In mehreren südafrikanischen Provinzen sorgt ein heftiger Wintereinbruch aktuell für ungewöhnliche Szenen – und ernste Probleme. Straßen sind vielerorts unpassierbar, wichtige Verkehrsverbindungen wie die Fernstraße N2 wurden gesperrt. Der südafrikanische Wetterdienst hat für mehrere Gemeinden in der Provinz Eastern Cape die zweithöchste Warnstufe ausgerufen – es drohen Überflutungen und Erdrutsche sowie gefährliche Schneefälle.
Die Folgen der großen Schneemengen sind dramatisch: Mindestens zwölf Menschen kamen bislang ums Leben, viele weitere werden vermisst. In der Stadt Mthatha erfassten Fluten Häuser und Autos, ein Schulbus mit Kindern wurde weggeschwemmt. Drei Kinder, die sich an Bäumen festgeklammert hatten, mussten gerettet werden. Auch an der Küste, wie in der Provinz KwaZulu-Natal, sorgen hohe Wellen und starke Winde für gefährliche Bedingungen, besonders für kleinere Häfen und Boote.
Extreme Kältewelle in Südafrika: Selten, aber nicht beispiellos

Die aktuelle Kältewelle ist besonders großflächig und intensiv. Selbst in tiefer gelegenen Regionen, wo Schnee selten ist, türmen sich die Schneemassen. Viele Menschen waren auf die Wetterlage nicht vorbereitet, das Stromnetz ist vielerorts überlastet, Notunterkünfte wurden eingerichtet.
Schneefälle in Südafrika sind selten, aber kein Novum. In Johannesburg, der Wirtschaftsmetropole des Landes, schneit es im Schnitt etwa alle zehn Jahre – zuletzt im Juli 2023 und davor 2012, 2006 und 1981. Auch in den Drakensbergen und im Königreich Lesotho kommt es regelmäßig zu Schneefällen. Schneestürmen wie derzeit gab es jedoch nur vereinzelt in den letzten Jahrzehnten.
Auch in anderen Teilen Afrikas sind Schneefälle extreme Ausnahmen, wie der legendäre Schneesturm in der algerischen Sahara 1979, vereinzelt schneite es auch etwa 2012, 2016 und 2018. Doch die Häufigkeit von Schnee in der Sahara hat in den letzten Jahren zugenommen – ein Phänomen, das Fachleute aufhorchen lässt. So wurde etwa in der algerischen Stadt Aïn Séfra nach 1979 erst 2016 wieder Schnee dokumentiert, seither jedoch fast jährlich, wenn auch nicht immer in großen Mengen.
Zunehmende Wetterextreme durch den Klimawandel?
Meteorologinnen und Meteorologen weisen darauf hin, dass der Klimawandel weltweit zu einer Zunahme von Wetterextremen führt – sowohl zu Hitzewellen als auch zu ungewöhnlich starken Kälte- und Niederschlagsereignissen. Denn er verschiebt Klimazonen und verändert Niederschlagsmuster. In den Wüstenregionen Afrikas beispielsweise führen veränderte Luftströmungen, Temperaturunterschiede und Feuchtigkeitsverteilungen dazu, dass auch Kälte und Feuchtigkeit gelegentlich zusammentreffen – die Voraussetzung für Schnee. Auch die Zunahme ungewöhnlicher Wetterereignisse in Südafrika könnte mit den Effekten des Klimawandels zusammenhängen.
Dort beginnt zwar der Winter, doch die aktuelle Kältewelle überrascht viele Menschen und stellt das Land vor große Herausforderungen. Die Ereignisse verdeutlichen, wie sensibel auch Regionen der Südhalbkugel auf globale Klimaveränderungen reagieren – mit potenziell gravierenden Folgen für Infrastruktur, Landwirtschaft und Bevölkerung.