Wenn wir langsam in den Schlaf gleiten, erleben viele Menschen manchmal ein unerwartetes Phänomen: Ganz plötzlich zuckt der Körper zusammen. Fast 70 Prozent aller Menschen kennen das schreckhafte Gefühl, beim Einschlafen zu fallen – und durch das Zucken der Muskeln wieder aufzuschrecken.
Diese unwillkürliche Muskelkontraktion wird als so genannter "Hypnic Jerk" (deutsch: "Einschlafzuckung") bezeichnet. In den allermeisten Fällen bedeutet das Muskelzucken keine Gefahr für die Betroffenen. Oft wird es aber vor dem Einschlafen als sehr störend empfunden. Wie Einschlafzuckungen entstehen und was man dagegen tun kann.
Was beim Einschlafen im Gehirn passiert
Wenn wir einschlafen, verändert sich die Aktivität unseres Gehirns in mehreren Phasen. Zunächst geht es von einem wachen und aufmerksamen Zustand in einen entspannten Modus über. Das Gehirn schaltet sich in eine Art Stand-by-Modus und zieht – bildlich gesprochen – gegenüber der Außenwelt die Vorhänge zu. Die Gehirnwellen werden langsamer.
Während dieser Übergangsphase von den schnelleren Hirnwellen am Tag auf die langsameren Hirnwellen bei Nacht kann es zu den unwillkürlichen Muskelkontraktionen (Myoklonie) kommen. Manchmal zuckt nur ein Bein oder ein Arm, manchmal betrifft das heftige Zucken auch den ganzen Körper.
Warum wir beim Einschlafen zucken
Die Einschlafzuckungen werden also durch elektrische Impulse im Gehirn verursacht, die während des Übergangs in den Schlaf auftreten und auf die die Skelettmuskulatur entsprechend reagiert. Obwohl sich das unangenehm anfühlt, ist es ein normaler Teil des Einschlafprozesses und kein Grund zur Sorge.
Laut einer Studie aus dem Jahr 2016 treten die Einschlafzuckungen meist sporadisch auf und betreffen alle Altersgruppen und beide Geschlechter. Etwa 60 bis 70 Prozent der Allgemeinbevölkerung kennen "Hypnic Jerks".
Ursachen und Theorien: Woher das Gefühl des Fallens rührt
Die genauen Ursachen für das Gefühl des Fallens, das mit den Zuckungen beim Einschlafen einhergeht, sind noch nicht vollständig erforscht, aber es existieren einige Theorien. Eine davon besagt, dass der Körper die Entspannung der Muskeln beim Einschlafen fälschlicherweise als das Gefühl des Fallens interpretiert und daraufhin reflexartig zuckt, um uns "aufzufangen" – ein archaischer Reflex, der möglicherweise aus der Zeit stammt, als unsere Vorfahren in Bäumen schliefen.
Ein möglicher Zusammenhang besteht zwischen den Zuckungen und Träumen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass beim Träumen – wenn jemand im Traum beispielsweise fällt oder stolpert – eine plötzliche Aktivierung des motorischen Zentrums im Gehirn stattfindet. Die so hervorgerufene Muskelreaktion wird als Zucken wahrgenommen. Viele Menschen berichten dabei von einem Gefühl des Fallens sowie visuellen oder akustischen Eindrücken wie blinkenden Lichtern oder knackenden, knallenden Geräuschen. In den meisten Fällen sind die Zuckungen schmerzfrei, doch einige Betroffene empfinden sie als kribbelnd oder leicht schmerzhaft.
Auslöser und Risikofaktoren für Einschlafzuckungen
Die Frage, warum die Zuckungen im Schlaf bei einigen Menschen auftreten, bei anderen aber nicht, kann noch nicht vollständig beantwortet werden. Man weiß allerdings, dass das Zucken im Schlaf durch verschiedene Faktoren verstärkt werden kann, darunter Stress, Koffein- und Nikotinkonsum, intensive körperliche Aktivität vor dem Schlafengehen und Schlafmangel. Diese Faktoren können die Häufigkeit und Intensität der Hypnic Jerks erhöhen und sogar zu Schlafstörungen führen.
Auch Depressionen und diagnostizierte Angststörungen können zu Schlaflosigkeit führen und damit zu einer Art Schlafentzug, was das Risiko von Zuckungen erhöht. Wenn jemand gestresst oder ängstlich ist, bleibt der Cortisolspiegel während des Schlafs erhöht. Das macht den Schlaf weniger erholsam. Angstgedanken können Menschen nachts wach halten und ihnen erschweren, sich im Schlaf zu entspannen. So wird der Übergang zwischen Wachheit und Schlaf gestört, was die Wahrscheinlichkeit für Zuckungen erhöht.
Gesunder Schlaf: Was sich gegen die Zuckungen tun lässt
Obwohl die Muskelzuckungen in der Regel harmlos sind, können sie bei häufigem Auftreten das Einschlafen erschweren und zu Angstzuständen führen. Um dies zu vermeiden, ist es ratsam, ausreichend Schlaf zu bekommen, Stress zu reduzieren und auf stimulierende Substanzen zu verzichten. Auch Entspannungsübungen, beispielsweise Meditation, oder Sporteinheiten am Tag können helfen, das Zucken im Schlaf zu vermeiden.
Wenn Zuckungen im Schlaf die ganze Nacht andauern und bereits auftreten, bevor man die Augen schließt, könnte es auf eine Schlafstörung hinweisen. Dann sollten Betroffene einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, um andere mögliche Ursachen auszuschließen.