Astrologie Sterndeutung ist so aussagekräftig wie ein Zufallsgenerator, zeigt eine Studie

Altertümliche Darstellung eines Tierkreisees
Vor 2500 Jahren beschrieben die Babylonier den Tierkreis. Seither ist er Grundlage für astrologische Vorhersagen
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Hartnäckig hält sich die Überzeugung, dass Geburtshoroskope einen wahren Kern haben könnten. Nun enthüllt eine Unterschung: Erfahrene Astrologinnen und Astrologen sind sich noch nicht einmal einig, welche Charaktermerkmale mit welchen Sternzeichen in Verbindung stehen sollen

Widder sind gern unabhängig, aktiv und direkt? Zwillinge vor allem gesellig und wandelbar? Und Jungfrauen neigen zu Perfektionismus? Selbst gebildete Menschen lassen sich zuweilen nicht von der Auffassung abbringen, dass an den Vorhersagen von Geburtshoroskopen etwas dran sein könnte. Mit anderen Worten: dass das Sternzeichen, in welchem sich die Sonne zum Zeitpunkt der Geburt befindet, einen Einfluss auf das Wesen eines Menschen hat. 

Astrologie entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage

In Umfragen geben bis zu 40 Prozent der Bevölkerung an, dass sie astrologische Zusammenhänge für möglich halten. Daran ändert wohl auch die Tatsache nichts, dass keine wissenschaftliche Studie je eine Korrelation zwischen kosmischem Geschehen und menschlichem Schicksal aufzeigen konnte. Besonders unplausibel erscheint es, ausgerechnet bestimmten Sternbildern einen Einfluss zu unterstellen. Schließlich handelt es sich um Gruppen von Sternen, die der Mensch allein aufgrund des optischen Eindrucks zu Formationen zusammengefasst hat. Tatsächlich liegen die jeweiligen Himmelskörper völlig unterschiedlich weit von der Erde entfernt und weisen keinerlei Verbindung untereinander auf.

Frau schaut in den nächtlichen Sternenhimmel

Astrologie Steht unser Schicksal in den Sternen?

Der Glaube, dass es eine schicksalhafte Verbindung zwischen dem kosmischen Geschehen und dem Wohl und Wehe einzelner Menschen gibt, ist uralt. Und auch heute noch höchst aktuell. Weshalb?

Aber das ist nur ein nüchterner Blick auf die Himmelsmechanik. Stimmen Astrologinnen und Astrologen zumindest in ihren Vorhersagen überein? Kommen sie untereinander wenigstens zu konsistenten Vermutungen – ob diese nun einen realen Bezug haben oder nicht? Diese Frage hat ein Team der Plattform "Clearer Thinking" in den USA näher untersucht. Studienleiter Spencer Greenberg und sein Kollege André Ferretti erstellten unter Anleitung erfahrener Sterndeuter einen ausführlichen Fragebogen zu Persönlichkeitseigenschaften und ließen diesen von Freiwilligen beantworten. Im Anschluss wählten sie zwölf Personen aus und verwendeten deren Angaben für einen Onlinetest. 

Vermeintliche Experten hätten auch einfach raten können

Die Aufgabe: Astrologinnen und Astrologen sollten die jeweiligen Persönlichkeitsprofile einem von fünf möglichen Sternzeichen zuordnen. Bei durchgehend korrekter Zuordnung hätte ein Sterndeuter also zwölf Punkte erreicht. Insgesamt 152 Astrologie-Fachleute nahmen an dem Test teil. Die Ergebnisse sind aus Sicht ihrer Zunft ziemlich ernüchternd: Die durchschnittliche Anzahl richtiger Antworten lag bei 2,49. Das entspricht genau jener Quote, die ein Zufallsgenerator erreicht hätte.  

Die Selbstwahrnehmung war jedoch eine andere: 51 Prozent der Teilnehmenden waren überzeugt, in mindestens sechs Fällen richtig gelegen zu haben. Eine völlige Überschätzung der eigenen Fähigkeiten also. Mehr noch: Nur selten stimmten die Astrologinnen und Astrologen mit der Auswahl der anderen überein, selbst bei den erfahrensten lag die Übereinstimmung bei weniger als 30 Prozent. Dieses Resultat deute darauf hin, dass die Astrologie weniger standardisiert ist, als man denkt, so Studienautor Greenberg. Anders gesagt: Die meisten deuten nach eigenem Gutdünken. 

Der Himmel von heute ist längst ein anderer

Fix hingegen ist das System der Tierkreiszeichen, auf das sich Sterndeutende beziehen – und das Babylonier vor rund 2500 Jahren ersonnen haben. Problem hierbei: Der Himmel, in dem Astrologen von heute Vergangenheit und Zukunft lesen, ist längst ein anderer als damals. Weil die Ausrichtung der Erdachse schwankt, ändert sich im Laufe der Zeit auch der Himmelsblick von der Erdoberfläche. Die Folge: Wer etwa im Tierkreiszeichen Fische zur Welt gekommen ist, müsste nach heutiger Himmelskonstellation eigentlich ein Wassermann sein. Noch Fragen?