GEO: Die Republikanische Partei wurde 1854 gegründet – als Partei der Sklavenbefreiung. Heute schüren republikanische Politiker wie Donald Trump Ressentiments gegen Minderheiten. Wie ist diese Wandlung zu erklären?
Dr. Philipp Adorf: Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich in den USA eine neue Bewegung für die Bürgerrechte der schwarzen Minderheit formiert. Unter dem Präsidenten Harry S. Truman begann auch die Demokratische Partei, in der einzelne Landesverbände im Süden sich lange Zeit für die Rassentrennung eingesetzt und gar mit rassistischen Vereinigungen wie dem Ku-Klux-Klan sympathisiert hatten, sich zunehmend dieses Anliegens anzunehmen. Gleichzeitig setzten viele demokratische Politiker in den Südstaaten alles daran, die Unterdrückung der Schwarzen fortzuführen. Das führte zu einer fundamentalen Neuausrichtung des amerikanischen Parteiensystems: Hatten die Demokraten bei Wahlen im Süden bis dahin oftmals Ergebnisse wie in einem Einparteienstaat eingefahren, hinterließen sie durch ihren programmatischen Umschwung eine Lücke, in die in den 1960er-Jahren die Republikaner stießen.
Wie haben sie das geschafft?