Es gibt immer weniger Insektenarten in Deutschland. Doch es kommen auch neue hinzu. Nun gelang hierzulande erstmals der Nachweis der Orientalischen Hornisse. Die Spezies kommt ursprünglich in Asien, Nordafrika und Südosteuropa vor und ist schon in andere Länder Mitteleuropas vorgedrungen.
Die Entdeckung gelang eher zufällig: Eine Mannheimer Nutzerin des Citizen-Science-Projekts Nabu-Naturgucker.de hatte das Foto als Nachweis einer Asiatischen Hornisse (Vespa velutina) hochgeladen. Beim Auswerten der Meldungen zeigte sich: Es handelt sich um eine andere Spezies, die Orientalische Hornisse (Vespa orientalis). Das Foto gilt nun als erster Nachweis dieser Art in Deutschland.
Ob und welche Konsequenzen ihr Auftreten für die heimische Fauna haben wird, könne man noch nicht einschätzen, sagt Nabu-Insektenexpertin Laura Breitkreuz laut einer Presseerklärung. "Das wird erst die Zeit zeigen – wie bei allen neuen gebietsfremden Arten."
Gefahr für die heimische Fauna noch ungewiss
Viele dieser Arten seien für die heimische Artenvielfalt völlig harmlos. Andere können auch Schäden anrichten. Die Asiatische Hornisse etwa ist dafür bekannt, dass ihr Beutespektrum auch Honig- und Wildbienen umfasst. Die Art wurde schon 2014 in Deutschland nachgewiesen, und Fachleute rechnen damit, dass sie sich trotz intensiver Bekämpfung weiter ausbreiten wird. Genetischen Untersuchungen zufolge stammen alle bislang in Europa nachgewiesenen Asiatischen Hornissen von einer einzigen Königin ab, die 2004 unbemerkt mit Handelsware aus China nach Frankreich gelangt sein muss.
Ob die Asiatische und die Orientalische Hornisse die heimische Artenvielfalt negativ – oder gar positiv – beeinflussen, muss sich gleichwohl noch zeigen. "Bislang liegen zu wenige wissenschaftliche Untersuchungen vor, um Biodiversitätsschäden durch die Asiatische Hornisse sicher abschätzen zu können", heißt es auf der Seite des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES).
Naturfreunden rät Nabu-Expertin Laura Breitkreuz, die Tiere nicht zu jagen oder zu bedrängen – und sie stattdessen zu beobachten und zu fotografieren. Denn oft würden heimische Arten mit anderen verwechselt und irrtümlich getötet. Das bekomme die heimische Hornisse "wegen der Panik vor der Asiatischen Hornisse" schon zu spüren.
Menschen brauchen sich jedenfalls vor der Orientalischen Hornisse nicht zu fürchten. Sie ist – genau wie unsere heimische Hornisse – von Natur aus sehr friedfertig und greift Menschen niemals grundlos an, wie das LAVES informiert.