In deutschen Laboren sterben jedes Jahr Millionen von Tieren. Viele von ihnen in besonders grausamen und sinnlosen Versuchen, wie Tierversuchsgegner kritisieren. Der Negativpreis "Herz aus Stein" des Vereins Ärzte gegen Tierversuche geht in diesem Jahr an die Universität Düsseldorf.
"Forscher der Poliklinik für zahnärztliche Chirurgie des Universitätsklinikums Düsseldorf zogen Beagle-Hunden jeweils 10 Zähne und frästen Löcher in ihre Kiefer", heißt es in der Pressemitteilung der Ärzte gegen Tierversuche. "In einer zweiten Operation wurden zwei weitere Zähne gezogen und Teilstücke dieser Zähne in die zuvor gefrästen Löcher eingelegt. In einer dritten Operation wurden dann Titanimplantate in die im Kiefer eingewachsenen Zahnstücke geschraubt. Drei Wochen danach wurden die Hunde getötet."
In dem Versuch starben insgesamt vier etwa einjährige Hunde. Ziel der Studie war, herauszufinden, ob sich Zähne als Aufbaumaterial für Knochen eignen.
"Diese Versuche sind nicht nur grausam, sondern aus vielfachen Gründen auch völlig absurd", kommentiert die Tierärztin Gaby Neumann, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche. "Hunde sind in der Lage, ganze Knochen durchzubeißen oder Teile aus ihrer Beute zu reißen. Dabei wirken ganz andere Kräfte als bei der Ernährung des Menschen." Es gebe gravierende Unterschiede bezüglich der Art des Gebisses sowie des Aufbaus von Kiefer, Knochen und Muskulatur, so Neumann.

Neben den Beagle-Versuchen der Düsseldorfer Poliklinik standen vier weitere Institute zur Wahl.
An der Ruhr-Universität Bochum wurde Mäusen das Rückenmark gequetscht, an der Uniklinik Bonn wurden Mäuse und Wüstenrennmäuse mit Parasiten infiziert, am Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit Greifswald/Insel Riems wurden Schafe mit Pockenviren angesteckt. Am Universitätsklinikum Würzburg schließlich wurde Mäusen die Kopfhaut aufgeschnitten, um dann ein Gewicht auf ihren Kopf fallen zu lassen – für die Traumaforschung. Die Versuchsbeschreibungen sind in der Datenbank des Vereins öffentlich zugänglich.
In einer Stellungnahme, die GEO.de vorliegt, erklärt das an der "prämierten" Studie beteiligte Forscherteam, das Fressverhalten der Tiere sei "zu keinem Zeitpunkt beeinträchtigt" gewesen. "Der Erkenntnisgewinn aus dieser Untersuchung hatte eine erhebliche klinische Relevanz, welche von der nationalen und internationalen Fachpresse entsprechend gewürdigt wurde." Von der möglichen Anwendung in der Praxis "könnten zukünftig zahlreiche PatientInnen profitieren".