Die Kunst der Auszeit
Termine, Zeitdruck, Informationsflut – selbst im Urlaub. Vielen Menschen wird das „always on“ zu viel. Sie sehnen sich nach einer Auszeit fernab hektischer Touristenmassen, die schnell noch ein Foto von der „Mona Lisa“ erhaschen wollen, nur um sich selbst zu beweisen, dort gewesen zu sein. Und trotzdem nimmt sich bei der Reiseplanung für einen Städtetrip kaum einer die Zeit, auch stille Momente einzuplanen. Zu groß die Sorge, etwas zu verpassen und die freie Zeit nicht sinnvoll zu nutzen.
Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Psychologische Studien zeigen, dass eine zu große Auswahl an Möglichkeiten – sei es bei Sehenswürdigkeiten oder Aktivitäten – Stress verursachen kann. Dieses „Choice Overload“-Phänomen führt dazu, dass Menschen sich schwerer entscheiden können und weniger Zufriedenheit empfinden. Weniger Programmpunkte können daher zu einer erfüllteren Reise führen. Hinzu kommt, dass wir die neuen Eindrücke bewusster wahrnehmen, wenn wir uns Momente der Ruhe und Erholung gönnen. Wer jedoch denkt, dass er deswegen etwas verpassen wird, irrt: Denn stille, weniger besuchte Orte haben durchaus ihren Reiz.
Geheimtipps für Entspannung
Doch wo finden wir diese Oasen der Ruhe in Metropolen wie London oder Rom? Die Antwort lautet: Sie sind zahlreich, man muss nur wissen, wie man sie entdeckt. Stadtparks bieten sich hier oft als naheliegende Lösung an. Früher waren sie, bis zur Industrialisierung, nur der privilegierten Oberschicht zugänglich. Heute jedoch stehen Gärten und Grünanlagen in den meisten Städten offen und erfüllen zahlreiche Funktionen – sei es für Freizeit, Sport, Bildung, Kunst oder, ganz besonders, für die ersehnte Erholung. Ein kurzer Spaziergang hilft oft schon, den Kopf freizubekommen. Aber auch wer sich mit einem Buch auf eine Bank setzt oder einfach dem Rascheln der Blätter lauscht, wird schnell merken, wie er zur Ruhe kommt. Auch barfuß über eine Wiese zu gehen oder für einen Moment die Augen zu schließen, kann dabei helfen, Eindrücke zu verarbeiten.
Entscheidend bei alldem ist, sich bewusst Zeit dafür zu nehmen. Neben der Natur bieten auch Cafés, Dachterrassen oder versteckte Innenhöfe eine wohltuende Auszeit, wie auch Bibliotheken, Museen oder Kirchen. Gerade Gotteshäuser sind perfekte Orte, um innezuhalten – sei es für einen Moment der Einkehr, ein kurzes Gebet oder einfach, um die besondere Atmosphäre und die oft beeindruckende Architektur auf sich wirken zu lassen – auch ohne religiösen Bezug.