Haustiere Autsch! Fünf Gründe, warum Katzen uns manchmal beißen

Katze beißt einem Menschen in die Hand und kratzt
Was sich liebt, das beißt sich?
© Westend61 / Getty Images
Wenn Katzen beißen, irritiert und verwirrt dies viele Halterinnen und Halter. Was hinter den sanften bis überraschenden Beißattacken der Stubentiger steckt

Es ist ein entspannter Abend, die Katze schnurrt zufrieden auf dem Schoß – und plötzlich: Zack, landet ein schneller Biss in der Hand. Ein Moment zwischen Zuneigung und Verwunderung, den jeder Katzenmensch schon einmal erlebt haben dürfte. Doch warum setzen die Samtpfoten beim Kuscheln oder Streicheln manchmal ganz unvermittelt die Zähne ein?

Während dieses Verhalten uns Menschen häufig als plötzlich und grundlos erscheint, ist der vermeintliche "Spontanangriff" für Katzen weit weniger überraschend. Im Gegenteil: Die Tiere kündigen ihre Beißattacken meist durch Signale schon im Voraus an, doch der Mensch übersieht diese oft.

Instinkt: Das Raubtier im Wohnzimmer

Auch wenn viele Katzen sich heutzutage in unseren heimischen Wohnzimmern durchaus wohlfühlen – sie sind und bleiben Jäger. Der Jagdinstinkt ist tief verwurzelt, und den möchten die Tiere ausleben. Da Haus- und Wohnungskatzen ihrer natürlichen Beute oft nicht nachjagen können, suchen sie Alternativen. Das sind manchmal eben unsere Hände oder Füße.

Studien konnten zeigen, dass Bewegungsreize diie Katzen zum Jagdverhalten anregen und der natürliche Jagdinstinkt auf diese Weise im Alltag ausgelebt wird. Viele Fachleuchte halten das "spielerische Beißen" daher für ein Überbleibsel dieses angeborenen Naturtriebs, besonders wenn die Tiere unausgelastet sind oder keinen Artgenossen zum Raufen haben. Das zeigt auch der Unterschied zwischen Freigänger- und reinen Wohnungskatzen: Letztere "ersatzjagen" häufiger Alltagsobjekte oder auch menschliche Hände und Füße.

Liebesbiss: Zuneigung mit Zähnen

Auch wenn es im ersten Moment paradox erscheint: Viele Katzen zeigen ihre Zuneigung durch Bisse, weshalb sie auch Liebesbisse genannt werden. Der Liebesbiss unterscheidet sich in Intensität und Kontext klar von echtem Angriffsverhalten: Die Tiere kneifen sanft mit den Zähnen zu, ohne ernsthaft verletzen zu wollen. Wissenschaftliche Beobachtungen deuten darauf hin, dass solche Bisse Teil des Sozialverhaltens innerhalb von Katzenfamilien sind, wie man es etwa beim gegenseitigen Putzen oder Kuscheln beobachtet. Dieses Verhalten übertragen die Tiere offenbar auch auf Menschen.

Hundeblick: Was Hunde uns mit ihren Blicken sagen wollen
Was Hunde uns mit ihren Blicken sagen wollen

Eine Studie der Universität Oregon kam im Jahr 2019 zu dem Schluss, dass die Beziehung von Katze zu Mensch offenbar der Bindung zwischen Kleinkind und Eltern ähnelt. Knabbern, Köpfchengeben, Schnurren – all diese Gesten sind Ausdruck sozialer Nähe. Insbesondere Katzen, die sich sehr eng an ihr Frauchen oder Herrchen binden, zeigen solche Liebesbisse dem Team um die Verhaltensforscherin Kristyn Vitale zufolge besonders oft.

Reizüberflutung: Wenn Streicheln zu viel wird

Nicht immer ist das Streicheln für die Samtpfoten eine Wohltat – irgendwann kann es auch einfach zu viel sein. Und Katzen sind echte Meister darin, ihre Grenzen zu setzen. Werden sie zu lange oder an unangenehmen Stellen gestreichelt, kann das zu einer "Streicheltoleranzgrenze" führen. Studien zeigen, dass viele Katzen vor dem Biss eindeutige Warnsignale geben – wie Schwanzzucken oder angelegte Ohren –, wir Menschen jedoch diese Art der Körpersprache häufig übersehen und so unbeabsichtigt eine Überreizung verursachen. Der Biss folgt dann als klares Zeichen für "Jetzt reicht’s aber!"

Knabbernde Hunde

Tierverhalten Fünf Gründe, warum Ihr Hund an Ihnen knabbert

Manchen Menschen entfährt dabei ein belustigter Laut, andere empfinden es als unangenehm – wenn ein Hund an seinem Lieblingsmenschen knabbert, ruft dies häufig Irritationen hervor. Doch das Knabbern an Händen oder Armen ist Teil der natürlichen Kommunikation des Tiers. Fünf Situationen – wie das Knabbern gemeint ist und was zu tun ist, wenn es schmerzhaft wird

Interessanter Fakt: Katzen bevorzugen Berührungen am Kopf, an den Wangen und am Kinn. Wer davon abweicht, erhöht laut einer britischen Studie aus dem Jahr 2022 die Wahrscheinlichkeit einer negativen Reaktion – bis hin zum Biss.

Langeweile & Frust: Angriff aus Unterforderung

Auch Katzen brauchen Beschäftigung, sonst suchen sie sich selbst eine – nicht selten auf unliebsame Art und Weise. Fehlt es an Spiel, Beschäftigung oder Zuwendung, kann sich bei den Tieren Frust ansammeln. Einige Katzen lenken diese Energie durch überraschende Angriffe auf ihre Menschen – oft, um Aufmerksamkeit oder ein Spiel zu initiieren, wie Fachleute immer wieder betonen.

Abwechslungsreiches Spielzeug und tägliche Kuschel- und Streicheleinheiten können ein solches Verhalten und damit die Gefahr eines Katzenbisses reduzieren.

Verteidigung: Der Biss als letztes Mittel

Manchmal ist ein Biss schlicht ein Notruf: Fühlt sich eine Katze begrängt oder bedroht, hat vielleicht sogar Schmerzen, dann reagiert sie instinktiv mit Selbstverteidigung und setzt dazu auch ihre scharfen Zähnchen ein. In solchen Fällen ist der Biss oft heftiger und wird von weiteren Stresssignalen begleitet. Zeigt das Tier weitere Symptome und Schmerzverhalten, sollte eine Tierarztpraxis aufgesucht werden.

Entsteht nach einem heftigeren Katzenbiss eine Wunde, empfehlen Medizinerinnen und Mediziner, ebenfalls eine Arztpraxis aufzusuchen. Denn auch wenn der Biss selbst zunächst noch ganz harmlos aussieht und auch sofort gründlich desinfiziert wurde, kann das Areal um die Bissstelle innerhalb von Stunden anschwellen, sich verfärben und pochen. 

"In einem solchen Fall muss sofort ein Arzt aufgesucht werden", sagt Dr. Tina Hölscher, Tierärztin von aktion tier e.V. Der Grund: Katzen beherbergen einen besonders unbekömmlichen Bakteriencocktail in ihrer Maulhöhle. Treibt eine Katze beim Beißen ihre Zähne in die menschliche Haut, gelangen die Krankheitserreger tief hinein in den humanen Organismus. Dort finden sie optimale Wachstumsbedingen vor, und die Keime vermehren sich mit rasender Geschwindigkeit. Das kann sehr schnell gefährlich werden und wird meist chirurgisch sowie mit der Gabe eines Antibiotikums behandelt.