Mit der Mission will die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) "Licht ins Dunkel" bringen. Indem Euclid Milliarden von Galaxien in bis zu einigen Milliarden Lichtjahren Entfernung beobachtet, wird sie eine detaillierte Karte der großräumigen Struktur des Universums erstellen. Ziel der Mission ist es, mehr über die Entwicklung des Kosmos, die Rolle der Schwerkraft und die Natur der Dunklen Materie und Dunklen Energie zu erfahren.
Das Bizarre ist: Nur wenige Prozent des Universums bestehen aus Materie, die wir kennen. Um die 95 Prozent aller Materie und Energie gehört zum "dunklen Universum". Dazu zählt die Dunkle Materie, die wir nicht direkt sehen oder messen können. Dennoch gehen wir davon aus, dass sie existiert, denn ihre Gravitation wirkt sich auf die uns sichtbare Materie aus. Mittels Dunkler Materie lässt sich zum Beispiel erklären, warum sich Sterne in den äußeren Regionen von Galaxien schneller bewegen als erwartet.
Zu dem uns unbekannten "dunklen Universum" gehört auch die Dunkle Energie: Sie ist dafür verantwortlich, dass sich das Universum immer schneller ausdehnt. Noch wissen Astrophysiker*innen nicht, was sich hinter der Dunklen Energie verbirgt. Auch hier soll Euclid neue Erkenntnisse liefern.
1,5 Millionen Kilometer entfernt von der Erde
Die über eine Milliarde Euro teure Mission ist am Samstag, 1. Juli 2023 gestartet, als Euclid mit einer Falcon-9-Trägerrakete von Cape Canaveral in Florida abhob. Nach einer 30-tägigen Reise soll das Teleskop den Lagrange-Punkt L2 erreichen, 1,5 Millionen Kilometer entfernt von der Erde, wo sich bereits das James-Webb-Teleskop befindet. Der Lagrange-Punkt L2 ist ein idealer Ort, um das Universum zu beobachten: Dort können Sonden im Gleichtakt mit der Erde um die Sonne kreisen, ohne selbst viel Sprit zu verbrauchen.
Während der sechs Jahre dauernden Mission soll Euclid mehr als ein Drittel des Firmaments kartieren. Die so entstehende 3D-Karte unseres Universums wird mehrere Milliarden Galaxien umfassen. Euclid ist mit einem Teleskop und zwei Instrumenten ausgestattet – dem Near-Infrared Spectrometer and Photometer (NISP) und dem Visible Instrument (VIS). Das NISP wird im Nahinfrarotbereich detailliert die Farben und die Rotverschiebungen von Millionen von Galaxien analysieren. Das VIS wiederum wird mit hoher Bildqualität alle Galaxien der Durchmusterung abbilden. Beide Instrumente kombiniert eingesetzt liefern die dreidimensionale Position der Galaxien, die Formen der Galaxien, die Verteilung der Dunklen Materie und die Auswirkungen der Dunklen Energie in unserem Universum.