Gesundheit Frauen profitieren von Sport schneller als Männer

Eine Frau joggt im Sonnenuntergang
Ob Ausdauersport oder Krafttraining: Jede Form der Bewegung ist besser als gar keine. Gerade Frauen profitieren gesundheitlich schon von kurzen Trainingseinheiten
© Christoph Jorda / mauritius images
Sport ist unheimlich gut für die Gesundheit und beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Laut einer neuen Studie tritt bei Frauen schon ab deutlich weniger Bewegung ein lebensverlängernder Effekt ein als bei Männern

Frauen müssen deutlich weniger Sport treiben, um daraus den gleichen gesundheitlichen Nutzen zu erzielen wie Männer. Zu diesem Ergebnis kommt eine US-chinesische Studie mit mehr als 400.000 Personen über den Zeitraum von 1997 bis 2019.

Eine maximale Senkung des Sterberisikos erreichten Männer darin, wenn sie rund 300 Minuten pro Woche sportliche Übungen machten. Frauen brauchten dafür nur 140 Minuten, wie die Gruppe um Martha Gulati vom Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles (US-Bundesstaat Kalifornien) und Hongwei Ji von der Tsinghua Universität in Peking im Fachmagazin "Journal of the American College of Cardiology" ("JACC") schreibt.

Effekt bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen besonders hoch

"Frauen bleiben hinter Männern zurück, wenn es darum geht, sich sinnvoll zu bewegen", wird Gulati in einer Mitteilung ihrer Institution zitiert. Sie und ihre Kollegen wollten wissen, welche Auswirkungen Sport auf die Gesundheit hat und griffen dafür auf eine landesweite Datenbank zurück, den "National Health Interview Survey". Die daraus ausgewählten 412.413 Erwachsenen, davon 55 Prozent Frauen, hatten im Rahmen der Erhebung per Fragebogen Auskunft über Art und Umfang ihrer sportlichen Aktivität pro Woche gegeben. Im mehr als 20-jährigen Untersuchungszeitraum starben knapp 40.000 Teilnehmende, darunter 11.670 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Aus den Daten errechneten die Forscherinnen und Forscher, wie stark sich das Sterberisiko durch Sport verringert. Regelmäßiger Sport in der Freizeit senkte das Sterberisiko bei Männern um durchschnittlich 15 Prozent und bei Frauen um 24 Prozent – jeweils im Vergleich zu Personen, die keinen Sport trieben. Bezogen auf Todesfälle allein durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrug die Reduktion durch Sport bei Männern 14 Prozent, bei Frauen sogar 36 Prozent.

Für Experten ist das Resultat keine Überraschung

Eine höhere Trainingsintensität und -dauer steigerte die Überlebensrate sogar noch weiter: Wenn Männer 300 Minuten pro Woche moderat bis intensiv trainierten sank ihr Sterberisiko um 18 Prozent. Frauen erreichten diesen Wert bereits nach 140 Minuten moderaten bis intensiven Trainings. Trainierten die Männer nur 110 Minuten pro Woche, dafür aber besonders intensiv, verbesserten sie sich sogar auf 19 Prozent. Für den gleichen Wert mussten Frauen nur 57 Minuten intensiv trainieren. Trainierten die Frauen aber weiter bis zu 110 Minuten intensiv, verbesserten sie sich auf 24 Prozent. 

"Das Schöne an dieser Studie ist, dass Frauen mehr aus jeder Minute mäßiger bis intensiver Aktivität herausholen können als Männer", betont Gulati. Sie und ihr Team hoffen, dass die Studienergebnisse mehr Frauen dazu bringen, sich körperlich zu betätigen, da der zeitliche Aufwand für einen positiven Gesundheitseffekt nicht sonderlich groß sei.

Für Kuno Hottenrott von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist das Resultat keine Überraschung. "Ich plädiere seit Langem dafür, die Sportempfehlungen in Gesundheitsleitlinien stärker nach Geschlecht und Alter zu differenzieren", betont der Sportwissenschaftler. Er hatte bereits 2008 eine Formel zur Berechnung der idealen Pulsfrequenz bei Ausdauersport entwickelt, die Unterschiede zwischen Frauen und Männern berücksichtigte. Denn Frauen hätten im Durchschnitt eine deutlich geringere Muskelmasse, eine niedrigere Stoffwechselrate, geringere Körpermaße und ein geringeres Blutvolumen als Männer, erklärt Hottenrott.