Bei spontan entstandenen Freundschaften spielt offenbar ein ähnlicher Körpergeruch beider Partner eine wichtige Rolle. Das legen Ergebnisse von israelischen Forschern im Fachblatt "Science Advances" nahe. Sie zeigten mit chemischen Messungen und auch mit Hilfe menschlicher Schnüffler, dass enge Freunde im Schnitt einen ähnlicheren Geruch haben als Fremde. Die Gruppe um Noam Sobel vom Weizmann-Institut in Rehovot konnte sogar anhand des Körpergeruchs zweier sich unbekannter Menschen vorhersagen, ob diese bei einer Art Spiel-Experiment auf einer Wellenlänge waren.
Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Menschen, die einander ähneln, eher miteinander befreundet sind. Ähnlichkeit kann sich dabei auf eher offensichtliche Merkmale wie Alter, Bildungsgrad, Religion und äußeres Erscheinungsbild beziehen. Aber auch komplexere Charakteristika wie Persönlichkeit, Werte oder gar Ähnlichkeiten im Erbgut spielen demnach eine Rolle.
Die Forscher um Sobel gehen davon aus, dass auch Ähnlichkeiten beim Körpergeruch bei Freundschaften eine Rolle spielen. Demnach dürfte der Effekt bei spontan entstandenen Freundschaften besonders groß sein - denn hier zählt der erste Eindruck. Die Forscher sprechen von "Klick-Freundschaften". Bei Verbindungen, die sich über einen längeren Zeitraum entwickelt haben, dürften hingegen andere Faktoren wie etwa die eigene Biografie eine größere Rolle spielen.
Dass Geruch in zwischenmenschlichen Beziehungen eine Rolle spielt, ist schon länger bekannt. So können Gerüche das Verhalten eines Menschen beeinflussen, andersherum aber auch etwas über seinen Gemütszustand verraten.
Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf nicht-romantische Beziehungen zwischen zwei Partnern des gleichen Geschlechts. Bei den Experimenten machten 20 Freundespaare mit, zwischen denen es sofort nach dem ersten Kennenlernen geklickt hatte. Die insgesamt 40 Probanden mussten Proben in Form von getragenen T-Shirts abgeben, an denen möglichst nur der eigene Körpergeruch haften sollte. In den Shirts hatten sie nach dem Duschen mit unparfümierter Seife zwei Nächte geschlafen.
Eine elektronische Nase - ein Apparat mit Sensoren - analysierte dann den Geruch der T-Shirts auf verschiedene chemische Komponenten. Für jeden Probanden wurde so eine Art Geruchsprofil erstellt. Der Vergleich zeigte, dass die Geruchsprofile von engen Freunden deutlich ähnlicher waren als bei zufällig ausgewählten Geruchsproben. Experimente mit Menschen, die an den Proben rochen und diese nach bestimmten Kriterien und Ähnlichkeit beurteilten, kamen zu einem ähnlichen Ergebnis.
Der eigene Körpergeruch wird unterbewusst als eine Art Blaupause wahrgenommen, vermuten die Forscher*innen
Doch ist der ähnliche Geruch tatsächlich ein Kriterium für Freundschaft? Oder führt Freundschaft zu ähnlichem Körpergeruch, etwa weil man ähnliche Sachen isst oder in derselben Gegend lebt? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, machten die Forscher mit 17 sich fremden Probanden ein weiteres Experiment. Auch sie gaben Geruchsproben ab, die von der elektronischen Nase analysiert wurden.
Die Probanden machten in verschiedenen Konstellationen eine Art Spiegelbild-Spiel, bei dem sie sich gegenüberstehen und die Handbewegungen des jeweils anderen nachmachen sollen, ohne miteinander zu sprechen. Danach sollten die Probanden beurteilen, ob es mit ihrem Spielpartner geklickt hatte. Und siehe da: Bei Partnern, die nach eigenem Empfinden gut beim Spiel harmonierten, waren die Geruchsprofile im Schnitt ähnlicher. Die Forscher konnten sogar eine Art Modell erstellen, das anhand der Geruchsprofile von zwei Probanden deren Verbundenheit während des Spiels voraussagen kann.
Es sei zwar möglich, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen Körpergeruch und Freundschaft gebe, sondern ein unbekannter dritter Faktor beide Elemente beeinflusse, räumen die Forscher ein. Allerdings waren die in den Experimenten gefundenen Effekte nicht durch andere Faktoren wie etwa Geburtsland, Bildungsstand, chronische Krankheiten oder Einnahme der Anti-Baby-Pille erklärbar.
Welche Mechanismen im Gehirn hinter dem Phänomen stecken, untersuchten die Forscher zwar nicht. Aber sie vermuten, dass jeder Mensch seinen eigenen Körpergeruch unterbewusst als eine Art Blaupause wahrnimmt und mit anderen Gerüchen vergleicht.