"Bienenfreundliche" Pflanzen verkaufen sich gut. Aber sind sie auch wirklich bienenfreundlich? Offenbar nicht in jedem Fall. Das zeigt eine Recherche des BUND Niedersachsen. Die Natur- und Umweltschützenden gingen in 43 niedersächsischen Baumärkten, Supermärkten und Gartencentern einkaufen, sammelten 85 Pflanzen ein – und ließen die Proben im Labor auf giftige Rückstände von Pestiziden untersuchen. Das Ergebnis: Fast alle der Proben enthielten Pflanzenschutzmittel, darunter auch verbotene Substanzen. Nur drei der Proben erwiesen sich als unbelastet.
Anstatt Insekten etwas Gutes zu tun, wie die Deklaration als "bienenfreundlich" suggeriert, schade man den Tieren, kritisiert der BUND Niedersachsen. Im Unterschied zu "bio" ist die Bezeichnung "bienenfreundlich" gesetztlich nicht geschützt. Verbraucherinnen und Verbraucher könnten dadurch getäuscht werden, meint der BUND.
Und betroffen seien nicht nur Insekten: In 33 Fällen seien auch Stoffe nachgewiesen worden, die beim Menschen möglicherweise Krebs auslösen, die Fruchtbarkeit und das Erbgut schädigen können, darunter Epoxiconazol und Propiconazol. Selbst getestete Küchenkräuter wie Rosmarin und Bohnenkraut wiesen auffallend hohe Pestizidbelastungen auf, teilt der BUND Niedersachsen mit.
Alle Proben wurden auf rund 600 Einzelsubstanzen getestet. Berücksichtigt wurden neben den gefundenen Konzentrationen auch deren Schädlichkeit für Menschen, Fluginsekten, Wasser- und Bodenorganismen. Schon im vergangenen Jahr hatte ein stichprobenartiger Test des BUND Hannover ergeben: Fast alle der analysierten Proben enthielten Pestizide. Auf zwei Drittel der Pflanzen fanden sich sogar fünf und mehr verschiedene Substanzen.
Pestizide tragen zum Artensterben bei und schaden der menschlichen Gesundheit
"Pestizide tragen zum weltweiten Artensterben bei, was langfristig durch fehlende Insekten unsere Ernährungssicherheit bedroht", sagt Dr. Bernd Alt, Pestizidzuständiger beim BUND Hannover. "Zudem stehen sie im Verdacht, schwerwiegende Krankheiten auszulösen. Besonders betroffen sind hierbei Landwirt*innen, die im direkten Kontakt mit Pestiziden arbeiten und dadurch ein erhöhtes Risiko haben, zum Beispiel an Parkinson zu erkranken."
Befragungen an den Verkaufsstellen ergaben zudem, dass das Wissen der Mitarbeitenden im Einzelhandel über die Produktion in den Lieferbetrieben gering ist – oder ganz fehlt.
Bernd Alt empfiehlt Menschen, die in ihrem Garten oder auf ihrem Balkon Bienen und anderen Insekten wirklich etwas Gutes tun wollen, Kräuter und Blumen in Bioqualität zu kaufen – oder in einer Gärtnerei, von der man weiß, dass sie so gut wie keine Pestizide einsetzt. "Nachfragen ist aber in jedem Fall eine gute Idee", sagt Alt, "damit der Betrieb merkt, was die Kundschaft interessiert." Auch auf Pflanzenbörsen könne man fündig werden, auf denen auch Biobetriebe vertreten sind. Schließlich sei auch der Austausch von Ablegern aus gesichert pestizidfreien Gärten aus der Nachbarschaft, von Freunden, Kollegen oder Verwandten eine gute Option.