Bei Ausgrabungen in dem italienischen Thermalort San Casciano dei Bagni hat ein Archäologenteam 24 außergewöhnlich gut erhaltene Bronzestatuen aus der Antike entdeckt. Den Expert*innen zufolge ist der Fund eine Sensation: "Die Entdeckung wird Geschichte schreiben", sagte der für die Ausgrabungen verantwortliche Archäologe Jacopo Tabolli am Dienstag. Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano sprach von einem "Schatz".
Die Statuen in dem Ort in der Region Toskana wurden zwei Jahrtausende lang durch den Schlamm und das bis zu 42 Grad heiße Wasser der Thermen geschützt. Einige von ihnen sind fast einen Meter hoch. Sie stammen den Angaben zufolge aus der Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert vor und dem 1. Jahrhundert nach Christus, die von etruskischen und römischen Einflüssen geprägt war. Neben den Statuen wurden noch rund 5000 Münzen in Gold, Silber und Bronze gefunden.

Die Funde lagen in einem Brunnen des ehemaligen römisch-etruskischen Heiligtums. Archäolog*innen zufolge stellen die Statuen die an diesem heiligen Ort verehrten Gottheiten dar, darunter Hygieia und Apollo. Entdeckt wurden aber auch bronzene Organe und Körperteile, etwa Beine, Gebärmütter oder Penisse, für die eine Heilung durch das Thermalwasser von den Göttern erbeten wurde.
Bei dem Komplex handelte es sich wohl um eine Mischung aus Tempel und Kurort, an dem gebetet, gebadet und den Orakeln der Priester gelauscht worden sei.
"Einer der bedeutendsten Funde des Mittelmeerraums"
Experten stellten Vergleiche an mit den berühmten Bronzefiguren von Riace, einer der bedeutendsten Entdeckungen der Archäologie. Die zwei Statuen aus dem 5. Jahrhundert vor Christus waren 1972 vor der Küste Kalabriens im Meer entdeckt worden. Sie gehören zu den wenigen noch erhaltenen, lebensgroßen Bronzestatuen aus der griechischen Antike.

Laut einer Pressemitteilung des italienischen Kultusministeriums ist San Casciano dei Bagni in der Toskana die größte Fundstätte von Bronzestatuen der Etrusker- und Römerzeit in Italien – und eine der bedeutendsten des gesamten Mittelmeerraums.
Die Ausgrabungen an dem historischen Thermalort hatten 2019 begonnen. Die Funde sollen nun in einem Museum im Dorf San Casciano der Öffentlichkeit präsentiert werden, auch ein ärchäologischer Park ist in Planung.