Katzenforschung Ein Schnurren sagt mehr als tausend Worte

Eine Nahaufnahme einer Katze
Was sie sagen möchte? Wissen wir nicht. Aber: Das Schnurren einer Katze erfüllt andere Funktionen als ihr Miauen
© Aleksei Patsuk / Adobe Stock
Schnurren Hauskatzen, behauptet eine neue Studie, verraten sie viel über ihre Identität: mehr als durch ein Miauen. Warum ist das so? 

Ihren Job möchte man haben! Forschende haben 276 Miaulaute und 557 Schnurrgeräusche analysiert. Der Grund? Nicht (nur) die eigene Katzenliebe, sondern wissenschaftliche Neugier. Im Gegensatz zum Schnurren richtet sich ein Katzenmiau nämlich nicht an Artgenossen, sondern an Menschen. Und diese haben gehörig Einfluss genommen auf die Art und Weise, wie Katzen miauen.

Zugegeben: So flauschig sie klingen mag, so kühl war die Methodik der Forschenden. Sie arbeiten an der Universität Neapel Federico II und am Museum für Naturkunde Berlin. Letzteres stellte sein Tierstimmenarchiv zu Verfügung, und das Team nutzte eine automatische Stimmerkennung. Die war eigentlich für die Menschenstimmen entwickelt worden, konnte auch zuverlässig feine Unterschiede in Katzenlauten ausmachen. 

Die Forschenden stellten eine simple Frage: Wie zuverlässig kann ein Computer allein anhand des Klangs jede Lautäußerung dem richtigen Individuum zuordnen? 

Die Antwort: Es klappt beim Schnurren und beim Miauen. Aber Schnurrlaute eignen sich deutlich besser. "Jede Katze in unserer Studie hatte ihr eigenes, charakteristisches Schnurren", sagt Anja Schild, eine der Studienautor*innen. "Schnurren tritt häufig in entspannten Situationen auf, etwa beim Streicheln oder engem Kontakt mit einer vertrauten Person. Auch dient es schon kurz nach der Geburt der Kommunikation zwischen Katzenmutter und Kitten. Miauen hingegen ist berühmt für seine Vielseitigkeit."

Katzen miauen besonders häufig, wenn sie mit Menschen in Kontakt treten wollen. Wenn sie Futter brauchen oder Aufmerksamkeit. Wenn sie gestreichelt werden und um zu meckern. Diese Flexibilität spiegele sich in den akustischen Daten wider: Schnurren konnte der Computer deutlich genauer einzelnen Katzen zuweisen (84,6 Prozent) als Miauen (63,2 Prozent). Außerdem enthielten Schnurrlaute im Schnitt mehr davon, was die Software als Informationengehalt wahrnimmt, 4,47 Bit im Vergleich zu 2,65 Bit. 

Die Forschenden verglichen die Miaulaute mit jenen von fünf Wildkatzenarten. Und gelangten dabei zu einem eindeutigen Ergebnis: Falbkatze, Europäische Wildkatze, Rohrkatze, Gepard und Puma – sie alle miauten weit weniger variantenreich als die domestizierten Tiere. 

Aus evolutionärer Perspektive ergibt das Sinn. "Das Leben mit Menschen, die sich in Routinen, Erwartungen und Reaktionen stark unterscheiden, hat vermutlich Katzen begünstigt, die ihre Miaus flexibel anpassen konnten", sagt Bioakustikerin Mirjam Knörnschild, die als Seniorautorin an der Studie beteiligt war. "Unsere Ergebnisse stützen die Idee, dass sich Miaus zu einem hochgradig anpassungsfähigen Werkzeug entwickelt haben, um das Leben in einer vom Menschen geprägten Welt auszuhandeln."