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Tierversuche Keine Verwendung: 2021 wurden 2,5 Millionen "Überschusstiere" getötet

Gentechnisch veränderte Mäuse landen oft im Müll, wenn sie nicht die gewünschten Veränderungen aufweisen
Gentechnisch veränderte Mäuse landen oft im Müll, wenn sie nicht die gewünschten Veränderungen aufweisen
© filin174 / Adobe Stock
Neben den Tieren, die in Experimenten sterben, werden jedes Jahr auch Tiere getötet, für die es keine Verwendung gibt. Und das sind noch einmal so viele. Der Tierschutzbund ist "entsetzt"

Jahr für Jahr sterben in deutschen Laboren Millionen Tiere bei wissenschaftlichen Versuchen. Nach den neuesten, vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) veröffentlichten Zahlen wurden 2021 mehr als 2,5 Millionen Tiere für wissenschaftliche Zwecke getötet. Damit ist der Trend leicht rückläufig, wie das BfR unterstreicht.

"Entsetzt" ist man dagegen beim Deutschen Tierschutzbund. Denn in der Statistik werden neuerdings auch Tiere erfasst, die zwar für Versuchszwecke gezüchtet, aber nie eingesetzt – und trotzdem getötet wurden. Eine wichtige Neuerung, denn die Zahlen zeigen: Mehr als die Hälfte aller im Jahr 2021 getöteten Tiere waren so genannte Überschusstiere, für die es einfach keine Verwendung gab.

Demnach starben im Jahr 2021 in deutschen Laboren insgesamt 5.058.167 Tiere, von denen 2.554.560 nie in einem Experiment eingesetzt wurden.

"Die diesjährigen Zahlen bestätigen unsere schlimmsten Befürchtungen", sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, in einer Pressemitteilung. "Für die deutschen Labore sterben weit mehr Tiere als bislang kommuniziert wurden." 2,5 Millionen Tiere seien für die Tierversuchsindustrie reine Wegwerfware.

Die Hälfte aller getöteten Tiere stirbt, ohne je in einem Versuch eingesetzt worden zu sein

Problematisch ist das aus Sicht der Tierschützer nicht nur, weil die bisherige Berichterstattung über tote Tiere in der Forschung offenbar unvollständig war. Das Töten von so genannten Überschusstieren sei "eindeutig tierschutzwidrig", kommentiert Thomas Schröder.

Als "überschüssig" galten demnach vor allem Mäuse (86 Prozent), gefolgt von Zebrafischen (12 Prozent). Getötet wurden aber auch 2237 Haushühner, 95 Rinder und 81 Kaninchen. Bei den Mäusen sind vor allem gentechnisch veränderte Tiere betroffen, die nicht die gewünschten genetischen Eigenschaften aufwiesen. Getötet wurden aber auch Tiere, die beispielsweise zu alt für einen geplanten Versuch waren, oder das "falsche" Geschlecht hatten.

Die Zahlen sollen ab sofort jährlich bekanntgegeben werden. "Mit der Veröffentlichung dieser Zahlen nimmt Deutschland eine Vorreiterrolle innerhalb Europas ein und schafft damit mehr Transparenz zu Tierversuchen", sagt BfR-Präsident Andreas Hensel laut einer Pressemitteilung. Versuchstierhalter und -züchter hätten alle verhältnismäßigen Mittel zu ergreifen, um die Erzeugung dieser "überzähligen" Tiere zu verhindern.

EU-weit wurden "Überschusstiere" erstmals für das Meldejahr 2017 an die EU-Kommission berichtet. Vorgesehen ist eine Veröffentlichung alle fünf Jahre.

"Wir fordern schon seit Jahren eine Gesamtstrategie für einen Ausstieg aus Tierversuchen mit konkreten Schritten", sagt Thomas Schröder vom Deutschen Tierschutzbund. Moderne tierversuchsfreie Methoden könnten die leidvollen und fragwürdigen Versuche längst ersetzen. Sie müssten nur endlich stärker gefördert werden – wie im Koalitionsvertrag von der Bundesregierung versprochen.

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