Wissenschaft Auf den Hund gekommen! Die erstaunlichen Erkenntnisse der Vierbeiner-Forschung

Ein Hund versucht einen Ball zu fangen
Mischling Max ist einer von mehr als 45.000 Hunden, die bei "Darwin's Dogs" registriert sind. Das US-Forschungsprojekt ergründet Genetik und Verhalten von Haustieren 
 
© M. Scott Brauer / Redux / Laif
Lange hat die Wissenschaft Haushunde kaum beachtet. Jetzt entdeckt sie in ihnen ein perfektes Modell, um Krankheiten, das Altern und Fragen zur Entwicklung der Menschheit zu erforschen

Fast hätte ich über diese Recherche meine beste Freundin vergessen. Betty, acht Jahre alt, Border-Collie-Hündin. Stunden hat sie still unterm Schreibtisch gelegen. Jetzt stupst Bettys Schnauze meine Hand, bis ich Richtung Küche laufe. Essenzeit.

Seit schätzungsweise 30.000 Jahren begleiten Hunde und Menschen einander. Durch die lange Geschichte ihrer Domestikation haben die Tiere verblüffende Fähigkeiten erlangt. Sie können, was eigentlich Mitmenschen vorbehalten scheint. Hunde nehmen unsere Stimmungen wahr, spiegeln unsere Ängste, können unsere Mimik und Gesten lesen, unsere Sprache verstehen. Umgekehrt kommunizieren sie auch mit uns. In der Küche setzt sich Betty vor ihren Napf und sucht meinen Blick. Dann lässt sie ihre Augen zum Futtersack schweifen. 

Hunde haben eine besondere ökologische Nische erobert: den menschlichen Haushalt. Sie leben und altern mit uns. Teilen unsere Gewohnheiten, nicht selten Sofa, Bett und Essen. In der Wissenschaft galten Haushunde deshalb lange als verweichlichte Wölfe – und als minderwertige Forschungsobjekte. Doch vor einigen Jahren hat sich der Wind gedreht. Gerade die Nähe des Hundes zum Menschen befeuert heute die Forschung. Die Haustiere gelten als das neue Modell schlechthin, um Menschheitsfragen zu verhandeln.