UN-Klimakonferenz Fake Accounts: Aserbaidschan überschwemmt soziale Medien mit Regierungsinhalten

Der Gastgeber der COP29-Konferenz versucht sich ein positives, grünes Image zu geben – mit Fake Accounts in den sozialen Medien
Der Gastgeber der COP29-Konferenz versucht sich ein positives, grünes Image zu geben – mit Fake Accounts in den sozialen Medien
© Aziz Karimov / Getty Images
Analysen zeigen: Der Petrostaat Aserbaidschan versucht, sich mit Tricks in den sozialen Medien ein grünes Image zu geben – und Kritik an seiner Energiepolitik abzuschwächen

Am 11. November beginnt in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku der 29. UN-Klimagipfel. Doch das Land zwischen Europa und Asien hat offenbar Probleme, sich als glaubwürdiger Gastgeber der wichtigsten internationalen Konferenz zum Klimaschutz zu präsentieren. Zu laut ist im Vorfeld der Konferenz die Kritik an der Energiepolitik des Landes – und an seinem gewaltsamen Vorgehen im Konflikt mit Armenien um die Enklave Berg-Karabach. Besonders in den sozialen Medien.

Doch seit einigen Wochen dreht sich der Wind. Auf X, ehemals Twitter, finden sich nun immer mehr Accounts mit Beiträgen des offiziellen aserbaidschanischen COP29-Kontos. Die NGO Global Witness entdeckte bei genauerem Hinsehen 71 verdächtige Konten auf X – von denen 65 erst ab Mai 2024 eingerichtet worden waren. Die Bildsprache der Accounts ist simpel: Die Profilbilder zeigen schöne Blumen oder grüne Bäume. Einige der Konten verwendeten sogar dieselben Fotos.

Mehr als der Hälfte der Beiträge im September verwendeten die Hashtags #COP29 oder #COP29Azerbaijan – und 70 Prozent der Retweets stammten vom offziellen Account der COP29 oder anderen Regierungsveröffentlichungen. Zudem waren die Konten offenbar Teil eines Netzwerks. Die meisten von ihnen waren mit wenigstens sechs anderen verdächtigen Konten verbunden.

Aserbaidschan profitiert von reichen Öl- und Gasvorkommen

Gegenwärtig steuert die Erde auf eine Erderwärmung von fast drei Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu. Ein rascher Ausstieg aus der Verbrennung von fossilen Energieträgern ist also unumgänglich. Doch nach Saudi-Arabien ist zum zweiten Mal in Folge ein Petrostaat Gastgeber der wichtigsten Klimaschutzkonferenz. Aserbaidschan verfügt über bedeutende Erdöl- und Erdgasvorkommen – und plant, seine Gasförderung in den kommenden zehn Jahren um 50 Prozent hochzufahren. Fossile Brennstoffe machen nach Angaben der Internationalen Energieagentur 90 Prozent der Exporteinnahmen und 60 Prozent der Staatseinnahmen des Landes aus.

"Es ist äußerst wichtig, dass es Raum für eine echte Diskussion darüber gibt, was die Regierungen tun müssen, um den Klimanotstand zu bekämpfen", sagte Ava Lee von Global Witness dem britischen "Guardian". Doch ein Netzwerk von offenbar unauthentischen Accounts ersetzt berechtigte Kritik durch blumige Positivität."

Auch wenn nicht klar ist, ob wirklich alle der verdächtigen Accounts unecht sind: Aserbaidschan verfolgt mit Fake Accounts, Programmen, die das Verhalten von Menschen nachahmen, so genannten Bots, und Trollfabriken offenbar eine breite Social-Media-Strategie, um die offiziellen Positionen der Regierung zu stärken: Nach einem Bericht des Facebook-Mutterkonzerns Meta verwendet die aserbaidschanische Regierung auch unechte Konten auf Facebook, um Oppositionelle, kritische Journalistinnen und Demokratie-Aktivisten zu diskreditieren.

Die Analyse von Global Witness ist nicht die erste dieser Art. Marc Owen Jones, Experte für Desinformation von der Northwestern University in Katar, untersuchte rund 2800 Accounts, die zwischen dem 17. Und dem 24. Oktober 2024 zusammen 10.800 Tweets und Retweets über die Konferenz gepostet hatten. Drei Viertel der Konten waren erst in diesem Jahr eingerichtet worden. Und etwa zwei Drittel von ihnen zeigten Aktivitätsmuster, die auf Bots schließen lassen.