Haustierhaltung Hunde und Katzen sind gut für die geistige Fitness. Andere Haustiere weniger

Ein Mann streichelt seine Katze, sein Hund sitzt daneben
Haustiere sorgen täglich für Routinen und fordern unsere Aufmerksamkeit – nachweislich Faktoren, die unser Gehirn schützen können
© Jaromír Chalabala / Alamy Stock Photos / mauritius images
Forschende haben untersucht, ob und welchen Einfluss Haustiere auf das alternde Gehirn haben. Ergebnis: Hunde und Katzen schützen das Hirn, Fische und Vögel hingegen eher nicht

Wer mit einem Hund, Katze oder Kanarienvogel zusammenlebt, weiß um die kleinen und großen Freuden, die ein tierischer Mitbewohner ins Leben bringt. Doch Haustiere sind nicht nur Seelentröster und Alltagsbegleiter – einige könnten auch einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, wie wir geistig altern.

Eine aktuelle Studie aus der Schweiz, veröffentlicht im renommierten Fachjournal "Nature", liefert nun erstmals Langzeitdaten, die zeigen: Manche Haustiere können den altersbedingten Abbau kognitiver Fähigkeiten messbar verlangsamen. Der positive Effekt gilt unabhängig vom Alter: Sowohl jüngere Senioren als auch Menschen jenseits der 63 profitieren gleichermaßen.

Hund und Katze als "koginitive Bodyguards"

Den Schweizer Forscherinnen und Forschern zufolge sorgen speziell Vierbeiner für einen langsameren Abbau kognitiver Gehirnfunktionen. So erleben Menschen mit Hund oder Katze an ihrer Seite einen signifikant langsameren Abbau ihrer geistigen Fähigkeiten als Menschen ohne Haustier. Besonders auffällig ist der Effekt bei Hundebesitzerinnen und Hundebesitzern: Ihre geistige Leistungsfähigkeit hält demnach überdurchschnittlich lange an. Bei Menschen, die Katzen halten, wurde wiederum festgestellt, dass die Sprachfähigkeit länger erhalten bleiben könnte.

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Was Hunde uns mit ihren Blicken sagen wollen

"Haustierhaltung beeinflusst nachweislich positiv die kognitiven Funktionen und verlangsamt den kognitiven Abbau im höheren Erwachsenenalter", schreibt das Team um Adriana Rostekova in dem Ende Mai veröffentlichten "Nature"-Artikel. Bei Vogel- und Fischbesitzern wären hingegen keine vergleichbaren Vorteile festzustellen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass die tägliche Interaktion und die emotionale Bindung zu Hund oder Katze eine entscheidende Rolle spielen. Hunde fordern Bewegung, sorgen für Routinen und fördern soziale Kontakte – alles Faktoren, die nachweislich das Gehirn schützen können. Katzen wiederum bieten emotionale Nähe und fordern Aufmerksamkeit, was die sprachliche Aktivität und das Erinnerungsvermögen stimulieren könnte.

Die Vorgehensweise

Das Forscherteam aus der Schweiz analysierte Daten von mehr als 16.000 Erwachsenen ab 50 Jahren, die im Rahmen der europäischen Langzeitstudie SHARE zwischen 2004 und 2022 regelmäßig zu ihrer geistigen Leistungsfähigkeit und ihrem Haustierbesitz befragt wurden. Im Fokus standen zwei zentrale Bereiche: die exekutiven Funktionen, gemessen an der Wortflüssigkeit, und das episodische Gedächtnis, also die Fähigkeit, sich an kürzlich Erlebtes zu erinnern.

Die Teilnehmenden wurden je nach Haustierart – Hund, Katze, Vogel oder Fisch – ausgewertet, wobei Personen mit mehreren Tierarten für die artspezifischen Analysen ausgeschlossen wurden. Die Studie berücksichtigt zudem Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsniveau, körperliche Aktivität und chronische Erkrankungen, um die Ergebnisse möglichst präzise zu interpretieren.

Was erwähnt werden muss: Die Ergebnisse der Schweizer Studie beruhen auf Beobachtungsdaten. Das bedeutet, dass nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden kann, dass andere Faktoren – etwa ein insgesamt aktiverer Lebensstil oder bessere Gesundheit – die positiven Effekte mitverursachen. Dennoch wurden viele dieser Einflüsse statistisch berücksichtigt, und der Zusammenhang zwischen Haustierbesitz und kognitivem Schutz bleibt auch nach diesen Korrekturen bestehen. Die Forschenden betonen, dass ihre Ergebnisse keine medizinische Therapie ersetzen, aber wertvolle Impulse für Präventionsstrategien gegen Demenz und kognitiven Abbau liefern könnten.

Wer also mit dem Gedanken spielt, sich einen Hund oder eine Katze ins Haus zu holen, tut nicht nur der Seele, sondern auch dem Kopf etwas Gutes – vorausgesetzt, die Lebensumstände passen und das finanzielle Polster ist groß genug. Und auch wenn die Forschenden bei Vögeln und Fischen keine vergleichbaren Belege für einen kognitiven Nutzen gefunden haben, so konnten vergangene Studien doch bereits zeigen, dass auch die Vogelbeobachtung zumindest eine therapeutische Wirkung haben und das Lauschen von Vogelstimmen nachweislich Ängste lindern kann.