Bis zum Sieg kämpfen wollen diese Demonstranten, so steht es zumindest auf einem ihrer Plakate. Sollten sie tatsächlich irgendwann triumphieren, dann würde dies vermutlich die Vernichtung Israels bedeuten.
Aufgerufen zu der Protestveranstaltung in London hat ein Mann, dessen Gesicht und schwarzer Turban an diesem 15. Juni 1985 allgegenwärtig sind. Ajatollah Chomeini, Oberster Führer der Islamischen Republik Iran. Gut sechs Jahre zuvor, im Frühjahr 1979 haben er und seine Anhänger den iranischen Herrscher, den Schah, gestürzt und die Monarchie durch einen Gottesstaat ersetzt.
Zugleich vollziehen sie damals eine radikale Kehrtwende gegenüber Israel. Während der Schah enge Beziehungen zum jüdischen Staat unterhielt, beide Länder sogar gemeinsam Militärraketen entwickelten ("Project Flower"), bricht Chomeini mit dem einstigen Verbündeten. Er kündigt alle Verträge mit Israel, verdammt die israelische Besetzung palästinensischer Gebiete, spricht dem Land das Existenzrecht ab. Und übergibt das Gebäude der israelischen Gesandtschaft publikumswirksam an die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO).
Chomeini bezeichnet Israel als "Krebsgeschwür"
Fortan gehört der Hass auf den "Kleinen Satan" Israel, wie das Land in der iranischen Propaganda genannt wird, zur Staatsräson. Genauso wie der Kampf gegen den "Großen Satan", die USA. Mehr noch: Im August 1979 ruft Ajatollah Ruhollah Chomeini einen anti-israelischen Gedenktag ins Leben, den "al-Quds-Tag" (nach dem arabischen Namen für Jerusalem). Als Zeichen der Solidarität mit den Palästinensern, so Chomeini, sollen die Muslime in aller Welt künftig am letzten Tag des Fastenmonats Ramadan auf die Straße gehen. Und viele tun es, auch im fernen London.
Dass Chomeini von friedlicher Koexistenz mit Israel nichts hält, daraus macht der Revolutionsführer keinen Hehl. Schon früher hat er das Land als "Krebsgeschwür" bezeichnet. Nach seiner Machtübernahme nutzt er die scharfe Rhetorik gegen den jüdischen Staat auch, um seinem noch instabilen Regime mehr Prestige in der islamischen Welt zu verschaffen, Teherans Einfluss im Nahen Osten zu stärken.
Als Israel 1982 in den libanesischen Bürgerkrieg eingreift und in den Süden des Landes einmarschiert, sendet Chomeini iranische Revolutionsgarden nach Beirut, um die dortigen schiitischen Kämpfer zu unterstützen. Zwischen der mehrheitlich schiitischen Bevölkerung Irans und den Schiiten des Libanons existieren seit Jahrhunderten enge Verbindungen; nun erwächst ein gegen Israel gerichtetes Bündnis von Teheran und der noch jungen libanesischen Hisbollah-Miliz.
Iran versorgt die Hisbollah (der Name bedeutet so viel wie "Partei Gottes") fortan mit Geld und Waffen, fördert so den Aufstieg der Miliz, die sich als Verteidiger gegen die israelischen Invasoren inszeniert. Den Abzug Israels aus dem Südlibanon im Jahr 2000 feiern Iran und die Hisbollah als Triumph. Doch auch danach setzt die Miliz ihre Attacken gegen Israel fort. Bis heute gilt sie als verlängerter Arm Teherans.
Und so stehen sich Iran, Hisbollah und Israel auch in jenem Konflikt gegenüber, der seit dem Überfall der palästinensischen Hamas auf Israel im Oktober 2023 immer weiter eskaliert. Und der im Juni 2025 schließlich zu Kampfhandlungen zwischen Israel und Iran geführt hat, die einen großen Krieg im Nahen Osten zur Folge haben könnten.