GEO: Sie arbeiten mit Menschen, die behaupten, mit Toten in Kontakt zu treten oder die Zukunft vorherzusehen. Glauben Sie ihnen?
Ich bin Psychiater, kein Parapsychologe. Ich glaube fest, dass meine Probandinnen und Probanden keine Botschaften aus dem Jenseits empfangen. Aber ich bin überzeugt, dass ihre Erfahrungen real sind, und nehme sie sehr ernst.
Ihr Fokus liegt auf Menschen, die Stimmen hören, vermeintlich von Geistern, Engeln oder Dämonen. Warum interessieren Sie sich dafür?
Viele an Schizophrenie Erkrankte hören Stimmen und leiden sehr darunter. Es gibt aber auch gesunde Menschen, die auditive Halluzinationen haben. Nahezu die Hälfte aller Menschen meinen, nach dem Verlust einer geliebten Person noch einmal deren Stimme zu hören. Etwa drei bis fünf Prozent der Bevölkerung kommunizieren sogar regelmäßig mit einer Stimme in ihrem Kopf, ohne krank zu sein oder zu werden. Mein Forschungspartner Albert Powers und ich wollten wissen, wie sie gelernt haben, mit dieser Erfahrung umzugehen. Womöglich ergeben sich daraus Wege, Menschen mit Schizophrenie zu helfen – und herauszufinden, wo die Grenze zum Krankhaften überhaupt verläuft.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, für Ihre Forschung Wahrsager und Medien zu rekrutieren?