israels Militäreinsatz. Die israelische Delegation in Dubai wiederum fiel deutlich kleiner aus als erwartet. Staatspräsident Izchak Herzog traf sich mit Politikern aus aller Welt, um auch auf die Freilassung der verbleibenden Geiseln im Gazastreifen zu drängen.

1.12.: Emirate kündigen 30-Milliarden-Fonds für Klimaprojekte an

11:07 Uhr: Auf der Weltklimakonferenz in Dubai hat der Gastgeber, die Vereinigten Arabischen Emirate, einen neuen Investmentfonds im Volumen von 30 Milliarden US-Dollar (27,5 Milliarden Euro) angekündigt, um mehr Kapital in Klimaschutzprojekte zu lenken. Der Fokus liege auf Märkten in Entwicklungsländern, teilte die Präsidentschaft der COP28 mit. Zusammen mit privaten Geldgebern sollen bis 2030 insgesamt bis zu 250 Milliarden Dollar mobilisiert werden.

Schwerpunkte der geplanten Investitionen sind der Mitteilung zufolge die klimafreundliche Energiewende, der entsprechende Umbau industrieller Prozesse sowie neue Klimaschutz-Technologien. Aufsichtsratsvorsitzender des Fonds mit Namen Alterra wird der COP-Präsident Sultan al-Dschaber; er ist bereits Chef des staatlichen Öl- und Gas-Konzerns Adnoc. Nach welchen Kriterien die Projekte genau ausgewählt werden, ist noch unklar.

Ein großes Thema der zweiwöchigen Klimakonferenz ist, wie globale Finanzströme schnell umgelenkt werden können - also vor allem weg von Öl, Kohle und Gas und hin in erneuerbare Energien und mehr Energieeffizienz.

1.12.: "Keine Fake-Lösungen": Klimaaktivistin Neubauer sieht Kanzler Scholz unter Druck

08:53 Uhr: Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer erwartet von Bundeskanzler Olaf Scholz auf der Weltklimakonferenz in Dubai ein klares Bekenntnis zum Ausstieg aus allen fossilen Energien. Anders gebe es keine Chance, die vereinbarten Klimaziele einzuhalten. "Es darf keine Schlupflöcher und Fake-Lösungen geben", sagte Neubauer der Deutschen Presse-Agentur. "Scholz steht daher unter maximalem Druck. Er ist gefragt, zu beweisen, dass er beim globalen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas mitzieht."

Das heiße auch, gemeinsam mit der Gruppe der ambitioniertesten Staaten voranzugehen, sagte die Aktivistin der Klimabewegung Fridays for Future. "Das ist die klare Erwartung von uns und der Weltgemeinschaft an den Bundeskanzler des weltweit fünftgrößten Verursachers von Treibhausgasen."

Weiter sagte Neubauer, das Misstrauen gegenüber Deutschlands Klimapolitik sei unter Scholz als Kanzler gewachsen. "Unter ihm hat sich Deutschland als ein Land etabliert, das bereits getroffene Klimazusagen unterwandert, weltweit für den Ausbau fossiler Energien sorgt und den Gas-Hype mit vorantreibt."

Ein von Scholz ins Leben gerufener Klimaclub, der an diesem Freitag offiziell seine Arbeit aufnehmen soll, hat einen Fokus auf die Industriepolitik. Die Mitgliedstaaten wollen sich darüber austauschen, wie in dem Sektor klimaschädliche Treibhausgase eingespart werden können. Zu dem Club mit inzwischen 33 Staaten äußerte sich Neubauer, die selbst Mitglied der Grünen ist, kritisch. "Der Klimaclub darf kein Ort werden, wo reiche Länder sich gegenseitig auf den Rücken klopfen, während sie ihre eigenen Klimaziele krachend verfehlen. Mit Blick auf Deutschland steht ohnehin die Befürchtung im Raum, dass der Haushaltscrash die Klimapolitik noch weiter zurückwirft."

1.12.: Analyse: Nationale Pläne zu erneuerbaren Energien hinter EU-Zielen

0:10 Uhr: Die Länder der Europäischen Union haben sich einer Analyse zufolge niedrigere Ziele für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2030 gesetzt als von der EU angepeilt. Wenn die Ziele der klimafreundlichen Stromerzeugung erreicht werden, sollte bis 2030 69 Prozent im Strommix aus erneuerbaren Quellen kommen, heißt es von der europäischen Kommission. Die nationalen Pläne der Länder allerdings kommen nur auf einen Ökostrom-Anteil von 66 Prozent bis 2030, wie aus einer Analyse der Denkfabrik Ember hervorgeht.

Die Experten betrachteten den Angaben nach die Ziele aus 22 Entwürfen nationaler Klima- und Energiepläne sowie angekündigte Maßnahmen der Länder, die noch keine aktualisierten Pläne vorgelegt haben.

Die EU fordert bei der derzeit in Dubai stattfindenden Weltklimakonferenz unter anderem eine Verdreifachung der globalen Kapazitäten für erneuerbare Energien. Daher sei es von entscheidender Bedeutung, dass die Staatengemeinschaft ihr eigenes Haus in Ordnung bringe, sagte Ember-Analyst Chris Rosslowe. Es müssten ehrgeizige nationale Energie- und Klimapläne vorgelegt werden.

30.11.: Deutschland verspricht 100 Millionen Dollar für Klimaschäden

16:28 Uhr: Im wohl heißesten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen hat die Weltklimakonferenz in Dubai gleich zu Beginn einen wegweisenden Beschluss zugunsten armer Staaten gefasst. Das Plenum einigte sich darauf, wie der Fonds zum Ausgleich von Klimaschäden in besonders verwundbaren Ländern - etwa nach Dürren, Waldbränden oder Unwettern - ausgestaltet werden soll. Erstmals floss auch Geld in den Fonds: Deutschland und die Vereinigten Arabischen Emirate sagten überraschend jeweils 100 Millionen US-Dollar zu (knapp 92 Millionen Euro) zu. Geld geben wollen auch die USA, Japan, Großbritannien und die EU.

Vorgestellt wurde in Dubai zugleich ein vorläufiger Bericht der Weltwetterorganisation (WMO), wonach 2023 wohl das wärmste Jahr seit der Industrialisierung wird. Der Abstand zu den vorher heißesten Jahren 2016 und 2020 sei schon bis Ende Oktober so groß gewesen, dass November und Dezember daran praktisch nichts mehr ändern könnten. Der definitive Bericht kommt erst 2024 heraus.

Bis einschließlich Oktober habe die global gemittelte Temperatur 1,4 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900 gelegen, hieß es. Bislang gilt 2016 als heißestes Jahr mit plus 1,3 Grad über vorindustriellem Niveau.

UN-Generalsekretär António Guterres sagte dazu: "Wir erleben den Kollaps des Klimas in Echtzeit - und die Folgen sind verheerend." Die hohen Temperaturen sollten den Politikern Schauer über den Rücken jagen. Guterres rief die knapp 200 in Dubai versammelten Länder auf, dringend schärfere Klimaschutzmaßnahmen zu beschließen.

Der Geldtopf, in den nun Geld fließt, wurde im vergangenen Jahr auf der UN-Konferenz in Ägypten beschlossen. Aus ihm soll Hilfe kommen etwa nach Unwettern oder langen Dürren, die auf die Erderwärmung zurückzuführen sind. Einzahlen sollen der am Eröffnungstag der Konferenz beschlossenen Einigung zufolge alle Staaten - aber nur auf freiwilliger Basis. Auch eine konkrete Summe ist nicht festgelegt. Klimabedrohte Länder im globalen Süden wie Inselstaaten erwarten, dass vor allem reiche Industrieländer Geld geben. Manche hoffen auf insgesamt dreistellige Milliardensummen - und zwar jährlich.

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD), die per Video nach Dubai zugeschaltet war, sprach von einer "bahnbrechenden Entscheidung für die Verwundbarsten" und rief andere Staaten auf, ebenfalls Zusagen zu machen. Durch das Vorpreschen stehen nun die weiteren rund 160 Staats- und Regierungschefs, die in den kommenden beiden Tagen auf der Klimakonferenz sprechen werden, unter Zugzwang.

Sabine Minninger, Klimaexpertin von Brot für die Welt, nannte die Ankündigung direkt zum Start der Konferenz auch einen "strategisch wichtigen Schachzug". Der Gastgeber und Deutschland zeigten damit auch Schwellen- und ölexportierenden Entwicklungsländern: "Der Fonds für Klimaschäden ist bereit, aufgefüllt zu werden! Diese haben keine Ausrede mehr, sich vor einer finanziellen Ankündigung zu drücken."

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte erst kürzlich die reichen Öl- und Gas-Staaten am Golf, aber auch China aufgefordert, in den Fonds einzuzahlen. Wer geopolitische Verantwortung tragen wolle, müsse dies auch klimapolitisch tun.

"So beginnt man eine Weltklimakonferenz", lobte Klimafinanz-Experte Jan Kowalzig von der Entwicklungsorganisation Oxfam - stellte allerdings auch klar, dass damit erst der Anfang gemacht sei. Mittelfristig werde es durch die von der Erderwärmung verursachten Schäden "Jahr für Jahr Hunderte Milliarden brauchen". Deutschland solle daher so schnell wie mögliche eine Milliarde Euro zusagen.

Der neu gewählte COP-Präsident Sultan Al-Dschaber feierte die ungewöhnliche Entscheidung gleich zu Beginn der zweiwöchigen Beratungen als historischen Erfolg. Dem Konferenz-Präsidenten, der gleichzeitig Chef des staatlichen Ölkonzerns der Emirate ist, dürfte die Zusage vorerst etwas Aufwind geben. Zuvor hatten Berichte über mögliche Deals für fossile Projekte sowie die professionelle Überwachungstechnik der Emirate die internationalen Schlagzeilen über die COP28 dominiert.

30.11.: UN-Klimachef warnt vor tödlichen Konsequenzen der Erderwärmung

12:26 Uhr: Zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Dubai hat UN-Klimachef Simon Stiell die Vertreter von knapp 200 Staaten vor den tödlichen Konsequenzen der Erderwärmung gewarnt. "Wenn wir nicht den endgültigen Ausstieg aus der fossilen Ära einläuten, leiten wir unseren eigenen endgültigen Niedergang ein. Und wir billigen zugleich, dies mit Menschenleben zu bezahlen."

Infolge der Erderwärmung gibt es je nach Region häufigere und schwerere Stürme, Dürren, Überschwemmungen und Waldbrände - davon sind schon jetzt Millionen Menschen weltweit betroffen. Weiter sagte Stiell vor dem Plenum, der Wissenschaft zufolge blieben sechs Jahre, dann könne der Planet nicht länger die klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen der Menschheit verkraften und das wichtige 1,5-Grad-Limit werde durchbrochen - wenn die Welt nicht scharf umsteuere. Mit dem Limit ist das 2015 auf der UN-Klimakonferenz in Paris beschlossene Ziel gemeint, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

Stiell erinnerte alle Delegierten an ihre Verantwortung im Kampf gegen die Klimakrise. "Hinter jeder Zeile, jedem Wort und jedem Komma, an dem Sie hier auf der COP arbeiten, steht ein Mensch, eine Familie, eine Gemeinschaft, die auf Sie angewiesen ist."

Er kündigte an, das Klimasekretariat (UNFCC) werde alle in den kommenden zwei Wochen gemachten Zusagen und angekündigten Initiativen genau nachhalten. "So können wir sicherstellen, dass unsere Versprechen dem Planeten dienen - auch wenn die Kameras lange aus sind."

30.11.: Forscher fordert Reform von Klimakonferenzen: "Wandel überfällig"

8:39 Uhr: Auf den jährlichen Klimakonferenzen muss aus Sicht des führenden Klimaforschers Johan Rockström die konkrete Umsetzung des Klimaschutzes stärker im Fokus stehen. "Trotz 27 Klimagipfeln und einer Vielzahl von Zusagen und Versprechen, diese Kluft zu verringern, sind die weltweiten CO2-Emissionen weiter gestiegen", sagte der Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) der Deutschen Presse-Agentur. Wir brauchen keine weiteren Gespräche oder Willensbekundungen, die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind eindeutig."

Jährlich kommen Zehntausende Delegierte aus rund 200 Staaten auf Einladung der Vereinten Nationen zusammen, um über die Eindämmung der Klimakrise zu beraten. Dabei hinken die Ergebnisse und die Maßnahmen oft der Realität hinterher. Der Prozess sei wichtig, aber müsse reformiert werden, sagte Rockström. Es gibt nichts mehr zu verhandeln. Die COP28 muss sich auf die Umsetzung konzentrieren."

"Die Konferenzen müssten integrativer, proaktiver und effektiver werden", forderte Rockström, der mit anderen Kollegen an die Veranstalter auch einen Brief mit seinen Reformvorschlägen geschickt hat. Seiner Ansicht nach müssen sich die Politikerinnen und Politiker stärker am aktuellen Stand der Wissenschaft orientieren und Rechenschaft darüber ablegen, was ihre Regierungen in Sachen Klimaschutz tun - oder eben auch nicht tun. "Ein solcher Wandel ist längst überfällig", sagte Rockström.

Er kritisierte zudem die ausufernden Dimensionen. In Dubai werden 70 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet, darunter wie schon im vergangenen Jahr in Ägypten auch viele fossile Lobbyisten. "Die Industrie und andere Interessengruppen kommen, um ihre vermeintlich grünen Ambitionen zu zeigen, wollen aber oft vor allem den Status quo schützen und die weitere Förderung und Nutzung fossiler Brennstoffe erreichen", sagte Rockström. 

30.11.: 94.000 Teilnehmende erwartet – Bundesregierung reist mit 250 Delegierten an

14:44 Uhr: Die Bundesregierung hat die Größe ihrer Delegation bei der Weltklimakonferenz in Dubai verteidigt. "Das ist eine Mega-Konferenz, in der viele, viele Themen miteinander besprochen werden", sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit bei der Regierungspressekonferenz in Berlin. Der Klimaschutz sei kein Spartenthema, es würden viele Bereiche erfasst. Er finde es wenig erstaunlich, dass auch von deutscher Regierungsseite viel Präsenz vor Ort sein werde. "Bild" hatte berichtet, dass die deutsche Delegation mehr als 250 Regierungsmitarbeiter umfassen werde. Die Zeitung berief sich auf eine Regierungsantwort auf eine Anfrage der Unionsfraktion.

Hebestreit zufolge werden neben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) fünf Ministerinnen und Minister teilnehmen. Insgesamt seien neun Ressorts der Regierung vertreten. Die Bundesregierung gleiche seit vielen Jahren alle ihre Reisen klimaschutztechnisch aus.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts nannte die Konferenz in Dubai die wichtigste Klimakonferenz seit Paris. Es sei nicht erstaunlich, dass viele Delegierte daran teilnähmen. Bei der Pariser Konferenz 2015 hatte die Staatengemeinschaft vereinbart, die Erderwärmung auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.

Der Sprecher nannte aktuelle, in Dubai veröffentlichte Zahlen, wonach bei dem Treffen insgesamt 94.000 Teilnehmer registriert seien. "Ich glaube (...) das rückt dann auch noch mal die Größe der deutschen Delegation ins Verhältnis." Es brauche viele Expertinnen und Experten aus der Bundesregierung, um mitzuverhandeln und vorne mitzuspielen, wenn es darum gehe, den Klimaschutz voranzubringen,

30.11.: Präsident der Klimakonferenz: 1,5-Grad-Ziel in Reichweite halten 

12:09 Uhr: Vor Beginn der Weltklimakonferenz in Dubai hat sich der Konferenz-Vorsitzender Sultan al-Dschaber zuversichtlich gezeigt. "Ich muss vorsichtig optimistisch sein", sagte er in einem Interview der britischen Zeitung "The Guardian" (Mittwoch). Aber er denke, dass die Voraussetzungen dafür da seien, ein "nie da gewesenes Ergebnis, auf das wir alle hoffen", zu liefern.

Sein einziges Ziel sei es, wieder zurück auf den richtigen Weg zu kommen und dafür zu sorgen, dass die Welt ein solides Verständnis für einen Fahrplan bis 2030 entwickle, mit dem es in Reichweite bleibe, die Erderwärmung auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, sagte al-Dschaber weiter.

Die Weltklimakonferenz (COP28) beginnt am Donnerstag und findet in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt. Al-Dschaber ist Chef des staatlichen Ölkonzerns Adnoc. Manche sehen darin einen Interessenkonflikt. Al-Dschaber argumentiere dagegen, es werde ihm dabei helfen, Unternehmen und andere Ölproduzenten einzubinden, darunter Saudi-Arabien, schrieb der "Guardian".

29.11.: Klimaschutz im Ölstaat? Emirate richten Weltklimagipfel aus

Gastgeber für die Klimakonferenz sind in diesem Jahr die Vereinigten Arabischen Emirate. Als Ölstaat sind sie nicht als Vorreiter beim Klimaschutz bekannt. Doch nicht nur deswegen ist die Präsidentschaft umstritten

9:30 Uhr: Der Durchbruch im Kampf gegen die Erderwärmung soll ausgerechnet dort passieren, wo diese maßgeblich weiter angefacht wird: Die Vereinigten Arabischen Emirate zählen zu den größten Ölproduzenten der Welt - und sind gleichzeitig in diesem Jahr Ausrichter der UN-Weltklimakonferenz in Dubai. Und damit nicht genug: Der Chef des staatlichen Ölkonzerns Adnoc ist sogar offizieller Gastgeber des Treffens. "Das ist so, als ob das Umweltbundesamt vom Chef von VW geleitet würde", beschrieb es der deutsche Greenpeace-Chef Martin Kaiser.

Wo Klimakonferenzen stattfinden, hat jedoch nichts mit der Klimabilanz eines Landes zu tun: Ausschlaggebend ist, dass ein Land den riesigen Gipfel mit Zehntausenden Delegierten logistisch und finanziell stemmen könne, wie es von den Vereinten Nationen heißt. Darüber hinaus wechseln sich die großen Weltregionen ab. Das Angebot der Emirate, die COP28 (30. November bis 12. Dezember) auszurichten und zu leiten, wurde laut UN von dem zuständigen Gremium im Konsens angenommen.

Doch genau das könnte den Erfolg des Treffens behindern. Denn um eine Chance zu haben, die im Pariser Klimaschutzabkommen festgehaltenen Ziele auch nur annähernd im Rahmen des Greifbaren zu halten, muss sich die Welt schnellstmöglich von der Nutzung aller fossiler Energieträger wie Öl, Gas und Kohle verabschieden. "Das wird aber bei der Klimakonferenz mit dieser Präsidentschaft schwierig", hält Klima-Expertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur fest. "Insofern sehe ich die nächste Klimakonferenz unter ganz, ganz schlechten Vorzeichen und habe wenig Erwartungen, dass wirklich was kommt. Das liegt in erster Linie an der Präsidentschaft und an diesem Präsidenten, der alles verhindern wird, was eigentlich notwendig ist", sagt Kemfert.

Im westnorwegischen Øygarden soll ab 2024 Kohlendioxid aus der Industrie zwischengelagert werden, bevor es durch eine Pipeline an den Speicherort 110 Kilometer vor der Küste transportiert wird

EU-Klimaschutzpläne Warum CO2-Speicherung für das Klima immer wichtiger wird – und trotzdem umstritten ist

Nach dem Willen der EU-Kommission sollen die Emissionen in den Mitgliedsstaaten bis zum Jahr 2040 um mindestens 90 Prozent sinken. Eine große Rolle wird dabei auch die Abscheidung und Speicherung von CO2 unter dem Meeresboden spielen. Doch die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen. Das Umweltbundesamt warnt vor Risiken und überzogenen Erwartungen

Tatsächlich ließ Sultan Ahmed al-Dschaber bereits durchblicken, worauf seine Hoffnungen bei der Bekämpfung der Klimakrise ruhen: Er will im großen Stil auf Technologien wie CO2-Speicherung und -Abscheidung setzen, die allerdings extrem teuer und bislang technisch unausgereift sind. Ob sie wirklich jemals eine entscheidende Rolle übernehmen, ist zweifelhaft - und damit zu planen, eine riskante Wette auf die Zukunft.

Daheim investiert Adnoc weiter ungebremst in fossile Projekte: "Während Adnoc-Konzernchef Sultan Ahmed al-Dschaber den Ende November beginnenden Weltklimagipfel in Dubai leiten wird, befindet sich sein Unternehmen auf direktem Kollisionskurs mit dem 1,5-Grad-Ziel", schreibt die Naturschutzorganisation Urgewald, die mit weiteren NGO-Partnern dazu eine Datenauswertung veröffentlicht hat. Erst vor kurzem habe Adnoc eine endgültige Investitionsentscheidung für ein riesiges Gasprojekt namens "Hail & Ghasha" bekanntgegeben. Das Projekt solle im Marawah-Biosphärenreservat entstehen, das viele gefährdete Arten beherbergt und das größte Meeresschutzgebiet im Arabischen Golf ist.

Allein im zweiten Halbjahr 2022 hat Adnoc acht neue Bohrinseln in Betrieb genommen, der Nettogewinn stieg um mehr als 30 Prozent auf etwa 800 Millionen US-Dollar. Immerhin gilt Al-Dschaber zugleich als Treiber beim Ausbau erneuerbarer Energien im Golfstaat. Er sitzt etwa einem staatlichen Unternehmen für nachhaltige Energiegewinnung vor und ist seit vielen Jahren Vertreter seines Landes bei Klimaverhandlungen.

Wie Ägypten, Gastgeber der Vorjahreskonferenz, stehen die Emirate immer wieder in der Kritik wegen der Lage der Menschenrechte. Der reiche Golfstaat präsentiert sich auf der Weltbühne als progressiv und weltoffen, nicht zuletzt in seiner Rolle als Gastgeber Weltausstellung Expo 2021/22 in Dubai.

Doch Rechte etwa auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit sind der US-Organisation Freedom House zufolge massiv beschnitten. Zudem gibt es immer wieder Berichte über den Ausbau der umfassenden Überwachung, sowohl im Internet wie auch im öffentlichen Raum, etwa durch Gesichtserkennungstechnik. Die Überwachungstechnik in den Emiraten gilt als so fortgeschritten wie in nur wenigen anderen Ländern der Welt. Die aus sieben Emiraten bestehende Föderation wird von Präsident Mohammed bin Sajid beherrscht.

Die unrechtmäßige Haft von Aktivisten wie dem prominenten Blogger Ahmed Mansur bringen dem Land Kritik ein, wie auch die eingeschränkten Rechte von Arbeitsmigranten, Frauen und Mitgliedern der LGBTQ-Gemeinde. "Außerhalb werden wir nichts sehen, wie es sonst bei den COPs üblich ist", meint BUND-Expertin Susann Scherbarth. Auch im vergangenen Jahr, im autoritär regierten Ägypten, waren Proteste von Aktivistinnen und Aktivisten rund um das Treffen quasi unmöglich - nur auf dem Gelände selbst, das während der Konferenz Territorium der Vereinten Nationen ist, konnten sich kritische Stimmen Gehör verschaffen.

dpa