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Beethovens Locken DNA-Analysen geben neue Einblicke in den Tod Ludwig van Beethovens

Gemälde Ludwig van Beethovens
Ludwig van Beethoven (1770-1827) hat in seinen 56 Lebensjahren rund 340 Werke hinterlassen
© IMAGO / Gemini Collection
Der Tod und die Erkrankungen von Ludwig van Beethoven lassen Fachleute bis heute nicht los. Nun bringen Haar-Analysen neue Hinweise

Mit Hilfe originaler Haarlocken hat ein Forscherteam das Erbgut von Ludwig van Beethoven untersucht und Schlussfolgerungen zum Tod des Musikgenies gezogen. Demnach hatte Beethoven eine erblich bedingte Anfälligkeit für Leberzirrhose und war in den Monaten vor seinem Tod mit Hepatitis B infiziert, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Fachblatt "Current Biology" schreiben.

In Verbindung mit seinem Alkoholkonsum dürften diese Faktoren demnach zu fortschreitendem Leberversagen geführt haben, an dem der Meister am 26. März 1827 im Alter von 56 Jahren starb.

Beethoven kam 1770 in Bonn zur Welt, später zog er nach Wien. Er gilt als einer der bedeutendsten Komponisten der Musikgeschichte, aus seiner Feder stammen unter anderem "Für Elise" und die Melodie der Europahymne ("Ode an die Freude") aus dem letzten Teil seiner berühmten 9. Symphonie.

Mehrere Gewebeproben einschließlich Haaren untersucht

Fachleute machen sich seit Beethovens Tod Gedanken über seine Krankheiten und deren Ursachen. Dabei konzentrierte man sich hauptsächlich auf historische Dokumente, etwa Beethovens Briefe und Tagebücher, Aufzeichnungen seiner Ärzte und einen Autopsie-Bericht. Zudem seien mehrere Gewebeproben einschließlich Haaren untersucht worden - die zumindest zum Teil gar nicht vom Komponisten stammen, wie die Forschenden, unter anderem vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI EVA), dem Uniklinikum Bonn und dem Beethoven-Haus Bonn, nun schreiben.

Aus dieser Locke wurde Beethovens gesamtes Genom sequenziert
Aus dieser Locke wurde Beethovens gesamtes Genom sequenziert
© Kevin Brown

Die Gruppe analysierte insgesamt acht angeblich von Beethoven stammende Haarsträhnen aus seinen letzten Lebensjahren, die von öffentlichen und privaten Sammlungen zur Verfügung gestellt wurden. Fünf davon stufte das Team als authentisch ein und sequenzierte Beethovens Erbgut anhand der besterhaltensten, der sogenannten Stumpff-Locke. Dabei fanden sie "eine Reihe bedeutender genetischer Risikofaktoren für eine Lebererkrankung", wie es in einer Mitteilung des Uniklinikums Bonn heißt.

Hepatitis-B-Viren im Haar Beethovens entdeckt

Zudem fand das Team in Beethovens Haaren DNA von Hepatitis-B-Viren. Diese können eine Leberentzündung auslösen und werden unter anderem beim Sex oder durch kontaminiertes OP-Werkzeug übertragen. "Wir können nicht mit Sicherheit sagen, woran Beethoven gestorben ist, aber wir können jetzt zumindest das Vorhandensein eines erheblichen erblichen Risikos für eine Leberzirrhose und eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus belegen", sagte Johannes Krause vom MPI EVA laut Mitteilung.

Die Forschenden suchten im Erbgut auch nach Ursachen für zwei weitere Leiden des Meisters - wurden aber nicht wirklich fündig. So hatte Beethoven ab Ende 20 mit zunehmender Schwerhörigkeit zu kämpfen. Die letzten Jahre seines Lebens war er komplett taub. Die DNA-Analysen erbrachten aber keinen klaren Anhaltspunkt für eine genetische Ursache für den Hörverlust.

Auch auf Beethovens langanhaltende Magen-Darm-Beschwerden mit Schmerzen und Durchfall fanden sich keine Hinweise in seinem Erbgut. Gluten- und Laktoseintoleranz können aber höchstwahrscheinlich als Ursachen ausgeschlossen werden können, wie die Uniklinik schreibt.

Alkoholsucht und Leberleiden

Die Studienautoren machen sich zudem Gedanken darüber, inwieweit Beethovens Alkoholkonsum zu seinem Leberleiden beitrug. "Beethovens "Konversationshefte", die er im letzten Jahrzehnt seines Lebens benutzte, legen die Vermutung nahe, dass er sehr regelmäßig Alkohol konsumierte" sagte Mitautor Tristan Bregg von der Universität Cambridge laut Mitteilung. Die genauen Mengen zu bestimmen, sei aber schwierig. "Unserer Einschätzung nach dürfte es sich immer noch um Alkoholmengen gehandelt haben, von denen man heute weiß, dass sie für die Leber schädlich sind."

Das untersuchte Erbgut Beethovens gibt der Studie zufolge Hinweise darauf, dass es in Beethovens väterlicher Linie seit den 1570er Jahren ein Kind aus einer außerehelichen Beziehung gegeben haben muss. Hinweise, dass Beethoven selbst ein Kuckuckskind gewesen sei, habe man aber nicht gefunden, so die Forscher.

dpa

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