Orcas in der belgischen Nordsee? Extrem selten, aber nicht ausgeschlossen. Eigentlich durchschwimmen die Schwertwale unter anderem den Nordpazifik, den Nordatlantik und die Polarmeere, sind in Europa vor allem vor Norwegen, Island und Grönland oder weiter südlich vor der spanischen Küste anzutreffen. Dass sich aber durchaus auch Tiere in die südliche Nordsee verirren können, zeigt jetzt ein Fall aus Belgien.
Laut der belgischen Nachrichtenagentur Belga war dort am Sonntagmorgen ein Orca gesichtet worden, der entlang der Küste in Richtung Frankreich schwamm. Obwohl Schwertwale meist in Küstennähe leben, kam der Wal in der belgischen Nordsee dem Ufer offenbar gefährlich nahe.
Obduktion des Orcas soll Todesursache klären
Helfende versuchten deshalb, ihn mit einem Rettungsboot zu ermutigen, wieder weiter aufs Meer hinauszuschwimmen. Doch die Bemühungen waren vergeblich: Am Nachmittag wurde der Orca am Strand des Ferienortes De Panne angespült. Kurze Zeit später starb er dort.
Schwertwale verirren sich selten in die südliche Nordsee
Warum sich der Schwertwal der Küste näherte, ist noch unklar. Nach Angaben des Königlich Belgischen Instituts für Naturwissenschaften sah der Schwertwal sehr mager aus, was auf einen schlechten Gesundheitszustand hindeuten könnte. Äußere Verletzungen oder Brüche seien nicht festgestellt worden. Eine Obduktion des Tieres ist für den heutigen Montag geplant.
Dass sich Orcas in die südliche Nordsee verirren, sei äußerst ungewöhnlich, hieß es. Zwar sei schon einmal ein Schwertwal an einem belgischen Strand gestrandet – dieser Vorfall ereignete sich allerdings bereits im Jahr 1850 und liegt ganze 173 Jahre zurück. Etwas weiter nördlich war im vergangenen Oktober aber ein Orca an der niederländischen Nordseeküste gestrandet.
Für Aufsehen sorgten Orcas zuletzt vor allem vor den Küsten Spaniens und Portugals. Dort griffen Schwertwale sogar Boote an, wie im Juli die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Segelregatta Copa del Rey auf Mallorca. Nach Aufzeichnungen der Organisation GT Orca Atlántica (GTOA) ereigneten sich die Zusammenstöße vor allem in der Straße von Gibraltar. Obwohl immer wieder von "Angriffen" gesprochen wird, ziehen es die Forschenden vor, von "Interaktionen" zu sprechen, da die genaue Ursache der Vorfälle nicht bekannt ist. Manche, wie der Präsident der Umweltschutzorganisation Circe, Renaud de Stephanis, sind überzeugt, dass die Tiere nur spielen wollen.