Verhaltensforschung Warum Katzen am liebsten auf der linken Seite schlafen

Getigerte Katze schläft auf der linken Seite
Psst! Katzen bevorzugen beim Schlafen klar ihre linke Seite. Ihr Schmusetiger auch?
© Thorsten Frisch / Getty Images
Katzen schlafen bis zu 16 Stunden am Tag – und am liebsten auf ihrer linken Seite, wie eine Studie herausgefunden hat. So könnten sie schneller auf Gefahren reagieren

Sooo müde: Zwölf bis 16 Stunden verbringen Katzen am Tag mit Schlafen. Evolutionär gesehen ist das ein Nachteil, schließlich sind Tiere dann am verwundbarsten – und Katzen befinden sich immerhin mehr als Hälfte ihres Lebens in diesem Zustand. Womöglich ist das der Grund dafür, was Forschende jetzt herausgefunden haben: Katzen haben ganz klar eine Lieblingsposition beim Schlafen. Sie sind Linksschläfer. 

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Die Studie muss dem internationalen Team, angeführt von der Universität Bari Aldo Moro in Italien, der Ruhr-Universität Bochum und der Medical School Hamburg, viel Spaß gemacht haben. Denn die Forschenden schauten sich dafür stundenlang Cat-Content auf Youtube an: In 408 Videos analysierten sie den Schlaf von Katzen. Nur Originalvideos verwendeten sie dafür, kein professionell gedrehtes oder modifiziertes Material. So konnten sie herausfinden: Zwei Drittel aller Katzen schlafen am liebsten auf der linken Schulter, die Beine in dieselbe Richtung gedreht.

Es gibt viele Seitenpräferenzen im Tierreich: Elefanten führen ihren Rüssel entweder links- oder rechtsherum zum Maul. Buckelwale drehen sich auf eine bevorzugte Seite, wenn sie den Meeresboden nach Futter abstreifen. Oktopusse haben einen Lieblingstentakel, mit dem sie Objekte greifen. Viele Frösche sind Rechtsfüßer, die meisten Papageien dagegen nutzen am liebsten ihre linke Kralle.

Der Grund für solche Seitenpräferenzen liegt im Gehirn: Sie treten auf, wenn die beiden Hirnhälften je für verschiedene Aufgaben zuständig sind. So müssen nicht alle Informationen von beiden Hälften gleichermaßen verarbeitet werden, es lässt sich besser multitasken. "Asymmetrien im Verhalten können Vorteile haben, weil die beiden Hirnhälften auf unterschiedliche Dinge spezialisiert sind", sagt Onur Güntürkün von der Ruhr-Universität Bochum, Mitautor der Studie.

Bekannt war bereits, dass Katzen – so wie Hunde –, eine bevorzugte Tatze besitzen: Sie sind entweder Links- oder Rechtspföter, zu etwa gleichen Teilen. Interessanterweise orientiert sich die Schlafseite aber nicht daran, sondern die meisten Katzen in der Studie ruhten lieber auf der linken Seite. Die Forschenden vermuten: Linksschlafende Katzen nehmen ihre Umgebung beim Aufwachen auch mit der linken Hälfte ihres Sehfelds wahr, das in der rechten Gehirnhälfte verarbeitet wird. Und die ist zuständig dafür, Gefahren zu erkennen und Bewegungen zu koordinieren. Schleicht sich nun ein Feind an, oder auch arglose Beute, und die Katze wacht auf, gelangt der Reiz direkt in die rechte Hirnhälfte. Die Katze kann schneller reagieren, flüchten oder dem Störenfried eins mit der Tatze verpassen. Da macht es auch weniger, wenn sie den Tag ansonsten am liebsten verschläft.