Der Kilauea gilt als einer der aktivsten Vulkane weltweit. Seit Dezember 2024 kommt es beinahe wöchentlich zu Eruptionen. Die aktuelle Ausbruchsserie bringt nicht nur spektakuläre Lavafontänen mit sich, sondern hat nun auch zu einem seltenen Phänomen geführt, das selbst erfahrene Vulkanforscher und Wissenschaftlerinnen ins Staunen versetzt. Videoaufnahmen zeigen einen sogenannten "Vulnado", der sich direkt am Kraterrand in den Himmel schraubt.
Phänomen Vulnado
Ein Vulnado ist ein Wirbelwind, der im Umfeld eines Vulkanausbruchs auftritt. Geologisch betrachtet entsteht ein Vulnado aufgrund starker Temperaturunterschiede, wenn Lavafontänen von heißer Luft auf kältere, umgebende Luftmassen treffen. Dabei entstehen starke Luftturbulenzen, die einen rotierenden Luftschlauch – ähnlich einem Tornado – formen.
Dieses seltene Naturschauspiel wurde Anfang September am Kilauea auf Hawaii mehrfach dokumentiert, etwa von der US-Geologiebehörde, und verbreitet sich mittlerweile weltweit als Video im Netz. Auf verschiedenen Videoaufnahmen ist zu beobachten, wie die bis zu 100 Meter hohen Lavafontänen am Halemaʻumaʻu-Krater des Kilauea von einem Vulnado gesäumt werden, der sich über dem dampfenden Krater dreht. Während die direkte Gefahr durch die Lava am Halemaʻumaʻu-Krater gering ist – das Eruptionsgebiet liegt in einem geschützten Nationalpark –, können austretende Gase und Smog durchaus gesundheitliche Probleme verursachen. Die US-Erdbebenwarte mahnt daher vor möglichen Atemwegsproblemen in der Region.
Auch bei anderen Vulkanen selten
Obwohl der Kīlauea zu den aktivsten Vulkanen weltweit zählt und regelmäßig Lavafontänen und Eruptionen produziert, sind Beobachtungen von Vulnados dort historisch sehr selten und wurden erst in jüngster Zeit durch moderne Beobachtungstechniken eindeutig erfasst. In historischen Dokumentationen tauchen Vulnados praktisch nicht auf – ihre Sichtung ist meist ein Nebenprodukt besonders günstiger meteorologischer und geologischer Verhältnisse.
Auch an anderen Vulkanen sind Vulnados außergewöhnlich. Es gibt nur wenige dokumentierte Fälle weltweit, etwa am Eyjafjallajökull auf Island oder bei einzelnen Ausbrüchen in Indonesien, doch bleiben solche Wirbelwindphänomene die Ausnahme. Die weitaus häufigeren Begleiterscheinungen sind Aschesäulen, Pyroklastenwolken und Gasfahnen.