Hebron, 25. Februar 1994. Ein Wintertag im besetzten Westjordanland. Der islamische Fastenmonat Ramadan ist auf seinem Höhepunkt. Kurz nach 5.00 Uhr morgens, es ist noch dunkel, verklingt der Ruf des Muezzins von der Ibrahimi-Moschee. Etwa 800 Gläubige haben sich zum Gebet versammelt. Auf diesen Moment hat Baruch Goldstein gewartet. In seiner Uniform eines Reserveoffiziers der israelischen Armee nähert er sich dem Gotteshaus. Der dichte Bart weist ihn als religiösen Juden aus. In der Hand hält er ein Sturmgewehr.
Die Ibrahimi-Moschee ist umfasst von rund 2000 Jahre alten Mauern eines jüdischen Heiligtums, hinter denen Kreuzfahrer eine Kirche bauten, die später Muslime ihrem Gott weihten. Ein sakraler Ort: In einer Höhle unter der Kultstätte sollen einst die Patriarchen Israels bestattet worden sein: Abraham, Isaak und Jakob. Auch den Muslimen gilt Abraham als Stammvater, Isaak und Jakob sind für sie Propheten. Seit der israelischen Eroberung Hebrons 1967 nutzen Juden einen Teil des Heiligtums als Synagoge. Ein fragiles Arrangement; immer wieder kommt es zu Streit. Israelische Armeeposten und einige Polizisten sollen für Sicherheit sorgen.
An diesem frühen Morgen aber sind die Polizisten verspätet, wie so oft. Und die Soldaten stehen weit entfernt voneinander. Baruch Goldstein tritt in den Eingang der Moschee und schiebt mit dem Gewehrkolben einen arabischen Wachmann beiseite.
Dann steht er im Rücken Hunderter betender Araber. Und drückt ab.