Lebensfreude Sieben Regeln für mehr Zufriedenheit im Alter

Ein Seniorenpaar auf dem Fahrrad im Abendrot
Glück und Zufriedenheit im Alter: Es  gibt ein paar Faustregeln, um das Wohlbefinden lange zu erhalten 
© mauritius images / Westend61 / Simona Pilolla
Auch wenn die Zahl der Lebensjahre unablässig zunimmt, so muss die Lebensfreude keineswegs abnehmen. Im Gegenteil: Sieben Ratschläge für mehr Lebensglück, Gesundheit und Balance in der Zweiten Lebenshälfte  

1. Generativität

Begib dich unter junge Menschen!

Viele Menschen umgeben sich, wenn sie in die Jahre kommen, allzu oft nur mit ihresgleichen, haben immer weniger Kontakt zu den nachfolgenden Generationen. Dabei ist die Beschäftigung mit jungen Menschen – insbesondere mit Kindern – eine Wohltat für Körper und Seele. Denn mit ihrem Elan, ihrer unvoreingenommenen Entdeckerfreude, ihrem natürlichen Bedürfnis, die Welt zu verstehen, können Jüngere den alternden Geist regelrecht erfrischen. Zudem erleben es viele als bereichernd, mit einer gewissen Altersgelassenheit den Sorgen jüngerer Generationen zu begegnen – und so einen Teil jener Kraft zu vermitteln, die viele Jahre braucht, um ganz allmählich zu wachsen: Lebenserfahrung.

2. Neugier

Wage kleine Abenteuer!

Ist der Drang, Neues auszuprobieren, in der ersten Lebenshälfte noch völlig natürlich, schleichen sich später immer mehr Routinen ins Leben: Man kauft stets im gleichen Supermarkt ein, trifft die ewig gleichen Bekannten, macht womöglich zur immer gleichen Zeit am immer gleichen Ort Urlaub. Nur hin und wieder keimt das Gefühl auf: Ich möchte noch einmal etwas wagen.

Doch nicht selten schrecken ältere Menschen genau davor zurück: aus Angst, zu scheitern, einer Situation nicht gewachsen zu sein. Dabei ist es überaus wichtig, vielseitige Impulse zu erhalten. Denn wer erlebt, dass ihm ein Vorhaben gelingt, der gewinnt Lebensfreude – und Selbstbewusstsein.

3. Beschäftigung

Finde ein Hobby!

Die letzte große Zäsur im Leben ist meist der Eintritt in den Ruhestand. Wer darauf nicht vorbereitet ist, den kann unvermittelt ein Gefühl der Sinnlosigkeit überkommen. Dann kommt es vor allem darauf an, eigene Projekte zu überlegen, aktiv zu bleiben. Wer nicht recht weiß, wie er seine Zeit füllen kann, sollte – dazu raten Experten – auf seine Talente setzen, eine Ressource, die jeder aktivieren kann. Dabei hilft es enorm, sich daran zu erinnern, was in jüngeren Jahren Freude bereitet hat. Hat man zum Beispiel als Student gern Gitarre gespielt oder sich für Modellbau begeistert, lassen sich diese Hobbys meist vergleichsweise leicht wiederbeleben.

Über Zufriedenheit und Glück im Alter vermag auch ein Hobby mitzuentscheiden: Nicht selten ist in der Zweiten Lebenshälfte mehr Zeit, um geliebten Beschäftigungen nahzugehen und dabei Talente einzusetzen 
Über Zufriedenheit und Glück im Alter vermag auch ein Hobby mitzuentscheiden: Nicht selten ist in der Zweiten Lebenshälfte mehr Zeit, um geliebten Beschäftigungen nahzugehen und dabei Talente einzusetzen 
© Iryna/ Adobe Stock

4. Fitness

Bleib in Bewegung!

Mens sana in corpore sano – ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. So altbekannt wie diese Weisheit, so deutlich sind die Belege, die Forscher für die positive Wirkung von Bewegung auf den Körper finden – und zunehmend gilt das auch für den Zusammenhang zwischen physischer und psychischer Fitness. Denn die menschliche Muskulatur produziert Botenstoffe, die förderlich für das Denken sind: Trainieren wir die Kraftpakete, regen diese Substanzen Nervenzellen im Gehirn zum Wachsen an. Zwar schreckt viele Menschen die Vorstellung, sportlich aktiv zu werden. Tatsächlich aber muss man sich vergleichsweise wenig anstrengen: dreimal Bewegung pro Woche, jeweils eine Stunde, reicht aus.

5. Denkaufgabe

Strenge deinen Kopf an!

Unser Gehirn ist zu großartigen Leistungen imstande – es kann Rechenaufgaben lösen, Literatur erschaffen oder auch über sich selbst nachdenken. Damit diese Fähigkeiten lange erhalten bleiben, sollte man das Organ so oft wie möglich (am besten schon von früher Jugend an) fordern. Viele mögen dabei an Knobelaufgaben oder Kreuzworträtsel denken. Weitaus wirkungsvoller ist es allerdings, sich mit komplexen Problemen auseinanderzusetzen, die uns fordern und erfreuen. Wer aus innerem Antrieb etwa versucht, eine physikalische Gesetzmäßigkeit zu durchschauen oder in die literarische Welt vergangener Zeiten eintaucht, fördert seinen Verstand vielfältig – und erlebt darüber hinaus Sinn.

6. Entspannung

Komm zur Ruhe!

Wer sich keine Pause gönnt, die Tage mit Terminen füllt und Ziele zu hoch steckt, der kann sich auch im Alter schaden. Denn unter Dauerstress produziert unser Organismus Hormone, die zwar dem Körper Energie geben, aber dem Nervengeflecht in unserem Kopf zusetzen. Übergroßer psychischer Druck hemmt unter anderem die Aufnahmefähigkeit und das Erinnerungsvermögen. Das beste Mittel dagegen ist simpel: mehr Ruhe. Das bedeutet aber keineswegs, völlig tatenlos zu sein. Entspannung finden viele auch in der Beschäftigung – dann, wenn sie ein Buch lesen, angeln oder ein Bild malen. Das Wichtigste dabei: Man sollte das Gefühl haben, nichts tun zu müssen.

7. Gemeinschaft

Suche den Austausch!

Wer sich im Alter von der Gemeinschaft isoliert, wird nicht selten stur, engstirnig, unzufrieden. Denn von Natur aus ist der Mensch ein sehr soziales Wesen, lebt seit Jahrmillionen in Gruppen. Bei anhaltender Einsamkeit sind die gleichen Hirnareale aktiv wie bei körperlichem Schmerz – Forscher sprechen daher auch von "sozialem Schmerz". Umgekehrt schüttet das Gehirn dann, wenn wir uns mit Menschen umgeben, einen Botenstoff aus, der Stress abbaut und Wohlgefühl weckt. Zudem regt uns nichts so an wie menschliches Miteinander: In einer Gruppe müssen wir ununterbrochen Mimik und Gestik, Gedanken und Gefühle deuten, wir müssen imstande sein, auf andere einzugehen – und zugleich sensibel für unsere Bedürfnisse bleiben.

Erschienen in GEO Wissen Nr. 68 (2020)