Hunde gelten als die besten Freunde des Menschen – nicht ohne Grund. Eine aktuelle Studie von Forschenden des Wolf Science Centers in Österreich, der Veterinärmedizinischen Universität Wien sowie der Universität Zürich liefert nun den bislang deutlichsten Nachweis dafür, dass Hunde mit uns Menschen situationselastisch kommunizieren – also klug und durchdacht reagieren, je nachdem, mit wem die Vierbeiner interagieren und in welcher Situation sie sich gerade befinden.
Hunde passen dem Forschungsteam zufolge ihre Kommunikationsstrategien gezielt an die jeweilige Situation und das Wissen ihres menschlichen Gegenübers an – ein weiteres Indiz für die erstaunliche soziale und emotionale Intelligenz der Vierbeiner.
Hunde vermitteln Wissen ganz bewusst
Im Rahmen der Untersuchung wurden 21 Mischlings- und Rassehunde vor eine spannende Aufgabe gestellt: Eine Forscherin versteckte Wurst in einer von drei Kisten, die für die Hunde unerreichbar waren. Die Tiere konnten dabei zusehen, während ihre Besitzerinnen nur in der Hälfte der Fälle anwesend waren.
Das Ergebnis: Die Hunde zeigten den unwissenden Besitzerinnen dreimal so häufig, wo die Wurst versteckt war, wie denjenigen, die bereits Bescheid wussten. Sie nutzten dabei verschiedene Signale – vom Anstupsen mit der Nase bis zum gezielten Blickkontakt und dem Hinlaufen zur richtigen Kiste.
Die Konkurrenz wird kommunikativ ausgetrickst
In einem weiteren Versuch wurde das Verhalten der Hunde gegenüber fremden Personen getestet. Hier unterschieden die Tiere klar zwischen einer "kooperativen" Person, die ihnen zuvor Futter gegeben hatte, und einer "konkurrierenden" Person, die das Futter selbst gegessen hatte. Die Hunde zeigten der kooperativen Person deutlich häufiger, wo die Wurst versteckt war, und vermieden es sogar, die richtige Kiste auch nur anzusehen, wenn die konkurrierende Person im Raum war.
Die Forscherinnen schlussfolgern: Das Zeigeverhalten der Hunde geht weit über ein bloßes Signalisieren hinaus – es handelt sich um bewusste Kommunikation, die darauf abzielt, das Verhalten des Menschen gezielt zu beeinflussen.
Die Vierbeiner berücksichtigen beim Interagieren also den Wissensstand des Menschen und die daraus resultierende, vorhersehbare Reaktion. "Hunde können demnach den Informationswert ihrer Handlungen verstehen", erklärt Marianne Heberlein vom Wolf Science Center im österreichischen Ernstbrunn in der Fachzeitschrift "Frontiers in Psychology".
Mehr als nur Reflexe und Instinkt
Die Ergebnisse der Studie belegen eindrucksvoll, dass Hunde keineswegs nur instinktiv oder reflexhaft auf Menschen reagieren, sondern ihre Kommunikationsformen situationsabhängig einsetzen. Die Vierbeiner berücksichtigen dabei, was ihr Gegenüber weiß oder nicht weiß, und passen ihr Verhalten entsprechend an. Damit rücken Hunde noch näher an den Menschen heran – nicht nur als Begleiter, sondern als gewiefte Kommunikationspartner.

Weitere Studien
Die neue Studie reiht sich ein in eine Vielzahl von Forschungsarbeiten, die die außergewöhnlichen kommunikativen Fähigkeiten von Hunden belegen. Das klarste Beispiel ist wohl der berühmte Hundeblick, der in den letzten Jahren auch immer wieder Forschungsthema wissenschaftlicher Untersuchungen gewesen ist.
Studien zeigen: Hunde setzen ihren berühmten Hundeblick ausgesprochen clever ein, um bei Menschen ganz gezielt bestimmte Reaktionen hervorzurufen. Das typische Anheben der Augenbrauen, der schiefgelegte Kopf und die großen Augen bewirken beim Menschen eine Ausschüttung von Oxytocin – dem sogenannten Bindungshormon, das emotionale Nähe und Fürsorge fördert. Hunde nutzen diese Wirkung durchaus bewusst. Sie stellen den Hundeblick besonders dann zur Schau, wenn sie Zuwendung, Futter oder Aufmerksamkeit einfordern möchten, und zwar bevorzugt dann, wenn ihre bisherigen Versuche – etwa durch Bellen – nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben.
Und Forschende des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie konnten kürzlich nachweisen, dass Hunde nicht nur auf einfache Zeigegesten reagieren, sondern auch deren referentiellen Charakter verstehen: Sie erkennen, dass der Mensch mit einer Geste gezielt auf etwas Bestimmtes aufmerksam machen möchte – besonders effektiv bei einer Kombination aus Handzeichen und direktem Blickkontakt.
Darüber hinaus wurde belegt, dass Hunde auch andere Formen menschlicher Kommunikation wie Worte, symbolische Zeichen oder Blickrichtungen deuten können. Sie sind in der Lage, selbst aktiv die Aufmerksamkeit des Menschen zu suchen, etwa durch Blickkontakt oder bestimmte Lautäußerungen, und initiieren so den kommunikativen Austausch.
All diese Belege verdeutlichen eindrucksvoll, dass Hunde Meister darin sind, ihr Wesen gezielt einzusetzen und so auf trickreiche Weise zu kommunizieren – ein Verhalten, das nicht nur niedlich wirkt, sondern auch ihre beeindruckende soziale Intelligenz unterstreicht.