Neue Studie Pestizide im Obst: Abwaschen reicht oft nicht

Wassertropfen auf der glänzenden Oberfläche eines roten Apfels auf schwarzem Hintergrund
Pestizide auf Äpfeln lassen sich nicht vollständig durch Abwaschen entfernen
© Satakorn / Adobe Stock
Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft steigt weltweit an. Inzwischen finden sich Rückstände der gefährlichen Pflanzenschutzmittel in vielen Obst- und Gemüsesorten. Eine neue Studie zeigt, dass diese auch nach gründlichem Abwaschen in den Lebensmitteln verbleiben und wie man die Schadstoffe trotzdem vermeiden kann

Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft soll Kulturpflanzen und pflanzliche Produkte unter anderem vor Schädlingen schützen, um so einen hohen Ertrag zu gewährleisten. Reste der Pflanzenschutzmittel bleiben jedoch oft an den Lebensmitteln haften und können durch die Schale eindringen. Diese nehmen wir dann beim Verzehr in uns auf, sie können gesundheitsschädlich sein. Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) empfiehlt das gründliche Waschen von pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse, um oberflächlich anhaftende Kontaminationen zu entfernen. Neue Forschungsergebnisse der Universität Hefei in China konnten nun nachweisen, dass das jedoch nicht ausreicht, da die Pestizide auch ins Fruchtfleisch eindringen. Das Schälen der Frucht sei allerdings ein wirkungsvolles Mittel, um die Aufnahme von Pestiziden zu verringern, so die Studienergebnisse, die kürzlich in der Fachzeitschrift "Nano Letters" der American Chemical Society veröffentlicht wurden. 

Zum Nachweis der Pestizide verwendeten die Forschenden die sogenannte Raman-Spektroskopie. Dabei wird die Streuung von Licht an Molekülen dazu verwendet, deren chemische Struktur und Zusammensetzung zu bestimmen. Das Team um Professor Dongdong Ye entwickelte für die Studie ein neues flexibles Material, das es um Äpfel wickelte, um die Signale der Lichtstreuung zu verstärken. Dadurch ließen sich auch kleinste Mengen von Pestiziden nachweisen. Diese befanden sich nicht nur auf der Schale der Früchte, sondern bis zu 0,03 Millimeter (30 Mikrometer) darunter. Durch Schälen der Äpfel nahm die Pestizidbelastung der Äpfel deutlich ab. "Daher kann das Risiko der Aufnahme von Pestiziden durch Früchte nicht allein durch Waschen, sondern durch Schälen vermieden werden", schlussfolgerten die Autorinnen und Autoren. 

Apfelbäume werden in Deutschland am häufigsten gespritzt

Pro Jahr werden weltweit etwa vier Millionen Tonnen Pestizide eingesetzt – Tendenz steigend, das zeigen Auswertungen im "Pestizidatlas 2022". Er wird von der Heinrich-Böll-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dem Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) und der Monatszeitung "Le Monde Diplomatique" veröffentlicht. Knapp die Hälfte davon sind Herbizide, die gegen Unkraut wirken, gefolgt von Insektiziden gegen Insekten und Fungiziden gegen Pilze und Sporen. Darüber hinaus gibt es weitere Pflanzenschutzmittel etwa gegen Milben, Fadenwürmer, Schnecken und Nagetiere.

Auch in Deutschland werden jährlich bis zu 35.000 Tonnen Pestizide verwendet, oft beim Wein- und Hopfenanbau. Das entspricht etwa einem halben Kilogramm Pflanzenschutzmittel pro Einwohner. Apfelbäume werden in Deutschland allerdings mit Abstand am häufigsten gespritzt – ca. 20 bis 30 Mal pro Saison. 

Rückstände von Pestiziden auf und in Lebensmitteln lassen sich auch bei sachgemäßer Anwendung der Pflanzenschutzmittel oft nicht vermeiden. Das Schälen der Früchte ist demnach eine wirkungsvolle Methode, die Pestizidaufnahme zu reduzieren. Dadurch gehen jedoch oft wertvollen Inhaltsstoffe der Äpfel verloren: Bis zu 70 Prozent der Vitamine befinden sich in und unmittelbar unter der dünnen Schale der Frucht. Eine einfache Alternative zum Schälen gibt es dennoch: Bio-Obst und -Gemüse. Bei dessen Anbau sind chemisch-synthetische Pestizide weitestgehend verboten.