Zeid Sinokrot war noch ein Kind, als er die Palmenlauscher in Jordanien zum ersten Mal beobachtete. Mit einem Stethoskop hörten sie das Innere von Dattelpalmen ab wie ein Arzt das Herz eines Patienten. Sie wollten einen Schädling aufspüren, erklärten sie dem Jungen, den Roten Palmrüssler. Langfristig aufhalten konnten sie den Käfer aber nicht. "Nur wenige Menschen haben ein derart geschultes Gehör, dass sie die Larven früh genug erkennen können", sagt Sinokrot, heute 37 Jahre alt. "Sie konnten unmöglich alle Dattelfarmen der Region abhören."
Was Sinokrot in den 1990er-Jahren am Westufer des Jordans sah, hat sich längst zu einer globalen Plage entwickelt. Der Käfer befällt Kokospalmen in Südostasien ebenso wie Dattelplantagen im Nahen Osten und Zierpalmen im Süden Europas. Seine Larven bohren sich in die Pflanzen und zerstören sie von innen. Oft werden sie erst entdeckt, wenn es zu spät ist.
120.000 Palmen hat Palmear nach eigenen Schätzungen gerettet
In Jordanien bedroht der Palmrüssler die Existenz Tausender Arbeiter auf den Dattelfarmen, auch Sinokrots Eltern waren im Dattelgeschäft tätig und litten unter dem Käfer. Während seines Ingenieurstudiums hatte er eine Idee: Er wollte das Palmenlauschen automatisieren: mit Tonaufnahmen aus dem Innern der Pflanze und künstlicher Intelligenz. Sinokrot gründete die Firma Palmear. Sein Team entwickelte eine App, die Larvengeräusche erkennt. "Inzwischen liegt unsere Technologie in etwa neun von zehn Fällen richtig", sagt er.
Dattelfarmer Abu Ahmed im Jordantal war einer der ersten Nutzer. "Seit ich die App benutze, habe ich keine Palme mehr verloren", sagt er und befestigt sein Handy auf dem Palmear-Gerät. Über ein Kabel ist es mit einem Plastikkeil verbunden, in dem eine Nadel steckt. Mit sanften Handschlägen treibt Ahmed die Spitze in den Stamm einer Palme.

Rund eine Minute braucht die KI, um das akustische Innenleben auszuwerten. Die App gibt grünes Licht: Die Palme ist gesund. Bei einem Befall erscheint ein rotes Signal, und der Farmer kann den Schädling gezielt mit Pestiziden bekämpfen. 120.000 Palmen hat Palmear nach eigenen Schätzungen schon gerettet.
Sinokrot will nun auch schwedischen Förstern helfen, die gegen den Borkenkäfer kämpfen. "Unsere Methode funktioniert auch bei allen Schädlingen, die sich in das Innere von Bäumen bohren", sagt Sinokrot. Dafür muss sein Team die KI neu trainieren. "Dann könnten wir Millionen Menschen helfen."