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Verhaltensstudie Hitze lässt Hunde öfter beißen

Höhere Ozonwerte scheinen bei Hunden die Aggressivität zu erhöhen, darauf weist eine neue Studie aus Harvard hin
Höhere Ozonwerte scheinen bei Hunden die Aggressivität zu erhöhen, darauf weist eine neue Studie aus Harvard hin
© Art_man / Adobe Stock
Eine aktuelle Studie findet einen Zusammenhang zwischen der Tagestemperatur und der Aggressivität von Hunden. Auch andere Umwelteinflüsse wie Ozon und UV-Strahlung scheinen die Vierbeiner angriffslustiger werden zu lassen. Und nicht nur sie

Jedes Jahr erleiden zwischen 30.000 und 50.000 Menschen in Deutschland Verletzungen durch Tierbisse. Dabei gehen bis zu 80 Prozent der Attacken auf das Konto von Hunden. Welcher Vierbeiner wann genau in Rage gerät und zuschnappt, kann freilich viele Gründe haben: Erziehung, Geschlecht, Rasse spielen ebenso eine Rolle wie die Vertrautheit im Umgang mit Hunden, die jeweilige Situation – fühlt sich das Tier bedroht, gestresst, in die Enge gedrängt? Nun haben Forschende aus den USA herausgefunden: Offenbar treiben auch etliche Umwelteinflüsse wie Hitze, hohe Ozon- und UV-Werte Hunde dazu, öfter zu beißen.

Für ihre im Fachjournal "Scientific Reports" veröffentlichte Studie werteten Clas Linnman, Tanujit Dey und Antonella Zanobetti aus Harvard Daten zu Hundeattacken aus acht US-Städten aus – Dallas, Houston, Baltimore, Baton Rouge, Chicago, Louisville, Los Angeles und New York City. Insgesamt handelte es sich um 69.525 gemeldete Bisse, was einem Durschnitt von rund drei Vorfällen pro Tag entspricht.

Die Forschenden verglichen die Anzahl der täglich gemeldeten Bisse über einen Zeitraum von zehn Jahren (2009 bis 2018) mit der jeweiligen Tageshöchsttemperatur, der Niederschlagsmenge sowie Werten zu Ozon, Feinstaub und UV-Strahlung. Dabei stellten sie fest: Zwar ging die Häufigkeit von Hundebissen an Tagen mit höheren Niederschlagsmengen leicht zurück (um ein Prozent), Feinstaub hatte keinen Effekt. Doch an sonnigen Tagen mit höheren UV-Werten nahm die Anzahl der Hundebisse um elf Prozent zu, an heißeren Tagen um vier Prozent und bei höheren Konzentrationen von Ozon um drei Prozent.

Auch Menschen werden bei Hitze aggressiver

Den erstaunlichen Anstieg der Angriffslust erklären die Autoren unter anderem mit komplexen chemischen Reaktionen, die im Körper der Tiere ablaufen, und verweisen auf Studien an Menschen, Ratten und Mäusen. So löst etwa Ozon, eine hoch reaktive Verbindung, oxidativen Stress in den Atemwegen aus und beeinträchtigt die Funktionsleistung der Lunge. Bei Menschen führt der Stoff dazu, dass mehrere Botenstoffe freigesetzt werden, die im Zusammenhang mit Stressreaktionen stehen. Bei Ratten ruft Ozon eine Erhöhung verschiedener Neurotransmitter hervor, die den Gehirnstoffwechsel beeinflussen.

Da sich die neuronalen Schaltkreise für aggressives Verhalten bei allen Säugetieren ähneln, spekulieren die Forschenden aus Harvard, dass vergleichbare Prozesse ebenso im Körper von Hunden stattfinden. Auch die aggressionssteigernde Wirkung der UV-Strahlung steht im Einklang mit neueren Studien an Mäusen und Homo sapiens. Und ein Zusammenhang zwischen höheren Temperaturen, Luftschadstoffbelastung und menschlicher Aggression ist offenbar ebenfalls gut durch Zeitreihenanalysen von Luftqualitäts- und Strafregisterdaten belegt.

Clas Linnman und seine Kollegen betonen aber, dass die in Ihrer Studie ausgewerteten Daten keine Informationen über andere Faktoren enthielten, die das Risiko eines Hundebisses beeinflussen können, also etwa über die Rasse, das Geschlecht, darüber, ob der Hund kastriert war, oder, inwieweit die Gebissenen den Hund kannten oder nicht. Und so legen die Forschenden nahe, dass es weiterer Studien bedarf, um ihre Befunde zu erhärten.

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