Berufskrankheit Parkinson durch Pestizide: Wie die Agroindustrie Bauern im Stich lässt

  • von Max Wochinger
Landwirtschaftsmeister Hubert Roßkothen sprühte auf seine Maisäcker auch Wirkstoffe, die heute verboten sind, darunter Atrazin. Der Stoff erhöht das Risiko, an Parkinson zu erkranken
Landwirtschaftsmeister Hubert Roßkothen sprühte auf seine Maisäcker auch Wirkstoffe, die heute verboten sind, darunter Atrazin. Der Stoff erhöht das Risiko, an Parkinson zu erkranken
© Max Wochinger (li.), Heinz Kühbauch / imageBROKER / picture alliance (re.)
Seit 2024 ist "Parkinson durch Pestizide" in der Landwirtschaft als Berufskrankheit anerkannt. Bezahlen müssen das die Bauern – mit höheren Beiträgen zur Sozialversicherung

Hubert Roßkothen scheut den dunklen Heizungsraum. Seit Jahren war er nicht mehr hier. Nicht, weil er die Dunkelheit hier unten meidet oder den miefigen Geruch. Es sind die Kanister mit Pestiziden, die ihm Angst machen: Der Landwirt aus dem oberbayerischen Niedertaufkirchen leidet an Parkinson – und die Pflanzenschutzmittel im Keller stehen im Verdacht, ihn krank gemacht zu haben. Der Gang in den Heizungskeller ist die Konfrontation mit dem Nervengift, das er jahrelang auf seine Felder gesprüht hat.  

Roßkothen, 62, ist ein groß gewachsener Bauer – oder eher das, was davon übrig geblieben ist. Er geht gebückt, seine Bewegungen sind schwerfällig, die wuchtigen Hände hat er in den Jackentaschen; sie stecken wie zwei Prothesen an seinen Armen. Jahrzehntelang führte er seinen Milchviehbetrieb, jetzt kann er höchstens noch ein paar Stunden im Traktor sitzen – mehr geht nicht mit seiner unheilbaren Nervenkrankheit.

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