Eigentlich sollte die Sonde längst unterwegs sein. Der initial geplante Starttermin war 2012, wegen technischer Probleme verzögerte sich die Reise von Luna 25 aber immer wieder. Zuletzt war der Mai 2022 anvisiert worden, doch auch diesen Start verschoben die russischen Behörden.
Luna 25 ist Teil eines groß angelegten russischen Mondprogramms: Bis 2040 soll eine Raumstation auf dem Erdtrabanten errichtet werden. Russland knüpft damit an sein sowjetisches Luna-Programm an, bei dem Raumsonden unter anderem Mondgestein zur Erde gebracht haben. Zuletzt hatte Moskau 1976 eine Sonde zum Mond geschickt: Luna 24.
Für den Raketenstart wird ein Dorf in der Region Chabarowsk evakuiert
Die Trägerrakete Sojus-2.1b werde am Dienstag mit der Sonde an Bord zum Startplatz auf dem neuen Weltraumbahnhof Wostotschny gebracht, teilte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos am Montag mit. Geplant sei der Start für Freitag, 11. August, um 2.10 Uhr Moskauer Zeit (1.10 Uhr MESZ).
"Das ist das erste russische Mondprogramm des 21. Jahrhunderts", sagte der regionale Behördenchef Alexej Maslow. Weil die erste Raketenstufe der Sojus dort aufschlagen könnte, werde das Dorf Schachtinski in der Region Chabarowsk evakuiert. Maslow sagte nicht, wie lange die Menschen ihre Wohnungen verlassen müssen.
Luna 25 peilt den Südpol des Mondes an und soll nördlich des Boguslawsky-Kraters landen. Ein 1,60 Meter langer Greifarm soll bis zu 30 Zentimeter tief in der Mondoberfläche schürfen und Gesteinsproben sammeln. Außerdem sollen die Plasma- und Staubkomponenten der polaren Exosphäre des Mondes untersucht werden. Laut NASA-Informationen soll der Lander ein Jahr lang auf der Mondoberfläche agieren.
Mitte Juli startete die indische Mondmission Chandrayaan 3
Ursprünglich wollte sich auch die Europäische Weltraumagentur Esa an den russischen Luna-Missionen – Nummer 26 und 27 waren bereits geplant – beteiligen: Bei Luna 25 sollte etwa eine neue Navigationskamera getestet werden. Die russische Aggression gegen die Ukraine und die daraus resultierenden Sanktionen stellten jedoch eine grundlegende Veränderung der Umstände dar, erklärte die Weltraumbehörde im April 2022. "Sie machen es der Esa unmöglich, die geplante Mondkooperation durchzuführen." Eine alternative Mission mit einem kommerziellen Dienstleister ist in Planung. Auch andere Kooperation zwischen Esa und Roskosmos, etwa im Rahmen der Marsmission ExoMars, wurden abgesagt.
Russland ist nicht die einzige Raumfahrtnation, die eine Mission zum Mond schickt. Das Center for Strategic and International Studies (CSIS), eine außenpolitische Ideenschmiede in Washington, zählte 2022 in einer Analyse 106 geplante Mondmissionen von neunzehn Staaten und Raumfahrtagenturen. Erst Mitte Juli war die indische Raumfahrtmission Chandrayaan 3 erfolgreich gestartet. Am 23. oder 24. August soll sie auf der Mondoberfläche landen und ebenfalls die Südseite untersuchen.
Ging es in den 1960er-Jahren noch vorrangig um Prestige, steht heute die Nutzung des Erdtrabanten und seiner Rohstoffe im Vordergrund. Staaten und Unternehmen wollen Claims abstecken und rechtliche Rahmenbedingungen durchsetzen. Auch eine bemannte Mondmission der Nasa hätte längst abheben sollen, wurde aber immer wieder verschoben: Der Start von Artemis 3 ist nun für "frühestens 2025" geplant.