Der Klassiker im Sommer: Kaum sitzt man gemütlich bei Kaffee und Kuchen, Eis und süßen Früchten, surrt es am Tisch. Mit wedelnden Flugbewegungen checken Wespen, wo es etwas zu naschen gibt. Denn Süßes zieht die gelb-schwarzen Hautflügler magisch an.
Die Folge sind oft schmerzhafte oder sogar gefährliche Auseinandersetzungen. Etwa, wenn die Insekten aus Versehen mit einem leckeren Bissen in den Mund geschoben werden – und zustechen. Oder wenn sie sich von aufgebrachten Zweibeinern in die Enge getrieben fühlen und zur Wehr setzen.
"Wespen sind grundsätzlich nicht aggressiv, Bienen auch nicht", sagt Giovanni Galizia, Professor für Neurobiologie und Zoologie an der Universität Konstanz. "Beide stechen nur, wenn sie sich gestört und bedroht fühlen. Etwa, weil man sich viel zu hektisch bewegt, sodass sie denken, da ist ein Feind." Aber beide, Bienen und Wespen, gehen laut Galizia eigentlich Konflikten aus dem Weg.
Warum sehen wir derzeit so viele Wespen?
Das entspreche ihrem Lebenszyklus, erläutert Galizia. Die große Zeit der Wespen fange bereits im Juni an, noch mehr seien es dann im August und September. Dann bereiten sich die Tiere auch schon auf die neue Saison vor. "Die Königin fürs nächste Jahr muss sich gut anfuttern. Die Zeit, wenn wir unsere Feste im Freien feiern, ist daher auch die Zeit, in der Wespen ihre Nahrung suchen."

Fachleute raten bei Konfrontationen zu Besonnenheit. Denn alle Wespenarten sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Und selbst für ihre Umsiedelung braucht es einen triftigen Grund. Und wer im Umgang mit Wespen ein paar Grundregeln beachtet, muss keine Konflikte mit den Insekten fürchten.
Nur zwei von 700 Wespenarten nerven Menschen
Wespe ist übrigens nicht gleich Wespe: Nur zwei der etwa 700 in Deutschland heimischen Wespenarten werden am Frühstücks- oder Kaffeetisch lästig: die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe – zum Nachteil der harmlosen Verwandtschaft, etwa Hornissen oder Langkopfwespen, die im Freien, in Büschen oder unter Vordächern nisten. Ihre Nester werden oft völlig unnötig entfernt oder ausgeräuchert.
Die 6 wichtigsten Tipps für den Umgang mit Wespen:
- Ruhig bleiben! Wespen stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Vermeiden Sie also heftige Bewegungen. Schieben Sie die Tiere lieber ruhig mit der Hand oder einem Blatt Papier weg.
- Auch auf das Wegpusten sollten Sie verzichten. Denn das im Atem enthaltene Kohlendioxid ist für Wespen ein Alarmsignal.
- Decken Sie Nahrungsmittel im Freien ab, und räumen Sie Reste weg.
- Halten Sie Kindermünder und -hände möglichst sauber.
- Leider fliegen Wespen auch auf andere intensive Düfte, wie etwa Parfüms, Cremes oder Möbelpolitur. Und auf bunte Kleidung. Vermeiden Sie nach Möglichkeit Buntes und stark Duftendes.
- Wenn doch einmal eine Wespe zugestochen hat: Schmerz und Schwellung lindert zuverlässig eine halbierte Zwiebel, auf die Einstichstelle gedrückt.
Einige der oft propagierten Hausmittel dagegen sehen Experten und Expertinnen skeptisch. Zum Beispiel braune Papiertüten, verkehrt herum aufgehängt. Die sollen Wespen angeblich für das Nest eines fremden Wespen- oder Hornissenvolks halten – und meiden. "Ich glaube, da unterschätzt man die Fähigkeiten der Wespen", sagt der Biologe Alf Piller. "Sie nehmen nämlich wahr, ob in der Tüte etwas vibriert und summt." Zudem ließen sich nicht alle Wespenarten von Nestern anderer Völker abschrecken.
Mehr Tipps für den Umgang mit Wespen und ihren Nestern gibt es beim Nabu: www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/hautfluegler/wespen-und-hornissen/02624.html
Mit Material der dpa