Das Wolkenband, das sich Ende April über Island schob, bildete auffällige Wellen. Fein säuberlich aneinandergereiht zogen die Wolkenformationen über den Atlantik, als der Nasa-Satellit Landsat 8 sie fotografierte. Dass Wolkenbänder solche Wellen formen, ist erst einmal nicht ungewöhnlich. Sie entstehen, wenn sich Luftmassen über topographische Hindernisse wie hohe Berggipfel oder Eisberge schieben müssen. Zwar könnte dies auch die Ursache für die wellenförmigen Wolken über Island sein, jedoch weist die Nasa auf einen anderen, möglichen Zusammenhang hin: den Ausbruch des Vulkans Fagradalsfjall.
Denn wenige Stunden nachdem Landsat 8 seine Fotos bei Tageslicht geschossen hatte, fotografierte der Satellit dasselbe Gebiet erneut, dieses Mal bei Nacht und im Infrarotlichtbereich. Im Herzen der wellenförmigen Wolkendecke schimmerte rot leuchtend der Vulkan Fagradalsfjall hindurch.
Bereits Ende März war der Vulkan auf dem südwestlichsten Ausläufer Islands ausgebrochen, spuckte immer wieder heiße Lava. Ende April warf einer der Vulkankegel dann Lavafontänen mehrere Hundert Meter hoch in die Luft – kurz bevor die Aufnahmen des Landsat 8 entstanden.
Eruptionen pulsierten beim Vulkanausbruch
Es sei sehr wahrscheinlich, dass der Dichteunterschied zwischen der vom Vulkan erwärmten Luft und der Umgebung dafür verantwortlich ist, dass Turbulenzen entstanden sind, sagt Jean-Paul Varnier, Atmosphärenforscher der Nasa.
Throstur Thorsteinsson, Professor für Geowissenschaften an der Universität Island, pflichtet bei. Anfang Mai habe er erneut verstärkte Vulkanaktivität beobachtet: Die Eruptionen pulsierten regelrecht, in minutenlangen Intervallen. Diese Impulse haben ein einzigartiges Muster geformt, das auf Satellitenbildern gut zu erkennen ist.
Anfang April hatten sich zwei neue Felsspalten am Fagradalsfjall aufgetan, was zahlreiche Forscher, aber auch Schaulustige und Hobbyfilmer angelockte, fasziniert von der größten vulkanischen Aktivität in jüngster Vergangenheit.